FED leitet mit Zinsanhebungen die nächste Rezession ein

21.03.2022 18:23 von Markus Blaschzok

Die US-Notenbank begann am Mittwoch, angesichts der aktuell historisch hohen Inflation von 7,9%, mit einem neuen Zinsanhebungszyklus. Der Krieg in der Ukraine war ein willkommener Sündenbock, um den Leitzins nicht um 50 Basispunkte, sondern nur um einen viertel Prozentpunkt anzuheben. Der reale Leitzins und damit die Rate, mit der Sparbücher, Renten und Vermögen jährlich enteignet werden, liegt damit bei -7,65%. Als die Inflation in den USA zuletzt so hoch war, lag der Leitzins bei 13%. Dies zeigt, wie weit sich die planwirtschaftliche Preisfixierung im staatlichen Geldmonopol von der Preisfindung in einem freien Markt entfernt hat. Die FED plant für dieses Jahr sechs weitere Zinsanhebungen auf etwa 2%, was noch immer viel zu wenig und weit von dem entfernt ist, was der Markt fordert.

Wie die Wirtschaftsgeschichte zeigt, würden die Zinsen in einem freien Markt etwa 4% über der Inflationsrate liegen. Nach der alten Berechnungsmethode der Inflationsrate bis 1980 stiegen die Konsumentenpreise in den USA im letzten Jahr sogar um 16% an. Dieser Anstieg der Konsumentenpreise war damit höher als in der Stagflation der siebziger Jahre und der Höchste, seit dem zweiten Weltkrieg. Die Leitzinsen in den USA müssten längst bei 20% anstatt bei 0,25% liegen. Die Notenbanken scheuen jedoch jeden Zinsschritt, denn ihre durch Planwirtschaft, Regulierung und Subventionierung geschaffene Frankenstein-Ökonomie mit Zombie-Banken, Zombie-Staaten und Zombie-Unternehmen, die eigentlich schon längst bankrott sein müssten, würde sofort in sich zusammenbrechen.

Reale Negativzinsen sind eine verdeckte Enteignung, durch die die Gesellschaft sukzessive verarmt. Seit 2020 ist das Spiel der Notenbanken jedoch aus, da man durch die ständigen Eingriffe in die Weltwirtschaft gigantische Blasen an Fehlallokationen geschaffen hat, die man durch das Erreichen der Nullzinsen nicht weiter aufblasen kann. Die Politik hat sich durch ihre Eingriffe in den Markt in eine Ecke gepinselt, sodass ihr nur noch zwei Auswege bleiben:

Entweder brechen das Fiat-Geldsystem und die Planwirtschaft sofort in sich zusammen oder man druckt weiter und verlangsamt den wirtschaftlichen Kollaps, wodurch der Schaden für Wohlstand und Gesellschaft maximiert wird. Da sich die Mächtigen und die Politik selbst noch immer am nächsten sind, wird man weiterhin die Inflation wählen und versuchen in den Jahren des Zusammenbruchs durch totalitäre Maßnahmen die eigene Macht zu sichern und auszubauen. Bis Ende des Jahrzehnts werden all die potemkinschen Dörfer niedergebrannt sein und die destruktiven Folgen staatlicher Wirtschafts- und Geldpolitik für jedermann in einer heute noch undenkbaren Armut sichtbar werden.

Als US-Notenbankchef Jerome Powell in seiner Rede nach dem Zinsentscheid behauptete, die US-Wirtschaft sei sehr stark, log er, denn er brauchte eine Rechtfertigung für die Zinsanhebung und zudem muss er das dumme Geld an der Börse binden. Die Wahrheit ist, dass es in der westlichen Welt aktuell weder ein echtes Wirtschaftswachstum noch steigenden Wohlstand gibt und geben wird in den nächsten Jahren steigender Marktzinsen. Wenn, dann handelt es sich bei vermeintlichem Wachstum um eine monetäre Illusion durch inflationär verzerrte Wirtschaftsdaten. Aktuell hört man jedermann von Stagflation sprechen, wobei diese besonders in der staatlichen Berichterstattung euphemistisch als stagnierende oder leicht wachsende Wirtschaft mit Inflation definiert wird. Dies ist falsch und dient der Beeinflussung des Sentiments.

Die richtige Definition einer Stagflation ist eine stagnierende oder rezessive Wirtschaftsentwicklung bei gleichzeitiger Inflation. Nach der Konjunkturtheorie der Österreichischen Schule der Nationalökonomie gehen Stagflation und Rezession zwingen einher, was beispielsweise auch die drei offiziellen Rezessionen während der ersten Stagflation der siebziger Jahre zeigt. 

Bis dahin war dieses Phänomen in Zeiten des Goldstandards und des Gold-Dollar-Standards unbekannt, denn jede Bereinigung von Fehlallokationen eines künstlichen Booms (Rezession) ging mit einer Kontraktion der Geldmenge, also einer Deflation, einher. Stagflation, eine Rezession gepaart mit Inflation, ist daher ein relativ neues Phänomen in der Wirtschaftsgeschichte und nur in einem Fiat-Geldsystem möglich, in dem eine Währung durch nichts gedeckt ist und die Notenbanken so die Geldbasis jederzeit ausweiten können.

Falsche Hoffnungen der Anleger

Durch die positive Neudefinition des Begriffs der Stagflation versuchen Börsenmoderatoren, die meist in Verbindung mit staatlichen Sendern stehen, das staatliche Narrativ zu verteidigen, wonach Inflation und staatliche Eingriffe gut für die Nachfrage und somit die Wirtschaft wären, um dem Markt so die Angst vor einer Rezession zu nehmen.

Während der Stagflation dümpelte der Dow Jones über 16 Jahre hinweg bei nominal 1.000 Punkten, wogegen dieser in Gold gerechnet um fast 95% eingebrochen war. Das Amüsanteste, was ich vergangene Woche aus der Mainstream-Börsenberichterstattung hörte, war, dass der S&P500 in der Stagflation der siebziger Jahre um 170% angestiegen wäre und damit stärker als die Konsumentenpreise in dieser Zeit. Wie folgender Chart der Rückberechnung (Den Index gibt es erst seit 1988) des S&P500 zeigt, handelte der Index, ebenso wie der Dow Jones, über 13 Jahre hinweg trendlos seitwärts unter hoher Volatilität. Diese Behauptung ist also Mumpitz und wer kein Trader ist und so nicht von einer volatilen Seitwärtsphase bis Ende des Jahrzehnts profitieren kann, wird wahrscheinlich den größten Teil seines Vermögens in dieser Zeit verlieren. Buy and Hold ist eine schlechte Strategie in einer Zeit steigender Zinsen und grassierender Inflation.

Über 13 Jahre konnte der Aktieninvestor in der Stagflation kein Geld am Aktienmarkt verdienen und verlor zur Inflation sogar sein Vermögen

Soweit ich weiß, war ich der einzige Ökonom, der die Stagflation kommen sah und dies bis 2019 in dutzenden Artikeln, Vorträgen, Videos und Interviews prognostizierte, sowie die Zusammenhänge und die Unausweichlichkeit dieser Entwicklung logisch aufzeigte. Da nur die Österreichische Schule eine Theorie für das Entstehen konjunktureller Auf- und Abschwünge hat, während die Masse der keynesianischen Wirtschaftswissenschaftler im Dunkeln tappen und sie als Marktversagen fehlinterpretieren, sahen auch nur wenige Ökonomen, meist österreichischer Prägung, eine große Rezession und Krise kommen.

Während im März 2020 der Konsens unter den Ökonomen noch bei einer langanhaltenden Aktienbaisse und einem Jahrzehnt der Nullzinsen lag, gab ich exakt zum Tief des angekündigten Crashs ein Kaufsignal für die Aktienmärkte, sowie die Edelmetalle und Minenaktien, während ich mich mit meinen Abonnenten auf steigende Zinsen und eine Baisse am Anleihenmarkt vorbereitete.

Das Ende der Reise steht längst fest und die einzige Frage, die sich noch stellt, ist, wie die Politik den weiteren Weg gestalten und welche Sündenböcke sie aus dem Hut zaubern wird. Die bisherigen Ereignisse haben gezeigt, dass unsere Vorstellungskraft oftmals zu begrenzt ist. Klar ist jedoch, dass sich der Goldpreis in den nächsten Jahren sehr wahrscheinlich noch einmal verdoppeln wird, während die inflationsbereinigten Aktienkurse am Standardaktienmarkt unter den steigenden Zinsen fallen werden, ebenso wie in der Stagflation der siebziger Jahre. Deshalb sollte jeder vorausschauende Anleger zumindest zu einem gewissen Teil in Gold und Silber investiert sein, da diese bereits in der Stagflation der siebziger Jahre glänzten, Vermögen bewahrten und neu erschufen.

Goldpreis korrigiert nach Erreichen eines neuen Allzeithochs

In Euro stieg der Goldpreis kürzlich auf 1.900 Euro je Feinunze an, was allein seit Anfang 2014, als Gold noch bei 875 Euro lag, einem Plus von 117% entspricht. Der Krieg in der Ukraine und die Angst vor einer Ausweitung dessen hatte den Goldpreis, nebst der Inflationsangst, zusätzlich auf dieses Hoch geschoben. Es ist daher nur normal, dass es nach diesem Panikhoch zu einer Korrektur kommt, weshalb der Goldpreis wieder auf 1.735 Euro gefallen hat. Die Terminmarktdaten des COT-Reports vom Freitag, enthüllten für Gold und die anderen Edelmetalle ein starkes Überangebot am physischen Markt bei teilweise stark überkauften Niveaus.

Durch die Hoffnung auf ein Ende des Krieges dürfte die Investmentnachfrage abgenommen haben, während andere Investoren die hohen Preise nutzten, um erst einmal Kasse zu machen. Gleichzeitig ist es möglich, dass die Notenbanken gezielt Gold am physischen Markt verkaufen, um einen zu starken Anstieg erst einmal auszubremsen, während Russland genötigt sein könnte, Gold zu verkaufen, da dessen Devisenreserven bei anderen Zentralbanken eingefroren wurden.

Der Goldpreis in US-Dollar fiel auf 1.922 US-Dollar, wobei Silber wieder das Niveau vor dem Kriegsausbruch bei 24,50 US-Dollar erreichte. Silber, das nicht nur ein Geldmetall ist, sondern auch ein Industriemetall, leidet ebenso wie die Industriemetalle Platin und Palladium unter einer sich abschwächenden Weltwirtschaft. Der Silberpreis wird erst mit weiterer Inflationsangst richtig durch die Decke gehen, wenn mehr Investoren in den sicheren Hafen von Gold und Silber flüchten, sodass die steigende Investmentnachfrage den Rückgang der industriellen Nachfrage bei Silber überkompensiert. Da der Silbermarkt relativ klein ist, wird es womöglich irgendwann einen Punkt geben, an dem selbst die Produzenten ihre Shortpositionen auflösen müssen, worauf der Preis durch die Decke gehen könnte. Ähnliches sahen wir erst kürzlich am Nickelmarkt, als der Preis aufgrund von Eindeckungen der Produzenten, die ihre künftige Förderung am Terminmarkt bereits verkauft hatten, um 250% angestiegen war, bevor der Handel ausgesetzt wurde. Ein Silberpreis von mehreren hundert US-Dollar ist in den nächsten sieben Jahren daher durchaus denkbar.

Der Palladiumpreis fiel in der letzten Handelswoche um 11,5% und war damit der große Verlierer unter den Edelmetallen. Erst stieg der Palladiumpreis im Vorfeld und mit Ausbruch des Krieges um 1.900 US-Dollar an, womit er sich mehr als verdoppelt hatte, nur um dann schnell wieder um 1.000 US-Dollar auf 1.400 US-Dollar zu fallen. Mittelfristig sehen wir aufgrund der aufziehenden neuen Rezession mehr Risiken für Palladium als Chancen, da Palladium und Platin bei schwacher industrieller Nachfrage stets mit starken Preisrückgängen reagieren. Insbesondere liegen die Gefahren bei Palladium, während sich die Situation am Platinmarkt aufgrund einer fortgesetzten Substituierung in der Industrie und einer breiteren Verwendung verbessern dürfte.

Die Edelmetalle fielen in der Woche der ersten Zinsanhebung seit drei Jahren

Technische Analyse zu Palladium: Historisch hohe Volatilität am Palladiummarkt

Terminmarkt: Der aktuelle COT-Report vom 18.03.2022

In der letzten Handelswoche zeigte sich extreme Schwäche am physischen Markt. Die Rezession scheint langsam erste Auswirkungen zu zeigen. Die Hamsterkäufe der Produzenten mit Kriegsausbruch sind scheinbar zum Erliegen gekommen, nachdem der Markt von einem baldigen Ende des Krieges aufgrund einer Niederlage oder einem Frieden mit einer möglichen Spaltung der Ukraine ausgeht. Nur bei einer weiteren Eskalation und/oder Sanktionen gegen Palladiumexporte aus Russland hat der Preis mittelfristig gute Chancen nach oben, da 40% der Weltproduktion aus Russland kommen. Die Minenindustrie läuft jedoch ohne Probleme weiter, weshalb das Angebot früher oder später auf den Markt kommen wird.

Mehr Risiko liegt in der sich abschwächenden Wirtschaft. Sobald die Angst vor einer neuerlichen Rezession bei den Produzenten angekommen ist, werden diese ihre Produktion verringern, worauf die Nachfrage nach Palladium für Katalysatoren abnehmen wird und so zu einem Überangebot führen kann, dass den Palladiumpreis wieder deutlich einbrechen lässt, wie in jeder Rezession bisher.

Zum Open Interest sind die COT-Daten nur im neutralen Bereich
Die Beteiligung der Spekulanten ist bisher nur moderat, weshalb der Preis aufgrund von Kriegsmeldungen nochmals stark schwanken könnte

Rückblick auf die letzten Monate:

  • Ende November hatten wir antizyklische Käufe bei 1.550 US-Dollar empfohlen. 
  • Am 14. Januar empfahl ich meinen Abonnenten Palladium bei Trendbruch in den nächsten Handelstagen zu kaufen mit dem Ziel bei 2.300 US-Dollar. Mitte Januar war es letztlich soweit und das Kaufsignal mit dem Ziel bei 2.300 US-Dollar war da. Am Nachmittag des 26. Januar empfahl ich die Gewinne in Höhe von 400 US-Dollar bei 2.350 US-Dollar mitzunehmen und wir schlossen diesen erfolgreichen kurzen Long-Trade, der ein sehr gutes Chance-Risiko-Verhältnis (CRV) hatte. 
  • Als Putin Luhansk und Donesk als unabhängige Staaten anerkannte und Friedenstruppen entsandte, lag ich mit meinen Abonnenten auf der Lauer, denn bei Kriegsausbruch würde ein bullischer Ausbruch aus der potenziellen Bullenflagge wahrscheinlich zu einem schnellen Anstieg auf 2.900 US-Dollar führen, da die COT-Daten stark überverkauft waren. Nur Tage später trat das Ereignis ein und der Palladiumpreis ging durch die Decke. Ich empfahl erste Teilgewinne bei 2.900$ mitzunehmen und dann weitere bei 3.200 US-Dollar. Ich warnte bereits vor einem deutlichen Rücksetzer und wir nahmen alle Gewinne mit.
  • Bei einem Rücksetzer unter 2.900 US-Dollar empfahl ich spätestens die letzte Longpositionen zu schließen und abzuwarten, da ein Rücksetzer stark ausfallen könnte.

Dieser Anstieg war einfach zu handeln, doch nun steht womöglich eine Zeit des Wartens und des Abseits stehen bevor. Es muss sich erst ein neues Setup mit einem guten bis sehr guten CRV (Chance-Risiko-Verhältnis) herausbilden, bevor wir wieder handeln können. Aktuell sind die Schwankungen von Angebot und Nachfrage am physischen Markt durch den Krieg und die aufziehende Rezession sehr stark und nur noch schwer zu prognostizieren. Ähnlich erging es uns nach dem Corona-Crash, als wir unsere Shortgewinne eindeckten und über ein Jahr hinweg kein gutes Setup für einen sicheren Trade mehr am Palladiummarkt fanden. Kurzfristig sollte man daher abwarten, bis sich eine gute neue Chance ergibt.

Palladium stieg um 1.900 US-Dollar an, nur um wieder um 1.000 US-Dollar zu fallen.

Nur Daytrader finden aktuell Chancen aufgrund der hohen Volatilität. Beispielsweise könnte man Rücksetzer an die Unterstützung bei 2.400 US-Dollar kaufen, wenn sich der Goldpreis stark hält und gleichzeitig das wirtschaftliche Umfeld noch stabil hält oder sich der Krieg ausweitet. Unter 2.400 US-Dollar muss jedoch ein konsequenter Stop-Loss liegen, damit man sich bei dieser Vola nicht die Finger verbrennt. „When in doubt, stay out“ ist eine alte Börsenweisheit, die aktuell wohl die beste Strategie kurzfristig sein dürfte. Eine Ausweitung des Krieges auf weitere Länder könnte den Preis jedoch noch einmal kurzfristig nach oben treiben, doch ist dies nicht prognostizierbar und die mittelfristigen Auswirkungen wären womöglich sogar preisdämpfend. Langfristige Investoren finden bei den hohen Palladiumpreisen aktuell kein gutes Chance-Risiko-Verhältnis, weshalb diese ihr langfristig ausgerichtetes Edelmetall-Portfolio besser mit dem aktuell günstigen Platin diversifizieren sollten.

Spekulanten kauften zuletzt wieder auf dem Ausbruchsniveau und der Unterstützung bei 2.400 US-Dollar

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