Technische Analyse zu Palladium

15.07.2025 04:14

Technische Analyse zu Palladium: Spekulanten treiben Palladiumpreis auf 1.200$

Terminmarkt: COT-Report

Der COT-Report wird immer freitags seitens der US-Terminmarktaufsicht (CFTC) veröffentlicht, wobei der Stichtag der Datenerhebung der Schlusskurs vom Dienstag ist. Die COT-Daten werden also immer mit einer Verzögerung von drei Tagen veröffentlicht. Premium Abonnenten von Blaschzok Research erhalten vor Handelsschluss am Freitag ein Blitzupdate mit Analysen zu Gold, Silber und Platin. Die COT-Daten ermöglichen einen Blick in die Zukunft, da sie einerseits ein Sentiment-Indikator sind und andererseits eine gute Einschätzung des Angebots und der Nachfrage am physischen Markt ermöglichen. Mit ihnen hat man einen Vorteil im Trading am Rohstoffmarkt.

COT-Daten für Palladium vom 11. Juli

Der Palladiumpreis stieg zur Vorwoche um 8 $ an, während die Spekulanten in der gleichen Zeit mit 300 Kontrakten Short gingen. Das zeigt eine leichte Stärke in der letzten Woche, auch wenn die Preis- und Positionsveränderung insgesamt unsignifikant gering ausfällt. Der COT-Index hat sich dementsprechend um 2 Punkte verbessert auf 18 Punkte.

Zum Vormonat sehen wir eine neutrale Entwicklung. Der Preis stieg um 50 $ an, während die Spekulanten 1,4 Tsd. Kontrakte in die Waagschale warfen. Der COT-Index zum Open Interest verschlechterte sich dabei um 14 Punkte. Auch das spricht für ein ausgeglichenes Marktverhältnis.

Angebot und Nachfrage am Palladiummarkt scheinen derzeit im Gleichgewicht zu sein. Der jüngste Preisanstieg wurde primär durch gestiegene Investmentnachfrage und über den Terminmarkt getrieben. Ein physisches Angebotsdefizit ist bislang nicht erkennbar.

Sollten sich die COT-Daten weiter verschlechtern, während der Preis im Widerstandsbereich um 1.200 $ ins Stocken gerät, könnte sich daraus eine gute antizyklische Short-Chance ergeben.

Mit einem COT-Index OI von 18 Punkten ist der Terminmarkt im Verkaufsbereich

Technische Analyse

Nachdem der Platinpreis ausbrechen und deutlich zulegen konnte und auch Silber seinen Widerstand überwunden hat zeigt sich nun auch am Palladiummarkt eine gestiegene Investmentnachfrage. Dies mag fundamental unbegründet sein doch wie auch beim Platin, handelt es sich beim Palladium um einen vergleichsweise kleinen Markt, in dem bereits moderate Zuflüsse auf der Investorenseite zu kurzfristigen Preisspitzen führen können.

Die zentrale Frage ist wie nachhaltig dieser Anstieg tatsächlich ist. In der Regel sind spekulativ getriebene Bewegungen über den Terminmarkt nur von begrenzter Dauer. In den aktuellen COT-Daten zeigt sich eine deutliche Verschlechterung in den letzten Wochen was darauf hindeutet dass dieser Anstieg in erster Linie über den Terminmarkt getragen wurde und die Spekulanten ihr Pulver weitgehend verschossen haben.

Der Preis ist inzwischen an einem signifikanten Widerstand bei 1.200 $ angekommen. In diesem Bereich könnten verstärkte Käufe von Produzenten und Spekulanten einsetzen. Da der Terminmarkt bereits überkauft ist erscheint das weitere Aufwärtspotenzial zunächst begrenzt. Das würde sich nur ändern, wenn nochmals deutliche Investmentzuflüsse einsetzen.

Insgesamt ist die Luft auf dem aktuellen Niveau bereits sehr dünn. Wer auf der Longseite engagiert ist sollte zwingend mit einem engen Stopp arbeiten, um nicht genau am Hoch abgefischt zu werden. Ohne die starke Investmentnachfrage wäre das ein perfektes Setup für einen Short-Trade, doch da Platin und Silber, getrieben von spekulativen Käufen, stark anstiegen, ist dies auch im Fall von Palladium nicht auszuschliessen.

Der Palladiumpreis handelt aktuell an der Unterseite einer Spanne zwischen 850$ und 1.200$ je Feinunze

Fundamentales Angebot soll 2025 zulegen

Der Palladiumpreis liegt aktuell bei etwa 1.006 US-Dollar pro Feinunze. Seit Jahresbeginn entspricht dies einem Anstieg von rund 8 %, nachdem der Preis im Jahr 2024 um etwa 17% gefallen war. Im Vergleich zu seinem Höchststand von über 3.000 US-Dollar im Jahr 2022 hat der Preis jedoch deutlich nachgegeben, was fundamentale Gründe hat.

Für das Jahr 2025 dürfte die Nachfrage im Automobilsektor aufgrund der Stagflation geringer ausfallen. Der Automobilsektor bleibt entscheidend für die Palladiumnachfrage, allerdings nimmt der Preisdruck durch die zunehmende Verbreitung von Elektrofahrzeugen in Asien, die kein Palladium benötigen, weiter zu. Für 2025 erwartet man einen Rückgang der Nachfrage um etwa 6 %, hauptsächlich aufgrund der rückläufigen Produktion von Benzinfahrzeugen und einer erhöhten Recyclingquote in China, womit sich der Preis tendenziell weiter der Unterseite seiner Handelsspanne annähern sollte.

Mehr als 80 % der Palladiumnachfrage entfallen auf den Automobilsektor, wo es für Katalysatoren zur Reduktion von Kohlenstoffemissionen verwendet wird. Hoffnung für den Palladiumpreis bietet die verlangsamte Marktakzeptanz von Elektrofahrzeugen, bedingt durch Marktsättigung und Bedenken hinsichtlich der Ladeinfrastruktur. Dennoch dürfte der weltweite Marktanteil von Elektrofahrzeugen auch im Jahr 2025 weiter steigen.

Die Palladiumproduktion aus Russland und Südafrika, den beiden größten Produzenten, bleibt stabil. Ein leichter Rückgang der Minenproduktion wird voraussichtlich durch ein erhöhtes Recycling kompensiert werden. Für die nächsten drei Jahre wird ein zunehmender Überschuss prognostiziert, was auf die Kombination aus erhöhtem Recycling und stabiler Minenproduktion zurückzuführen ist. Trotz kurzfristiger Preisstabilisierung bleibt der Palladiummarkt langfristig unter Druck. Die strukturellen Veränderungen in der Automobilindustrie und die zunehmende Bedeutung von Recycling führen zu einem Überangebot. Investoren sollten daher vorsichtig agieren.

Langfristige Analyse

Der rückläufige Bedarf infolge des Übergangs zur Elektromobilität, sowie das zunehmende Angebot durch die Ausweitung des Sekundärmarkts aus recycelten Katalysatoren, dürften in den kommenden vier Jahren zu einem deutlichen Überschuss führen. Dies sollte den Verkaufsdruck auf dem Palladiummarkt weiter erhöhen.

Zusätzlich stellt eine globale wirtschaftliche Abschwächung ein weiteres Risiko für den Palladiumpreis dar. Im Falle einer Rezession wäre ein kurzfristiger und markanter Rückgang unter die Unterstützungszone bei 850$ sehr wahrscheinlich. Die nächste technische Unterstützung befindet sich erst bei 570$, die während einer Rezession ebenfalls erreicht werden könnten.

Das langfristige Bild ist nicht optimistisch für den Palladiumpreis, da das wachsende Angebot aus dem Recyclingbereich voraussichtlich anhaltenden Einfluss auf den Markt haben wird. Spekulativ getriebene Preisanstiege stellen eine ideale Short-Chance dar. Sollte der Palladiumpreis auch noch über den Widerstand bei 1.200$ ausbrechen und eine spekulative Rallye bis 1.600$ erfolgen, Parallel dazu dürfte sich das bereits historisch niedrige Palladium-Gold-Ratio von derzeit 0,33 in den kommenden Jahren weiter verringern – womöglich wird das Ratio auf ein neues Allzeittief fallen.

Der Bärenmarkt dauert bereits seit drei Jahren an und ein Ende dessen ist frühestens nach einer Rezession in Sicht

Rechtliche Hinweise und Fußnoten einblenden

Blaschzok Research Newsletter