Silberausbruch auf 38$! Jubel, Zweifel, Déjà-vu
Liebe Abonnenten,
am heutigen Morgen erreichte der Silberpreis im Future mit 38 US-Dollar den höchsten Stand seit 2011. Ein technischer Ausbruch, den viele lange herbeigesehnt haben – und der einmal mehr die altbekannten Emotionen im Silberlager hochkochen lässt. Passend dazu unser neuer Cartoon, der den Zustand der sogenannten Silverbugs auf humorvolle, aber zutreffende Weise karikiert. Die Szene zeigt eine „Silberbug-Selbsthilfegruppe“, deren Mitglieder zwischen Frust, Skepsis und Euphorie schwanken – ein Spiegelbild vieler langjähriger Anleger, die seit Jahren auf den großen Ausbruch des Silberpreises warten. Während der eine euphorisch den jüngsten Preissprung feiert, bleiben andere desillusioniert, da es in den vergangenen 15 Jahren zahlreiche Fehlsignale gab. Ist es diesmal tatsächlich der große Ausbruch – oder folgt erneut eine scharfe Korrektur?
Der aktuelle Chart unterstreicht die Brisanz der Situation: Nach wochenlanger Seitwärtsphase über dem Bereich um 35 US-Dollar ist der Silberpreis heute früh dynamisch nach oben ausgebrochen. Die Widerstandszone, die in der Vergangenheit wiederholt als unüberwindbare Hürde diente, wurde damit technisch überzeugend überwunden.
Entscheidend ist nun das Zusammenspiel mit dem Goldmarkt. Der Goldpreis konnte zuletzt einen mittelfristigen Aufwärtstrend nicht verteidigen und droht weiter abzurutschen. Solange die Aufwärtsdynamik anhält, dürfte auch Silber die Unterstützung im Bereich von 35 USD verteidigen können. Steigende Investmentnachfrage könnte den Silberpreis dann allmählich in Richtung der nächsten markanten Zone bei 45 bis 50 US-Dollar tragen. Doch sollte der Goldpreis korrigieren, würde der Silbrepreis schnell mit nach unten gezogen.
Doch bei aller Euphorie müssen die Risiken klar benannt werden. Die Positionierung am Terminmarkt ist historisch extrem – die spekulativen Longpositionen befinden sich auf einem außergewöhnlich hohen Niveau, sowie die Shortposition der großen vier Händler, die den Silberpreis tiefer sehen wollen. Der aktuelle Preisanstieg wird nahezu ausschließlich durch spekulatives Kapital getragen. Das macht den Markt anfällig: Sollte der Goldpreis nicht weiter steigen und stattdessen korrigieren, wäre ein deutlicher Rücksetzer beim Silberpreis – durchaus auch in kurzer Zeit – nicht überraschend. In diesem Szenario dürfte sich die Überdehnung des Terminmarkts rasch rächen.
Gleichzeitig eröffnet ein stark bleibender Goldpreis enormes Potenzial. Sollte Gold die Marke von 3.500 US-Dollar ins Visier nehmen, würde Silber mit hoher Wahrscheinlichkeit mitziehen – womöglich sogar in Richtung des Allzeithochs bei 50 US-Dollar. In einem solchen Umfeld dürften insbesondere die unterbewerteten Silberminenaktien überproportional profitieren. Hier schlummert weiterhin erhebliches Aufholpotenzial – vorausgesetzt, die Edelmetallpreise bleiben in einem intakten Aufwärtstrend.
Eine weitere potenzielle Gegenkraft ist darüberhinaus der überverkaufte US-Dollar, der in eine technische Erholungsrallye übergehen könnte. Dies würde die Aufwärtsbewegung bei Gold und Silber kurzfristig konterkarieren. Im aktuellen Umfeld ist es ratsam, Stop-Loss-Orders auf den Einstiegspunkten zu belassen, um im Fall einer Korrektur mit einem kleinen Gewinn aus dem Markt genommen zu werden. Wer dann mit Cash auf der Seitenlinie steht, kann eine Korrektur antizyklisch nutzen, um zu einem günstigeren Silberpreis erneut zuzugreifen. Diese Schwankungen lassen sich übrigens sehr gut mit dem flexgold-Zollfreilager nutzen, da man in diesem mit einem sehr niedrigen Spread Gold und Silber auch mal zu Hochs verkaufen kann, um günstiger wieder einzusteigen.
In Summe erleben wir derzeit ein faszinierendes Spannungsfeld aus Momentum, extremer Spekulation und fundamentaler Unsicherheit. Mein Cartoon spiegelt die Psychologie der Marktteilnehmer wider, während der Chart die technische Realität abbildet – und die ist für uns Trader entscheidend. Ob dieser Preisanstieg der Beginn einer nachhaltigen Silber-Rallye ist oder erneut nur ein kurzes Aufbäumen im ewigen Silber-Trauerspiel bleibt, wird sich bald zeigen. Sollte der Ausbruch scheitern und eine Korrektur folgen, dürfte die Selbsthilfegruppe der Silverbugs jedenfalls wieder Zuwachs bekommen.
Herzliche Grüße
Markus Blaschzok