Silber steigt 34% auf 66$ in einen Monat – Fass Rohöl erstmals für eine Unze Silber

17.12.2025 08:18

Highlights:

• Silber +34% auf 66$ in 1 Monat, neues Rekordniveau
• Gold Silber Ratio fällt auf 65,7, bei Übertreibung wären 30$ denkbar
• WTI erstmals billiger als 1 Unze Silber, historischer Ausreißer
• Öl extrem überverkauft, Rebound Risiko hoch, Stagflationsrisiko bleibt

Noch vor einem Monat handelte der Silberpreis bei 49,50 $ und damit unter seinem Allzeithoch aus den Jahren 1980 und 2011. In den letzten wenigen Wochen kam es zu einer parabolischen Beschleunigung auf ein neues Rekordniveau um 66,55 $ je Feinunze, was einem Preisanstieg von 34 % binnen eines Monats entspricht. Damit hat der Silberpreis das bisherige Allzeithoch klar hinter sich gelassen.

Seit 2 Monaten geht der Silberpreis förmlich durch die Decke

Diese jüngste Bewegung ist momentumgetrieben und viel spekulatives Kapital floss zuletzt in den Silbermarkt. Die starke Investmentnachfrage sorgt in dem vergleichsweise kleinen Silbermarkt für ein Defizit, wodurch der Preis aktuell in den Himmel steigt. Da der Goldpreis im gleichen Zeitraum um etwas mehr als 100 $ zugelegt hat, fiel das Gold Silber Ratio auf 65,7 und damit auf den tiefsten Stand seit elf Jahren. Am Ende der Edelmetallhausse von 2000 bis 2011 fiel das Ratio kurzzeitig sogar bis auf 32.

Einerseits hat der Silberpreis aktuell ein Niveau erreicht, auf dem die Rallyes der letzten zehn Jahre bereits endeten, doch wäre bei der richtigen Gemengelage eine weitere Outperformance des Silberpreises in den nächsten Jahren denkbar, die das Ratio bei einer spekulativen Übertreibung wieder in den Bereich von 30 drücken könnte, wie bei der Preisspitze des Jahres 2011.

Nur zweimal war Silber so teuer zu Gold in den letzten 11 Jahren

Ein Fass Rohöl kostet erstmals weniger als eine Unze Silber

Nach dem jüngsten Preisanstieg kostet ein Fass Rohöl erstmals in der Geschichte weniger als eine Feinunze Silber. Seit 1983 lagen die typischen Zyklustiefs mindestens bei zwei Unzen Silber für ein Fass Rohöl der Sorte WTI. Der aktuelle Stand ist damit nicht nur niedrig, sondern ein klarer statistischer Ausreißer nach unten.

Der Rohölpreis wird derzeit politisch gedrückt, um die Inflation niedrig zu halten und damit Zinssenkungen zu ermöglichen. Das erleichtert die Refinanzierung großer US-Schuldenvolumina, die im kommenden Jahr fällig werden. Entsprechend arbeitet die US-Regierung seit geraumer Zeit daran, das Rohölangebot spürbar zu erhöhen und den Rohölpreis weiter zu drücken.

Ein Fass Rohöl der Sorte WTI kostet erstmals in der Geschichte weniger al eine Feinunze Silber

Wie günstig Rohöl im historischen Kontext aktuell ist, zeigt auch die Bepreisung gegenüber Gold. Derzeit zahlt man nur rund 0,41 Gramm Gold für ein Fass Rohöl. Lässt man den außergewöhnlichen Ölpreis-Crash während der durch Lockdowns ausgelösten Rezession 2020 außen vor, war Rohöl in der Vergangenheit damit noch nie so günstig, beziehungsweise Gold relativ zu Rohöl noch nie so teuer. Einerseits ist der Goldpreis in den letzten zwei Jahren deutlich gestiegen, andererseits ist der Rohölpreis politisch gewollt spürbar gefallen. In dieser Kombination nimmt der Goldpreis eine inflationäre Entwicklung vorweg, die der Rohölpreis später nachholen dürfte.

Auch WTI zu Gold ist auf einem historischen Tief angekommen

Auf dem aktuellen Niveau wirkt Rohöl fundamental zu günstig. Spätestens dann, wenn die USA ihre Refinanzierung erfolgreich umgesetzt haben, ist es durchaus möglich, dass der Rohölpreis deutlich steigt, die Inflation wieder anzieht und damit auch die Zinsen weiter nach oben klettern, wodurch sich die Stagflation verschärfen könnte. In einem solchen Szenario würde sich das Verhältnis von Rohöl zu Gold tendenziell in Richtung seines langfristigen Mittels normalisieren, das historisch eher im Bereich von rund 2 Gramm Gold je Fass lag. Eine Verschärfung der Stagflation würde dem Aktien- und dem Anleihemarkt zusetzen und die Flucht in die sicheren Häfen von Gold und Silber wieder verstärken, wodurch deren Preise wieder anziehen dürften.

Gold und Silber belegen damit einmal mehr ihre Funktion als langfristiger Inflationsschutz. Kurzfristig bedeutet die aktuelle Konstellation jedoch auch, dass das Preisverhältnis von Rohöl zu Gold und Silber bereits sehr tief gefallen ist und kurzfristig nicht zwingend noch deutlich weiter fallen muss.

Das WTI-Silber-Ratio handelt damit in einer Zone, die historisch als Extremzustand einzuordnen ist. Extrem heißt nicht, dass es zu einer sofortigen Umkehr kommen muss, doch das Chance-Risiko-Profil verschiebt sich. Die Rebalancierung kann über einen steigenden Ölpreis, fallenden Silberpreis oder eine Kombination aus beidem erfolgen. Sobald das Silber-Momentum abkühlt oder Öl einen Trigger erhält, kann die Gegenbewegung im Ratio entsprechend schnell und ausgeprägt ausfallen. Gerade Trader, die am Rohölmarkt Short sind, sollten mittelfristig sehr vorsichtig sein, denn das Überraschungspotenzial liegt klar auf der Oberseite. Die Terminmarktdaten zeigen, dass der Rohölmarkt aktuell so überverkauft ist, wie seit 15 Jahren nicht mehr, was einiges Potenzial nach oben lässt. Sobald der Markt fundamental ausgeglichen ist oder gar ins Defizit rutscht, sind schnelle und starke Preisanstiege möglich.

Gold- und Silber-Rallye im historischen Kontext

Der Gold- und der Silberpreis haben in den letzten beiden Jahren historisch hohe Renditen erzielt und vielen Gold- und Silberinvestoren sehr große Gewinne beschert. Entscheidend ist jedoch, wie dieser Anstieg im langfristigen Kontext einzuordnen ist. Blickt man auf die Jahresrendite des Goldpreises, zeigt sich, dass die Dynamik der letzten zwölf Monate historisch nahezu einmalig ist. Ein vergleichbares Renditeniveau gab es zuvor nur im Jahr 2006. Aktuell liegt die Jahresrendite bei 57 %. Dieses Niveau wurde seit 1980 lediglich in den 70er Jahren und im Jahr 2006 übertroffen, damit handelt es sich um den zweitstärksten Jahresanstieg des Goldpreises seit 1980.

Silber legte im gleichen Zeitraum noch deutlicher zu und kommt auf eine Jahresrendite von rund 90 %, wobei der Preisschub aus dem Jahr 2021 zeitweise sogar darüber lag. Silber tendiert dazu, in Aufwärtsphasen stärker zu steigen und in Korrekturen entsprechend kräftiger nachzugeben, weshalb solche Preisspitzen häufiger auftreten. Dennoch ist die aktuelle Preisspitze mit früheren Extremphasen gut vergleichbar, was nahelegt, dass kurzfristig zumindest die Luft etwas dünner werden dürfte.

Gold stieg in den letzten 12 Monaten so stark wie seit 20 Jahren nicht mehr
Auch die Jahresrendite von Silber liegt aktuell auf einem Extremniveau

Betrachtet man jedoch die Zwei-Jahres-Rendite, erscheint der Anstieg der letzten beiden Jahre historisch noch extremer. Der Goldpreis weist aktuell eine Zwei-Jahres-Performance von 117 % auf, was den stärksten Zwei-Jahres-Anstieg seit 1981 darstellt. In den letzten 45 Jahren war Gold über einen Zeitraum von zwei Jahren nie stärker gestiegen.

Die Rallye der letzten beiden Jahre ist stärkste seit 45 Jahren

Bemerkenswert ist das auch deshalb, weil die Rahmenbedingungen untypisch sind für eine derart ausgeprägte Rallye. Erst kürzliche stiegen die ETF-Bestände über die Hochs der letzten Jahre an, während zugleich ein QT-Programm die Geldmenge in den USA reduzierte, was sehr ungewöhnlich für einen Preisanstieg bei Gold und Silber in dieser Größenordnung ist.

Bei Silber zeigt die Zwei-Jahres-Rendite ebenfalls ein extrem seltenes Bild. Historisch war ein vergleichbarer Preisanstieg nur in wenigen Episoden zu beobachten, unter anderem Anfang der 70er, rund um 1980 sowie in 2011 zum Ende der damaligen Edelmetallhausse. Auch hier liegt damit ein statistischer Ausreißer vor, wodurch sich die Frage stellt, wie weit die aktuelle Rallye den Preis noch tragen kann.

Dass die US-Notenbank in der vergangenen Woche mit einem neuen QE-Light-Programm aufwartete, ist ein Faktor, der Gold und Silber perspektivisch zusätzlich stützen kann. Auch eine erneute Ausweitung der Staatsverschuldung spricht langfristig für strukturellen Rückenwind. Trotzdem bleibt festzuhalten, dass die Rallye kurzfristig bereits sehr weit gelaufen ist und womöglich zusätzliche exogene Impulse benötigt, um sich in diesem Tempo weiter fortzusetzen.

Nur dreimal in der Geschichte war der Silberpreis binnen zwei Jahren so stark gestiegen

Auch wenn die starken Anstiege bei den 1- und 2-Jahresrenditen auf eine kurzfristige Überhitzung hindeuten, zeigen die 5-Jahresrenditen, dass grundsätzlich noch Luft nach oben vorhanden wäre. Damit ist nicht ausgeschlossen, dass sich die hohen Niveaus und kräftigen Preisanstiege mittel- bis langfristig, also auf Sicht der nächsten Jahre, fortsetzen können. In der Rallye von 2000 bis 2011 gab es mehrere Jahre mit anhaltend starken Zugewinnen am Goldmarkt. Auch Silber weist im historischen Vergleich noch Spielraum auf längere Sicht auf.

So lag die 5-Jahresrendite bei Silber im Jahr 2008 bei rund 350 % und Ende der 80er stieg sie zeitweise sogar auf über 400 %. Weitere Extremwerte nach oben sind also möglich, sofern die Rahmenbedingungen passen. Vor diesem Hintergrund spricht viel dafür, dass Gold- und Silberinvestoren perspektivisch auch in den kommenden Jahren an ihren Positionen festhalten sollten, insbesondere da gerade in diesen Übertreibungen die größten Gewinne möglich waren.

Auf Sicht von fünf Jahren lag die Rendite für Gold in der Vergangenheit noch deutlich höher bei über 200%
Auf Sicht der nächsten Jahre scheint es noch Luft nach oben für Silber zu geben

Kurzfristig wirkt das Umfeld allerdings bereits ambitioniert. Bei einem Gold-Silber-Ratio von 57 erscheint Silber relativ zu Gold kurzfristig teuer. Langfristig sind jedoch auch wieder Ratios um 30 denkbar, was im richtigen makroökonomischen Umfeld für eine Fortsetzung der Rallye über die nächsten Jahre sprechen würde. Ein zentraler Treiber wäre eine weiterhin lockere Geldpolitik der Notenbanken, wofür die US-Notenbank in der vergangenen Woche mit dem neuen QE-Light-Programm erste konkrete Signale geliefert hat. Solange die aktuell starke Investmentnachfrage anhält, kann es mit Gold und Silber weiter nach oben gehen.

Selbst Santas Elfen müssen sich mittlerweile an der COMEX eindecken, da sich aktuell jedermann Silber zu Weihnachten wünscht

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