Notenbanken ziehen Zinsen weiter an – Gold fällt auf 3-Monatstief
Der Goldpreis fiel am Freitag auf 1,910$ und somit auf den niedrigsten Stand seit Mitte März, nachdem sich US-Notenbankchef Jerome Powell hawkish äußerte, während weitere Zentralbanken ihre Leitzinsen anhoben. In seiner Anhörung auf dem Capitol Hill sagte Powell, dass eine "starke Mehrheit" der FOMC-Mitglieder "ein paar" weitere Zinserhöhungen in diesem Jahr befürworten würden. Die Bank of England (BOE) erhöhte ihren Leitzins stärker als vom Markt erwartet wurde um 50 Basispunkte auf 5%, während die Zentralbanken in der Schweiz (+0,25% auf 1,75%), Norwegen (+0,5% auf 3,75%) und der Türkei (+6,5% auf 15%) ebenfalls die Zinsen anhoben.
Einer der primären Gründe für die Rallye des Goldpreises auf ein neues Allzeithoch, war die Markterwartung von Zinssenkungen in diesem Jahr. Stattdessen werden nach Aussagen der Notenbanker die Zinsen nicht gesenkt und weiter angehoben sowie über Jahre auf hohem Niveau gehalten werden. Diese Realität ist noch nicht im aktuellen Goldpreis eskomptiert, worauf die COT-Daten hindeuten, weshalb die weitere Straffung der Goldpolitik ein für den Goldpreis belastender Faktor in den nächsten Wochen und Monaten bleiben dürfte. Man darf das Korrekturpotenzial nicht unterschätzen, wenn die Bullen am Goldmarkt nach einer weiteren Streckfolter die Reißleine ziehen und die Spekulanten auf die Shortseite hinüberwechseln.
England hat die höchsten Preissteigerungsraten aller G-7 Staaten. Im Mai stiegen dort die Preise wie im Vormonat April um 8,7% an und halten sich damit beharrlich auf hohem Niveau. Dagegen waren die Verbraucherpreise in Europa im Mai nur mit 6,1% nach 7,0% im April gestiegen. Die Kerninflation im Vereinigten Königreich stieg sogar von 6,8% im April auf 7,1% im Mai und damit so stark wie zuletzt im März 1992. Die Ursache der Inflation bzw. der Geldentwertung im Vereinigten Königreich ist nicht etwa im Arbeitskräftemangel oder dem Brexit zu finden, sondern in der unverantwortlichen Schuldenpolitik der linken Regierungen der letzten beiden Jahrzehnte. Die Staatsschulden Englands haben sich von 402 Mrd. Pfund zur Jahrtausendwende auf 3.442 Mrd. Pfund in 2022 mehr als verachtfacht. Finanziert wurde dies über die Druckerpresse der Bank of England (BOE), die ihre Bilanz seit der Jahrtausendwende verzehnfachte. Es ist eine logische Konsequenz dieser Geldmengenausweitung, dass der innere Wert des Pfunds kollabiert und infolgedessen die Preise im Vereinigten Königreich steigen bzw. die „Inflation“ grassiert.
Das britische Pfund befindet sich seit Jahrzehnten in einem Abwärtstrend zum US-Dollar und fiel im letzten Jahr fast auf die Parität. Der Goldpreis in GBP hat sich seit 2016 mehr als verdoppelt auf aktuell 1.518 Pfund je Feinunze. Engländer, die der Regierung und dem staatlichen Geld misstrauten und stattdessen ihr Vermögen in Gold investierten, konnten ihre Kaufkraft erhalten und eine hervorragende Rendite vorweisen.
Seit dem Tief des Pfunds (Cable) nahe der Parität im letzten Jahr konnte es sich wieder erholen auf 1,284$ in der letzten Handelswoche. Diese beeindruckende Rallye dürfte sich nun ihrem Ende zuneigen und in den nächsten Wochen und Monaten der alte Abwärtstrend des Pfunds gegenüber dem US-Dollar wieder aufgenommen werden. Wie die Terminmarktdaten zeigen, war die Stimmung zuletzt euphorisch für Cable und die Daten weisen darauf hin, dass ein zyklisches Hoch sehr nah ist oder womöglich in der letzten Woche bereits erreicht wurde, als es einen langfristigen Abwärtstrend erreichte und dort abprallte. Eine künftige Schwäche des Pfunds passt gut in das Bild eines wieder erstarkenden und wie der Phönix aus der Asche auferstehenden US-Dollars. Europäer und Briten müssen sich jetzt vor einer neuen Abwertung ihrer Währung wappnen. Dies ist möglich durch einen Hedge des Vermögens am Devisenmarkt oder man investiert in Gold, das mittel- bis langfristig diese Geldentwertung durch einen steigenden Preis kompensieren wird.
Nebst dem Goldpreis mit einem Minus von 2% zur Vorwoche, fiel der Silberpreis noch stärker um 7,5%. Ich hatte noch in der Vorwoche darauf hingewiesen, dass der nochmalige Anstieg der Silberpreises auf 24,50$ eine letzte Chance sein würde, um noch einmal mit einem guten Chance-Risiko-Verhältnis auf einen fallenden Silberpreis in den nächsten Wochen zu wetten. Silber fiel von der Oberseite seiner Handelsspanne bei 24,50$ auf 22,14$ und durchbrach dabei diese Handelsspanne nach unten, was ein mittelfristig bärisches Indiz ist.
Auch der Platinpreis fiel um 6,8% und Palladium musste sogar ein Minus von 9,4% verbuchen. Damit sind meine Prognosen für Palladium und Platin der letzten Wochen und Monate voll eingetroffen und die Zielmarken wurden abgearbeitet. Ich hatte bei Platin einen Preisrückgang um 200$ auf 900$ prognostiziert und für Palladium eine weitere Schwäche und Preisrückgang, nachdem der Preis aus einem Abwärtstrend Anfang März ausgebrochen war und folgend Spekulanten angezogen hatte. Wir stellten uns dagegen und behielten recht. Jetzt scheint Palladium jedoch langsam reif für eine technische Gegenbewegung zu sein, die spätestens im Bereich von 1.000$ bis 1.100$ starten sollte, weshalb sich Short-Trader darauf vorbereiten sollten.
Die Goldminen im HUI-Goldminenindex fielen in der letzten Handelswoche um 4,8% mit dem Goldpreis. Von seinem Verlaufshoch bei 280 Punkten fiel der Index mittlerweile auf 231 Punkte in der letzten Handelswoche. Nachdem wir das Hoch am Goldmarkt richtig ausloteten, war es einfach auch bei den Minen im Bereich von 280 Punkten Gewinne mitzunehmen in Erwartung dieser laufenden Korrektur. Wir hoffen daher, dass sich diese Korrektur noch etwas fortsetzen wird, um diese Minenaktien möglichst günstig zurückkaufen zu können.
Im nächsten Jahr sollten die Auswirkungen des inflationsinduzierten Zinsanstiegs die Volkswirtschaften mit aller Härte treffen und die Notenbanken auf eine Rezession und neue Krisen mit dem erneuten Drucken von Geld aus dem Nichts reagieren. Der Goldpreis und folgend auch die Goldminen sollten davon deutlich profitieren. Deshalb bietet der aktuelle Rücksetzer eine gute Chance, um noch einmal günstig in diesen Markt einsteigen zu können, bevor es im neuen Jahr eine neue Rallye geben wird.
Technische Analyse zu Platin: Ziel bei 900$ erreicht – Bullen sollten noch vorsichtig sein!
Terminmarkt: COT-Report
Der COT-Report wird immer freitags seitens der US-Terminmarktaufsicht (CFTC) veröffentlicht, wobei der Stichtag der Datenerhebung der Schlusskurs vom Dienstag ist. Die COT-Daten werden also immer mit einer Verzögerung von drei Tagen veröffentlicht. Premium Abonnenten von Blaschzok Research erhalten vor Handelsschluss am Freitag ein Blitzupdate mit Analysen zu Gold, Silber und Platin. Die COT-Daten ermöglichen einen Blick in die Zukunft, da sie einerseits ein Sentiment-Indikator sind und andererseits eine gute Einschätzung des Angebots und der Nachfrage am physischen Markt ermöglichen. Mit ihnen hat man einen Vorteil im Trading am Rohstoffmarkt.
COT-Daten für Platin vom 23. Juni:
Der Preis fiel um 16$ und die Spekulanten gingen mit 2,2 Tsd. Kontrakten Short. Das ist neutral zur Vorwoche. Auch wenn sich der COT-Index OI um fast 5 Punkte auf 38 verbessert hat, ist noch sehr viel Luft nach unten vorhanden. Die COT-Daten sind weiterhin bärisch für Platin und weit von einem Kaufniveau entfernt.
Eine Stärke aufgrund der ETF-Käufe wegen der Strommangellage in Südafrika sehen wir bis dato noch nicht. Die Lager dürften zu groß sein und sich Probleme bei der Förderung erst mit deutlicher Verspätung zeigen.
Zusammenbruch des Stromnetzes in Südafrika ist bullisch für den Platinpreis
Das Stromnetz Südafrikas verfällt seit zwei Jahrzehnten und in den letzten Jahren nahm die Häufigkeit und das Ausmaß der Stromausfälle stark zu. Mittlerweile hat sich die Lage drastisch verschärft, sodass der südafrikanischen Bevölkerung seit Monaten nur noch wenige Stunden am Tag Strom zur Verfügung steht. Die Stromausfälle gefährden damit auch die weltweite Platinproduktion, die zum größten Teil aus Südafrika kommt. Eine Lösung für die sich zuspitzenden Probleme, die politisch verursacht wurden, ist nicht in Sicht. Im Gegenteil ist es wahrscheinlich, dass sich die Probleme in den nächsten Jahren noch verschärfen werden. Südafrikas staatlicher Stromversorger Eskom Holdings hatte kürzlich die großen Bergbauunternehmen gewarnt, dass diese ihre Produktion aufgrund der Stromkrise womöglich einschränken müssen.
Als Reaktion auf die zunehmende Angst vor einer Verknappung des Angebots in diesem Jahr, fließt neue Liquidität in börsengehandelte Platinfonds. Nach Angaben des Platinproduzenten Impala Platinum Holdings Ltd. wird die Produktion des in Katalysatoren, elektrischen Kontakten, Schmuck, Herzschrittmachern, Medikamenten und Magneten verwendeten Edelmetalls in diesem Jahr voraussichtlich zurückgehen.
Rezession wird Nachfrage abschwächen, was bärisch ist
Je später die Rezession in diesem oder nächsten Jahr offen zutage tritt, desto besser stehen die Chancen für eine vorübergehende Stärke des Platinpreises. Sobald die Rezession jedoch in aller Munde ist und die Unternehmen beginnen Kosten zu senken und die Produktion zu drosseln, wird das Überangebot zunehmen und Platin womöglich kurzzeitig noch einmal stark einbrechen. Wer dann auf der Seitenlinie mit genügend Pulver steht, der findet in diesem Einbruch eine sehr gute kurz- bis mittelfristige Kaufchance.
Einerseits gibt es mit der Stromknappheit Risiken für das Angebot, doch andererseits könnte mit der aufziehenden Rezession die Nachfrage gegen Jahresende kurz- und mittelfristig deutlich zurückgehen.
Aktuelle Chartanalyse
Der Platinpreis konnte im letzten Monat aufgrund massiver Zuflüsse in ETF-Produkte und den Aufbau von Long-Positionen am Terminmarkt bis auf 1.140$ ansteigen. Trotz dieser Zuflüsse in ETF -Produkte zeigte sich bisher keine Stärke am Terminmarkt, was ein Warnsignal war.
Vor sechs Wochen schrieb ich bei einem Platinpreis von 1.120$:
„Der Platinpreis hat ein kurzfristiges Doppel-Top ausgebildet und droht nun den neuen mittelfristigen Aufwärtstrend zu brechen. Zieht der Dollar weiter an und gehen Gold und Silber in die Korrektur über, während die rezessiven Kräfte in der Volkswirtschaft zunehmen, dann sollte der Platinpreis in Bälde seinen Aufwärtstrend brechen und auf 1.000$ fallen. Infolgedessen wäre ein Preisrückgang auf 900$ sehr wahrscheinlich. Mit dem Trendbruch würde es für kurzfristig agierende Trader ein Verkaufssignal geben.“
Nach dem Trendbruch erfolgte der erste erwartete Rücksetzer auf 1.000$ und folgend wurde nun auch die zweite Zielmarke abgearbeitet. Tradern empfahl ich ihre Gewinne aus einem Short-Trade bei 900$ einzudecken.
Der neueste COT-Report zeigt jedoch, dass noch mehr Luft nach unten vorhanden ist. Nach einer technischen Gegenbewegung, die wieder nahe an 1.000$ laufen könnte, erwarte ich eine neuerliche Schwäche des Platinpreises. In den nächsten Wochen und Monaten wären sogar 800$ denkbar. Die neuesten COT-Daten geben keinen Anlass für Optimismus und ein Kaufsetup scheint noch weit entfernt zu sein. Bullen müssen sich daher gedulden, während die Bären eine technische Preiserholung für einen neuen Short-Trade nutzen können.
Langfristige Analyse
Mittel- bis langfristig hat Platin ein Problem. Mehr als die Hälfte der jährlichen Minenproduktion wird in der Automobilindustrie zur Herstellung von Katalysatoren verwendet. Die Rezession wird in den nächsten Jahren im Umfeld steigender Zinsen an Fahrt aufnehmen und Leasing- sowie Finanzierungsmodelle für Neuwagen auf die Probe stellen. Mit einem starken Rückgang der Neuwagenverkäufe und entsprechenden Gewinnrückgängen für die Automobilhersteller ist zu rechnen.
Langfristig dürfte sich im Bereich zwischen 800 US-Dollar und 1.000 US-Dollar ein langfristiger Boden ausbilden. Wir empfehlen Rücksetzer in den Bereich um die 800 US-Dollar als mittel- bis langfristige Kaufchance zu nutzen. Auch kurzfristig agierende Trader haben dort grundsätzlich ein Setup mit einem guten Chance-Risiko-Verhältnis.
Man muss sich jedoch bewusst sein, dass der Platin- und Palladiumpreis während Rezessionen in der Vergangenheit kurzzeitig auch immer stark einbrach, weshalb eine Stopp-Loss-Order der beste Freund kurzfristig agierender Trader ist. Ein panikartiger Einbruch auf nochmals 500$ wäre in einer Rezession mit einer Verkaufspanik an den Märkten durchaus denkbar in diesem Jahr.
Die einzige Hoffnung für eine Stärke des Platinpreises wäre ein signifikanter Rückgang des Angebots aufgrund der Stromknappheit in Südafrika. Dies lässt sich jedoch, anders als die kommende Rezession, schwer prognostizieren. Das Angebot kann deutlich zurückgehen, doch muss das nicht passieren. Die kommende Rezession ist hingegen sicher.
Sobald die Notenbanken mit neuen QE-Programmen auf die bevorstehende weltweite Rezession oder alternativ schon früher auf einen exogenen Faktor hin reagieren werden, bieten sich enorme Chancen für die Bullen. Sollten die Notenbanken aufgrund exogener Ereignisse jedoch vor der offenen Manifestation einer Rezession agieren, worauf der Bail Out von SVB und der Credit Suisse hindeuten, so würde ein Preiseinbruch verhindert werden. Wichtig ist, dass man zum Bullen mutiert, sobald die Notenbanken auch nur neue QE-Programme in Erwägung ziehen.