Metalle noch in der Korrektur - Inflation erstmals seit 1993 über 4% - Analyse zu Palladium

04.10.2021 18:21 von Markus Blaschzok

Der Goldpreis zeigte sich vergangene Handelswoche stark mit einem Plus von 0,6% auf 1.761 US-Dollar. Am Donnerstag sprang der Goldpreis um 40 US-Dollar nach oben, als US-Notenbankchef Jerome Powell konstatierte, die Vereinigten Staaten seien weit von der Vollbeschäftigung am Arbeitsmarkt entfernt. Da dies jedoch ein Ziel der Geldpolitik ist, wurde dies als Hinweis auf eine mögliche Verschiebung des geplanten Taperings interpretiert, was wiederum mehr Inflation bedeuten würde, worauf der Goldpreis sofort mit einem Preissprung reagierte.

Gold kletterte jedoch nur bis auf 1.764 US-Dollar, da bei 1.770 US-Dollar ein mittelfristiger Abwärtstrend verläuft, den es erst zu überwinden gilt. Scheitert der Goldpreis hier, so droht ein erneuter Test der Unterstützung bei 1.680 US-Dollar. Gelingt dem Goldpreis hingegen der Ausbruch, so würde dies ein Kaufsignal erzeugen, dem die anderen Edelmetalle folgen dürften.

Silber folgte dem Goldpreis und konnte sich mit einem Plus von 0,7% auf 22,56 US-Dollar gerade noch einmal über der wichtigen Unterstützung bei 22 US-Dollar ins Wochenende retten, nachdem es bereits einen kurzzeitigen Tageseinbruch auf 21,40 US-Dollar gab. Der Silberpreis keilt sich gerade ein zwischen der Unterstützung bei 22 US-Dollar und einem Abwärtstrend, der bei 23 US-Dollar verläuft. Kann der Abwärtstrend an dieser wichtigen Unterstützung überwunden werden, so wäre dies bullisch auf Sicht der nächsten Wochen. Fällt der Silberpreis hingegen unter die Unterstützung bei 22 US-Dollar im Zuge eines wieder schwächeren Goldpreises, so würde sich eine Falltür öffnen und ein finaler Abverkauf auf 19 US-Dollar stünde bevor, bei dem sich der Terminmarkt völlig von der Spekulation bereinigen dürfte.

Platin beendete die vergangene Handelswoche mit einem Minus von einem Prozent und Palladium fiel um 2,4%. Da beide Edelmetalle hauptsächlich in der Automobilindustrie ihren Einsatz in Katalysatoren finden, ist der aktuell herrschende Chipmangel, der die Automobilhersteller zur Kurzarbeit zwingt, der kurzfristig dominierende Faktor, der auf die Preise drückt. Spätestens dann, wenn die Automobilhersteller zur vollen Produktion zurückkehren können, werden sich die Preise der beiden Edelmetalle wieder erholen. Da weder Silber, Platin noch Palladium aktuell ein Defizit vorweisen können, werden diese Edelmetalle mit dem Goldpreis fallen, sollte dieser noch weiter korrigieren. Unser Hauptaugenmerk liegt daher kurzfristig darauf, ob der Goldpreis seinen Abwärtstrend überwinden kann oder dieser intakt bleiben wird.

Silber ist zum Gold unterbewertet – Platin und Palladium zeigen sich aktuell sehr schwach

Das größte Risiko für Silber, Platin und Palladium auf mittelfristige Sicht, wäre eine Wiederholung der Finanzkrise von 2008, die eine Rezession auslöste, durch die die Rohstoffpreise crashten. Das Platzen der irrationalen Immobilienblase in China und eine mögliche Wiederholung der Lehman-Pleite, bleibt in den nächsten Monaten ein Risikofaktor, der für die Weltwirtschaft zu einem großen Problem werden kann. Die Aktien des Immobiliengiganten Evergrande wurden vergangene Woche bereits vom Handel in Hong Kong ausgesetzt, da man einen Bankrott befürchtet. Wie bei dem Platzen der Immobilienblase in 2007 dauerte es einige Zeit, bis sich die Kreditausfälle durch das Bankensystem fraßen, weshalb die nächsten Monate von Unsicherheit an den Märkten geprägt sein werden.

Eine Wiederholung der Krise von 2008 würde kurzfristig die Preise dieser primär industriell genutzten Edelmetalle drücken, doch würde sich der langfristige Ausblick verbessern, insbesondere für Silber, da die Notenbanken auf eine erneute Rezession mit noch mehr Geld aus der Druckerpresse reagieren werden. Ein weiteres QE-Programm würde die realen Zinsen weit im negativen Bereich halten und insbesondere Gold und Silber als sicherer Hafen langfristig von der Inflation profitieren.

Silber ist aktuell 25% zu Gold und zum breiten Rohstoffsektor unterbewertet, was in der Vergangenheit immer antizyklische Kaufchancen bot. Sollte es zu einem Sell Off an die Unterstützung bei 19 US-Dollar kommen, so würde dies eine antizyklische Kaufchance mit einem sehr guten Chance-Risiko-Verhältnis (CRV) auf Sicht von mindestens einem Jahr bieten.

Besonders die Silberminen kamen in der vergangenen Handelswoche unter Verkaufsdruck, doch auch die Goldminen, mussten in den letzten Wochen herbe Verluste verbuchen. Der HUI-Goldminenindex ist aktuell günstiger als vor der Corona-Krise und vor den QE-Programmen. Sollte dem Goldpreis der Sprung über den Abwärtstrend nicht gelingen und dieser im Vorfeld eines Taperings, das womöglich mit der Notenbanksitzung am 3. November angekündigt und gestartet wird, noch einmal deutlich fallen, so dürfte es zu einer Verkaufspanik bei den Minen führen, die den HUI für kurze Zeit auf ca. 180-190 Punkte drücken könnte. Wir hatten bei 350 Punkten in 2020 und bei 320 Punkten in 2021 Verkäufe empfohlen, wobei nun endlich der lang ersehnte Kaufzeitpunkt in Reichweite rückt.

Das Sentiment für die Edelmetalle und Minenaktien ist bereits denkbar schlecht und ein finaler Abverkauf wäre die finale Kapitulation, worauf das Smart Money diese Chance zur Akkumulation nutzen wird. Darauffolgend dürften die Edelmetalle und Minenaktien im nächsten Jahr wieder deutlich ansteigen. Es ist erstaunlich, dass die Minenaktien, trotz der hohen Gewinne, die diese aktuell einfahren und der herrschenden ultralockeren Geldpolitik, noch einmal so stark korrigieren konnten.

Goldminen sind aktuell günstiger als vor der Corona-Krise und vor den QE-Programmen

Eine Rezession könnte die Goldnachfrage anfachen

Die Margen der Unternehmen kommen aufgrund der Inflation zunehmend unter Druck, was die Unternehmensergebnisse zunehmend belasten dürfte. Steigende Zinsen und die Angst vor weniger Liquidität drücken zusätzlich auf die Aktienmärkte. Nach dem Bruch des langfristigen Aufwärtstrends ist der breite Aktienindex S&P500 bereits technisch angeschlagen. Ein Bruch der Unterstützung bei 4.300 Punkten könnte eine zehnprozentige Korrektur nach sich ziehen, worauf Investoren den sicheren Hafen des Goldes wieder verstärkt suchen dürften.

Ein großes Problem wäre jedoch eine Rezession im Reich der Mitte, die Ihren Anfang mit dem Platzen der Immobilienblase nimmt und den Rest der Welt wieder mit in eine Rezession zieht. Die Notenbanken würden darauf sofort mit einer Ausweitung oder Wiederaufnahme der Anleihekaufprogramme reagieren. Spätestens dann wird den Investoren ihr Fehler bewusstwerden und diese realisieren, dass es kein Zurück zum Normal und Wachstum auf absehbare Zeit geben wird. Im Gegenteil werden die Notenbanken auf die neuen Krisen wieder mit Inflation antworten und damit noch mehr Benzin ins Feuer gießen. Der US-Dollar sowie der Euro werden dabei sukzessive ihre Kaufkraft verlieren und der Goldpreis diametral gegensätzlich ansteigen.

Die Folgen dieser ultralockeren Geldpolitik sind bereits weltweit sichtbar. Die Teuerung in der Bundesrepublik, gemessen an der Regierungsstatistik, war im September auf 4,3% angestiegen. Erstmals seit 30 Jahren liegt die sogenannte „Inflationsrate“ bei über vier Prozent. Diese Geldentwertung ist eine logische Konsequenz aus der Ausweitung der Geldmenge durch die Europäische Zentralbank, die auf ein gleichbleibendes Güterangebot trifft. Die deutschen Importpreise waren im August mit einem Plus von 16,5% zum Vorjahr sogar so stark gestiegen wie zuletzt vor 40 Jahren. Diese gestiegenen Kosten werden sukzessive in die Konsumentenpreise einfließen, womit klar sein dürfte, dass die Teuerung nicht nur vorübergehend so hoch sein wird. Zuletzt waren die Einfuhrpreise 1981 im Zuge der zweiten Ölkrise (+17,4%) so stark angestiegen.

Langfristig agierende Investoren, die aktuell ihr Gold und ihre Minenaktien verkaufen, im Glauben die Inflation wäre nur vorübergehend und die Wirtschaft würde wieder an Fahrt aufnehmen, werden schon bald auf dem falschen Fuß erwischt werden. Eine neue Rezession steht mit einem unausweichlichen Anstieg der Zinsen bereits vor der Türe, auf welche die Notenbanken mit dem Drucken von Geld reagieren werden. In dieser Stagflation werden Anleihen und Aktien real in einen Bärenmarkt übergehen, während die Edelmetalle und Minenaktien ansteigen werden.

Das Einzige, das das Drucken von Geld bewirkt ist eine Zerstörung der Kaufkraft einer Währung und die Zerstörung der Wirtschaft. Ein mahnendes Beispiel ist Venezuela, dessen Wirtschaft durch die Sozialisten völlig zerstört wurde, sodass dort heute bereits 95% der Menschen in Armut leben. In Venezuela gibt es seit Freitag neue Geldscheine, wobei sechs Nullen gestrichen wurden. Die Zentralbank hatte im Februar mitgeteilt, dass die Inflation im Jahr 2020 bei fast 3.000 Prozent lag. Planwirtschaft führt immer zur Vernichtung von Wohlstand, auch hier in Europa und den USA. Bereiten Sie sich auf die kommende Geldentwertung vor und nutzen Sie diese irrationale Korrektur am Goldmarkt als Chance, um noch einmal günstig in Edelmetalle und Minenaktien investieren zu können.

Technische Analyse zu Palladium: Historisch einmalige Shortposition – Chipmangel dominierender Faktor 

Terminmarkt: COT-Report vom 01.10.2021

Die absolute Short-Position der Spekulanten ist mit netto 3,6 Tsd. Kontrakten so extrem, wie noch nie zuvor in der Geschichte. Dies ist grundsätzlich ein antizyklisches Kaufsetup. Die letzte Handelswoche war neutral, doch in der Vorwoche zeigte sich wieder Schwäche und ein Überangebot, weshalb Trader kurzfristig noch einmal vorsichtig sein müssen. Das Überangebot am physischen Markt, das sich in der Schwäche am Terminmarkt ausdrückt, ist eine direkte Folge des Chipmangels in der Automobilindustrie, welche in die Kurzarbeit gezwungen wird. Die geringere Automobilproduktion sorgt temporär für geringere Nachfrage nach Palladium für Katalysatoren, wogegen auf das Gesamtjahr weiterhin mit einem Defizit am Markt zu rechnen ist. Nachholeffekte könnten das Überangebot schnell wieder in ein Defizit verwandeln, sobald sich die Lage am Chipmarkt entspannt hat. Dies würde Spekulanten zur Eindeckung ihrer Shortposition zwingen, womit der Preis schnell wieder ansteigen könnte.

Die Terminmarktdaten für Palladium sind im Kaufbereich
Noch nie zuvor hatten die Spekulanten so stark auf einen weiter fallenden Preis gesetzt

Die Nachfrage nach Palladium war aufgrund des Chipmangels schwach. Nachdem sich bei 2.300 US-Dollar antizyklisch eine Kaufchance ergab, wurde dieses Signal kurze Zeit später wieder negiert und auf die Schwäche folgte ein Abverkauf bis an die Unterstützung bei 1.900 US-Dollar.

Das CRV für Käufe auf mittelfristige Sicht von 6-9 Monaten ist bereits sehr gut. Kurzfristige Trader müssen hingegen noch vorsichtig sein, denn sollte der Goldpreis noch einmal auf 1.680 US-Dollar abrutschen, dann wäre es denkbar, dass Palladium noch einmal bis 1.600 US-Dollar korrigiert.

Kann der Goldpreis hingegen seinen Abwärtstrend verlassen und über 1.775 US-Dollar den Kreuzwiderstand überwinden, so würde dies ein kurzfristiges Kaufsignal am Goldmarkt erzeugen. Die Bären am Palladiummarkt könnten es folglich mit der Angst zu tun bekommen und ihre Shortpositionen glattstellen, was dann eine Trendwende bei Palladium einläuten dürfte.

Insgesamt bleibt der Chipmangel in der Automobilindustrie ein exogener Risikofaktor, der schwer einzuschätzen ist. Langfristig wird eine weitere Abschwächung der Weltwirtschaft auf den Palladiumpreis drücken. Mittelfristig erwarten wir noch einmal eine Erholung des Preises, doch Anstiege auf das Allzeithoch bei 2.900 US-Dollar sehen wir als Chance Gewinne einzustreichen.

Die Unterstützung bei 1.900 US-Dollar wird stark umkämpft

Im kurzfristigen Chart sieht man noch einmal deutlich die einfachen technischen Signale, die bereits durch die COT-Daten und weiterer Indikatoren frühzeitig angekündigt wurden. Im Zuge eines schwachen Goldpreises konnte auch Palladium nicht den Widerstand bei 2.500 US-Dollar überwinden. Die COT-Daten zeigten Schwäche und so gab es mit dem erneuten Unterschreiten der Unterstützung bei 2.300 US-Dollar ein erneutes Verkaufssignal.

Da das Defizit am Palladiummarkt, das über die letzten Jahre vorherrschte, aktuell wegen dem Chipmangel verschwunden ist, ist ein Anstieg des Palladiumpreises ohne einen starken Goldpreis kurzfristig unwahrscheinlich. Kann der Goldpreis bullisch ausbrechen, so würde Platin über 2.000 US-Dollar ein kurzfristiges Kaufsignal erzeugen mit dem Ziel bei 2.300 US-Dollar.

Auch wenn das Setup seitens der COT-Daten gut zu sein scheint, reagieren die Platinmetalle extrem stark auf Veränderungen der Nachfrage aus der Automobilindustrie. Dies ist ein Risikofaktor, der kurzfristig schwer einzuschätzen ist. Im Zweifel sollte man kurzfristig den Palladiummarkt meiden oder nur sehr risikoavers agieren.

Die Unterstützung bei 1.900 US-Dollar wird aktuell umkämpft

Blickt man langfristig zurück in die Vergangenheit, so ist Palladium aktuell sehr teuer zu Platin. In den letzten 50 Jahren war Platin fast immer deutlich teurer als Palladium. Es ist weiterhin mit einer zunehmenden Substitution in der Industrie zu rechnen, weshalb sich der Palladiumpreis im Vergleich zu Platin langfristig schlechter entwickeln dürfte. Gerade in einer Stagflation, in der die Margen der Unternehmen immer weiter sinken, dürfte sich dieser Trend weiter fortsetzen. Letztlich dürfte der Palladiummarkt irgendwann in ein Überangebot rutschen, während der Platinmarkt in ein Defizit übergehen sollte. 

Platin könnte daher Palladium in den nächsten zehn Jahren outperformen und das Ratio beider Edelmetalle zu ihrem Mittelwert bei 3 zurückkehren. Dies würde bedeuten, dass das günstige Platin das teure Palladium um das Sechsfache outperformen würde, weshalb wir langfristig agierenden Investoren auf Sicht von zehn Jahren ein Investment in Platin empfehlen, da hier das Chance-Risiko-Verhältnis viel besser ist. Kurz- bis mittelfristig dürfte Palladium hingegen noch das stärkere der beiden Edelmetalle bleiben, sobald der Chipmangel vorbei ist und es zu Nachholeffekten kommt. In ein bis zwei Jahren könnte sich dieser Trend jedoch schon verkehren und Platin die Nase vorne haben.

Langfristig gibt es viel Fantasie für einen Preisanstieg von Platin und eine relative Schwäche von Palladium

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