Inflation stark – Gold schwach – EZB erhöht Kaufprogramm - Analyse zu Silber

11.03.2021 15:26 von Markus Blaschzok

Der Goldpreis erholte sich in dieser Woche von seinem 9-Monatstief vom Montag bei 1.676 US-Dollar und stieg nach einem Trendbruch am Dienstag auf 1.740 US-Dollar an. Wir hatten diesen weiteren Preisrückgang von 1.800 US-Dollar auf unter 1.700 US-Dollar prognostiziert und auf der Shortseite mit unseren Premium-Abonnenten gehandelt, ebenso wie die aktuell laufende kurzzeitige Preiserholung. An der COMEX haben die Spekulanten 70 Tsd. Gold-Futures-Kontrakte in den letzten drei Wochen netto geschlossen, was ein erstes Auswaschen der Spekulation zeigt, die jedoch womöglich noch nicht abgeschlossen ist.

In den USA passierte am Samstag das 1,9 Billionen US-Dollar schwere Stimulus-Paket der Demokraten den US-Senat. Ein Teil der frisch gedruckten Greenbacks wird dabei wieder direkt an die Bevölkerung ausgegeben werden, was sofort einen steigenden Effekt auf die Konsumentenpreise haben wird. Da Gold eine Absicherung gegen die Inflation der Geldmenge und somit einer Entwertung der Fiat-Währungen ist, unterstützte diese Meldung die Erholung am Goldmarkt in dieser Woche. Joe Biden will am Donnerstag „die nächste Phase“ von COVID-Programmen bekanntgeben. Die Sozialisten haben entdeckt, dass man aktuell alle politischen Ziele finanzieren kann, egal wie teuer diese sein werden, da die FED die neuen Staatsschulden ohnehin aufkaufen muss, um einen weiteren Anstieg der Marktzinsen zu verhindern.

Steigende Zinsen und ein stärkerer US-Dollar, insbesondere zum japanischen Yen, drückten in den letzten Wochen auf den Goldpreis. Dieser korreliert kurzfristig negativ zu steigenden Marktzinsen, die in den letzten Wochen inflationsinduziert deutlich anstiegen. Aktuell liegt die Rendite der 10-jährigen US-Staatsanleihen bei etwa 1,54%, während sie zu Jahresbeginn noch bei 0,91% lag. Auch der vermeintliche Realzins, abgeleitet aus den 10-jährigen inflationsindexierten US-Staatsanleihen (TIPS) stieg in den letzten Wochen von -1% auf fast -0,5% an.

Der 10-jährige TIPS ist eine an den Verbraucherpreisindex gekoppelte US-Staatsanleihe, die vor dem Kaufkraftverlust schützen soll. Jedoch ist der offiziell ausgewiesene Konsumentenpreisindex offenkundig stark geschönt und spiegelt nicht annähernd den realen Kaufkraftverlust wider, weshalb Investoren auch beim Halten vermeintlich inflationsindexierter Anleihen einen realen Kaufkraftverlust erleiden. Nach der Mathematik des Anleihenmarktes ist die 10-jährige TIPS-Rendite gleich dem nominalen 10-jährigen Treasury-Zinssatz abzüglich der Inflationserwartung.

Zinsen und Dollar steigen, während Gold und Silber korrigieren. Auch der Anstieg des US-Dollars zum japanischen Yen war wieder ein guter Indikator für eine Korrektur am Goldmarkt

US-Notenbankchef Jerome Powell enttäuschte vergangenen Donnerstag den Markt, wodurch die Aktienindizes einbrachen und der Goldpreis kurzfristig auf ein 9-Jahrestief abverkaufte. Powell hatte nicht das vom Markt erhoffte Eingreifen am Zinsmarkt signalisiert, sieht keine Inflationsgefahren und will einen vorübergehenden Anstieg der Verbraucherpreise „geduldig beobachten“. Steigende Zinsen gefährden die inflationsinduzierte Konjunkturerholung, da die Refinanzierungskosten steigen und unrentable und/oder hochverschuldete Unternehmen in den Bankrott getrieben werden. Ironischerweise ist es die Inflation, die diesmal die Zinsen nach oben treibt und keine starke brummende Wirtschaft am Ende eines Kreditexzesses, weshalb ein Eingreifen am Zinsmarkt nur weitere Inflation und somit weiter steigende Zinsen verursachen wird, was letztlich die rezessiven Kräfte nur noch weiter verstärken wird.

Aus diesem Teufelskreis und der zwingenden Bereinigung von Fehlallokationen in der Wirtschaft gibt es kein Entkommen. Es ist geldpolitischer Irrsinn der Voodoo-Ökonomen über das Drucken von Geld und dem Umverteilen von Vermögen die gesundende Rezession verhindern und eine Wirtschaftserholung herbeizaubern zu wollen. Im Gegenteil verhindern sie die richtige Allokation von Ersparnissen in produktive und gesunde Unternehmen, die neue Arbeitsplätze und Wohlstand schaffen können, indem man das Vermögen der Bevölkerung und der starken Unternehmen über die Inflationssteuer enteignet und staatnahen Unternehmen planwirtschaftlich zur Verfügung stellt. Am Ende des Tages bleibt in diesem Korporatismus eine Schrumpfung des Kapitalstocks und eine zunehmende Verarmung der Bevölkerung durch planwirtschaftliche Eingriffe der Regierung.

Über die letzten drei bis vier Jahre hatte ich auf Vorträgen und Webinaren, die man auch auf YouTube findet, vor einem schnellen Anstieg der Zinsen nach der sich damals bereits abzeichnenden Wirtschaftskrise gewarnt und die Stagflation prognostiziert. Eine Stagflation ist eine Rezession gepaart mit hohen Inflationsraten. Ich erklärte unermüdlich, dass die Notenbanken den Marktzinsen hinterherlaufen werden und die Zentralbanken zwar die Leitzinsen kontrollieren können, jedoch nicht die inflationsinduziert steigenden Marktzinsen. Es überrascht mich daher nicht, wie überrascht sehr viele Marktteilnehmer von dieser eigentlich logisch zwingenden Entwicklung sind. 

Die Notenbanken werden versuchen die Zinsen zu kontrollieren, doch erkaufen sie sich nur etwas Zeit, denn die Eingriffe werden am Ende des Tages nur zu noch stärker steigenden Zinsen und weiterem Siechtum führen. Die EZB zeigte sich eben auf der Pressekonferenz ehrlicher als die FED und konstatierte, dass man das Tempo der Anleihenkäufe (PEPP) erhöhen werde, um den Anstieg der Marktzinsen auszubremsen. Die Behauptung, die EZB säße am längeren Hebel und man könnte einfach weiter Geld in das System pumpen, ohne die Fiat-Währungen zu entwerten und einen weiteren Anstieg der Renditen zu forcieren, ist Unsinn und als Beruhigungspille für den Markt zu sehen. Dies wird den Inflationsdruck nur erhöhen und inflationsgeschützte Anlageklassen, wie beispielsweise die Edelmetalle, werden in den nächsten Jahren haussieren.

Zinsen und Gold korrelieren kurzfristig negativ zueinander

Entgegen der Stagflation der siebziger Jahre gibt es diesmal jedoch keinen korrekt ausgewiesenen Konsumentenpreisindex mehr, da man dessen Berechnungsmethode seit 1980 sukzessive geändert hat. Somit kann man die veröffentlichte Meinung über die vermeintliche Höhe der Teuerung kontrollieren und diese sechs bis acht Prozent niedriger ausweisen. Entsprechend niedriger werden die Zinsen sein und umso perfider die verdeckte Enteignung über die Inflationssteuer, die dem Großteil der Bevölkerung ihre Ersparnisse stehlen wird. Staatliche und privatwirtschaftliche Schuldner könnten sich in diesem Prozess sanieren, während Sparer und Rentner ihre Ansprüche verlieren werden. Zwischendurch werden immer mal wieder Sündenböcke für steigende Öl- und Energiepreise benötigt werden. Die Preise für Gold und Silber werden in diesem inflationären Umfeld hingegen stark ansteigen, den Kaufkraftverlust ausgleichen und somit deren Besitzer vor der Inflationssteuer schützen.

Nach der alten Berechnungsmethode stiegen die Preise in den USA zuletzt mit einer Jahresrate von 9% an

Investoren, die nicht kurzfristig aus taktischen Gründen, sondern strategisch Gold am Beginn der Stagflation verkaufen, wie der Rückgang der Gold-ETF-Bestände in den letzten Monaten zeigt, begehen einen Fehler. Powell mag sich noch weigern, die Zinsstrukturkurve zu kontrollieren und womöglich will er aus taktischen Gründen etwas Luft aus dem Aktienmarkt lassen und gleichzeitig den Goldpreis drücken, doch langfristig wird er wie die EZB Anleihen aufkaufen und den Zinsanstieg kontrollieren müssen, wenn er nicht will, dass ihm die Kreditgeldblase sofort um die Ohren fliegt.

Die Gesamtgemengelage deutet darauf hin, dass der Goldpreis es kurzfristig noch schwer haben dürfte wieder in den Rallyemodus überzugehen. Doch befindet sich die Korrektur bei Gold bereits im letzten Viertel der Bewegung. Wir hatten Gold bei über 2.000 US-Dollar geshortet mit dem Ziel bei 1.800$ und mehrmals bei 1.960$ verkauft und somit die Korrektur auf der richtigen Seite gehandelt. Auch den letzten Einbruch unter 1.800 US-Dollar, respektive 1.500 Euro, hatten wir richtig und frühzeitig antizipiert.

Dank dem Fiat-Geldmonopol und statistischer Manipulation ist in der Fiat-Matrix alles möglich

Am Dienstag gab es bereits ein erstes technisches Signal, das eine Zwischenerholung des Goldpreises ermöglichte. Wir achten jetzt genau auf die mittelfristigen Abwärtstrends und wann sich Stärke aufbaut, um eine Trendwende und ein Kaufsignal möglichst zu Tiefstpreisen timen zu können. Der COT-Report vom Freitag zeigte schon eine schöne Bereinigung, doch wäre noch Luft für eine weitere Bereinigung vorhanden, weshalb wir kurzfristig auf der Hut sind und den Goldmarkt genau beobachten.

Die Minen zeigten zuletzt hingegen relative Stärke zu Gold, was ein Zeichen dafür ist, dass das Smart Money bei 250 Punkten im HUI die Hände aufhält. Genau das hatten wir zuletzt erwartet. Nach dem Ende der aktuellen Korrektur sind wir für den Rest des Jahres sehr bullisch und erwarten wieder steigende Edelmetallpreise und einen deutlichen Anstieg der Minenaktien!

Der HUI Goldminenindex fiel mit dem Goldpreis von 360 Punkte auf aktuell 250 Punkte

Technische Analyse zu Silber: Relative Stärke zum Gold hält noch an

Terminmarkt: Erste zaghafte Bereinigung

Die Netto-Shortposition der Big 4 reduzierte sich von 68 auf 58 Tage der Weltproduktion und die der Big 8 reduzierte sich von 69 auf 61 Tage. Der Preis fiel zur Vorwoche um 87 US-Cent, während die Spekulanten etwa 11 Tausend Kontrakte abbauten. Endlich zeigt sich hier eine nennenswerte Bereinigung vom spekulativen Exzess. Die Manipulatoren konnte sich etwas eindecken, was den Report etwas besser macht. Trotzdem sind die Daten absolut und zum Open Interest weiterhin im Verkaufsbereich. Zum Stichtag Dienstag war die Bereinigung nicht ausreichend. Die 22$ sind weiterhin offen - es ist zu früh, um wieder bedenkenlos auf die Käuferseite zu wechseln, auch wenn Silber an einer wichtigen Unterstützung drehte und wieder über 26$ ansteigen konnte. Bei diesen Daten kann man kurzfristig noch keine Entwarnung geben. Wer an der Unterstützung bei 24,80 US-Dollar long gegangen ist, muss daher unbedingt Stop-Loss Orders platzieren. Das CRV für einen kurzfristigen Long-Trade auf Sicht der nächsten vier Wochen ist noch nicht gut, doch für langfristig agierende Investoren ist der aktuelle Preis hingegen schon ein interessantes Kaufniveau.

Es kam zu einer ersten Bereinigung am Terminmarkt, doch noch ist genügend Potenzial für einen weiteren Long Drop vorhanden

Der Widerstand bei Silber bei 28 US-Dollar hielt stand. Dies hatten wir vermutet und einen Short-Entry auf diesem Niveau gesucht, nachdem sich abgezeichnet hatte, dass der Goldpreis aufgrund der relativen Schwäche, die sich in den letzten Wochen und Monaten zeigte, unter die wichtige Unterstützung bei 1.800 USD (1.500 Euro) fallen würde. Im Bereich an der Unterstützung bei 24,50 US-Dollar fand Silber in der letzten Woche halt und gab zum Wochenbeginn ein ganz kurzfristiges Trading-Kaufsignal, das jedoch nur solange intakt ist, solange sich der Silberpreis über 26 US-Dollar halten kann.

Noch zeigt sich relative Stärke zum Goldpreis, doch wenn der physische Kaufdruck nachlässt, den wir zuletzt beobachten konnten, dann wäre angesichts der schlechten COT-Daten auch noch ein Abverkauf auf 22 US-Dollar denkbar. Wir orientieren uns hierbei am Goldpreis – sobald dort die mittelfristigen Abwärtstrends gebrochen werden, ist die Gefahr auch bei Silber gebannt. Je höher der Silberpreis dann steht, desto dynamischer wird der folgende Preisanstieg dann werden.

Der Silberpreis fiel zuletzt von 28 US-Dollar auf 24,50 US-Dollar

Auch am Tageschart sieht man die Unterseite der Handelsspanne bei 22-23 US-Dollar gut. Die 200-Tagelinie verläuft aktuell bei 24,20 USD, die zwar kurzzeitig unterboten werden kann, jedoch dann schnell wieder zurückerobert werden dürfte.

Die 200-Tagelinie ist schon sehr nah

In Eurobasis gerechnet wäre im schlechtesten Fall ein Rücksetzer auf ungefähr 18 Euro je Feinunze denkbar. Dort sehen wir die ultimative Chance für antizyklische Käufe auf kurz-, mittel- und langfristige Sicht. Schön ist im Langfristchart für Silber in Euro die Stärke zu sehen, nachdem der langfristige Abwärtstrend brach. Nach dem Ausbruch erfolgte ein Pull Back und danach ein dynamischer Anstieg, was idealtypisch war, auch wenn die Umstände der Krise zu diesem Muster beitrugen. Silber ist immer noch relativ günstig zum Goldpreis und langfristig ein sehr gutes antizyklisches Investment!

Der Silberpreis könnte noch etwas korrigieren, bevor mittel- bis langfristig das Allzeithoch ins Visier genommen wird

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