Inflation sinkt – Dollar bricht ein – Gold steigt auf 1.960$

18.07.2023 14:56 von Markus Blaschzok

Der Goldpreis in US-Dollar stieg in der letzten Handelswoche auf 1.960$ an, nachdem die neuesten Inflationszahlen in den USA veröffentlicht wurden. Diese waren niedriger ausgefallen, als es der Markt erwartet hatte, was die Wahrscheinlichkeit für weitere Zinsanhebungen der US-Notenbank im weiteren Jahresverlauf verringerte. Der USD-Index durchschlug nach den CPI-Zahlen am Mittwoch eine wichtige Unterstützung bei 101 Punkten und fiel bis Freitag sechs Tage in Folge. Wir hatten eine Erholung des Goldpreises nach dem Test der Unterstützung bei 1.900$ erwartet, die durch den Einbruch des US-Dollars bis an den Widerstand bei 1.960$ führte.

Ein Wermutstropfen dieses Goldpreisanstiegs ist, dass dieser in Euro gerechnet um 1,3% zur Vorwoche auf 1.741€ je Feinunze fiel. Dies zeigt, dass der Preissprung weniger durch eine höhere Goldnachfrage, sondern vielmehr durch einen Wechselkurseffekt getrieben wurde.

Der USD-Index fiel auf den niedrigsten Stand seit April 2022, dem Zeitpunkt als die Notenbankbilanz der FED und die Geldmenge M2 ihr Hoch markierten. Der Markt preist aktuell nicht nur ein früheres Ende des Zinsanhebungszyklus ein, sondern bereits künftige Zinssenkungen der FED. Nach den Fed Funds Futures erwartet der Markt mit einer Wahrscheinlichkeit von 97% nur noch eine Zinsanhebung am 26. Juli und im neuen Jahr bereits Zinssenkungen. Aufgrund der zuletzt deutlich gefallenen Inflationsraten sanken die Zinsen für US-Staatsanleihen in den letzten beiden Wochen, da die Marktteilnehmer einen geringeren Inflationsausgleich fordern. Sie preisen also eine Disinflation bzw. deflationäre Tendenzen im Vorfeld einer erhofft milden Rezession ein.

Die möglichen Entwicklungen anderer Währungsräume werden aktuell völlig ignoriert und die Terminmarktdaten zeigen, dass diese Trades bereits stark einseitig überlaufen sind. Angst und Gier sind schlechte Ratgeber und bringen irrationale Investmententscheidungen. An jedem Markthoch ist sich die Masse der Investoren und Spekulanten einig, dass die Notierungen nur weiter steigen und gegensätzlich an Markttiefs nur weiter fallen können. Als antizyklisch agierender Trader sehe ich der aktuelle Marktstimmung ein interessantes Setup, das in den nächsten Wochen oder Monaten eine sehr gute Chance für einen mittelfristigen Trade liefern dürfte.

Der US-Dollar durchbrach eine wichtige Unterstützung, worauf der Goldpreis in US-Dollar ansteigen konnte

Die Konsumentenpreise in den USA stiegen im Juni nur noch um 3% zum Vorjahr an, während die Markterwartung bei 3,1% lag. Im Vormonat stiegen die Verbraucherpreise noch um 4% an. Die Kerninflationsrate, ex Energie und Lebensmittel, kam mit 4,8% ebenfalls deutlich kühler rein als die Markterwartung von 5%, womit diese jedoch noch immer deutlich über der „Zielmarke“ der US-Notenbank von 2% liegt. Der Leitzins der USA liegt mit aktuell 5%-5,25% deutlich über der Teuerung von 3% im Juni, weshalb viele Marktteilnehmer hoffen, dass die FED ihren Leitzins bald wieder senken wird, obwohl Powell deutlich klar gemacht hat, dass dies im nächsten Jahr nicht geplant sei.

Die offizielle Inflationsrate liegt mittlerweile deutlich unter dem Leitzins der US-Notenbank

Die US-Produzentenpreise stiegen im Juni nur noch um 0,1% zum Vorjahr an, während es im Vormonat noch 0,4% waren. Auch hier wurde die Markterwartung von 0,2% übertroffen. Angesichts einer aufziehenden Rezession und der Schrumpfung der Geldmenge, dürften die Produzentenpreise schon bald fallen. 

Die Produzentenpreise dürften in Bälde fallen

Der Euro und das britische Pfund konnten auf den Einbruch des US-Dollars hin ihren Höhenflug fortsetzen, wobei der Euro die Widerstandsmarke bei 1,10$ durchbrach und auf 1,123$ ansteigen konnte. Typischerweise fiel der Euro zum Schweizer Franken wieder deutlich auf unter 0,97 Franken, während der Euro zum US-Dollar anstieg.

Der Schweizer Franken steht kurz vor einem neuen Allzeithoch zum Euro

Das britische Pfund, durchbrach seinen zweijährigen Abwärtstrend und sprang auf fast 1,32$, wobei ein mittelfristiger Aufwärtstrend noch intakt ist. Vor gerade einmal zehn Monaten handelte Cable in seinem Paniktief bei 1,04$, was eine beeindruckende Rallye darstellt. Der Terminmarkt zeigt jedoch ein historisch bullisches Sentiment für das Pfund und für den Euro, sodass sich deren Rallyes in den letzten Atemzügen befinden dürften, weshalb die Bullen jederzeit mit starken und schnellen Rücksetzern rechnen müssen.

Das britische Pfund kletterte auf über 1,31$ an, weshalb der Goldpreis in GBP fiel

Es gibt zahlreiche Risiken für den Goldpreis in den nächsten beiden Monaten bis in den Herbst hinein. Hohe Zinsen und eine weitere Zinsanhebung seitens der FED, eine aktuell noch relativ starke Wirtschaftsentwicklung und ein robuster Arbeitsmarkt, sowie die schrumpfende Geldmenge in den USA und der aktuell noch haussierende Aktienmarkt sind alles Faktoren, die die Nachfrage nach Gold abschwächen temporär abschwächen und den ein oder anderen Investor zum Verkauf ermutigen können. Es gibt daher unvermindert das Risiko einer weiteren Korrektur des Goldpreises in den nächsten zwei Monaten. Spätestens mit der Hoffnung auf geldpolitische Lockerungen dürfte der Goldpreis wieder nachhaltig durchstarten.

Die Notenbankbilanz schrumpft weiter und die Geldmenge M2 fällt erstmals seit der großen Depression, was am Ende des Tages wieder neue QE-Programme der Notenbanken zur Ausweitung der Geldbasis erfordern wird.

Die Geldmenge in den USA schrumpft weiter

Andererseits gibt es auch Hoffnung für den Goldpreis, insbesondere in Euro. Hier war der Goldpreis in den letzten Monaten um 140€ je Feinunze gefallen. Ich hatte bei 1.860€ ein Verkaufssignal für den Goldpreis in Euro gegeben mit dem Korrekturziel bei der 200-Tagelinie bei 1.740€, was nun abgearbeitet wurde. Der Goldpreis in Euro hat einen Großteil der Rallye des letzten Jahres wieder negiert und bietet erneut eine Kaufchance. Im Trading wäre noch etwas mehr Potenzial nach unten vorhanden, wenn der Goldpreis in US-Dollar wieder fallen sollte und der Euro wieder unter die Marke von 1.10$ zurückkehrt. Für mittelfristig bis langfristig agierende Investoren ist das aktuelle Preisniveau jedoch wieder gut und man kann beginnen die Hände aufzuhalten. Trader, die gehebelt am Markt agieren, sollten die nächsten zwei Monate jedoch noch vorsichtig sein, den im schlimmsten Fall wäre ein Rücksetzer auf 1.680€ denkbar. Im Trading gäbe es erst oberhalb von 1.770€ ein prozyklisches Kaufsignal.

Der Goldpreis in Euro fiel mittlerweile um 140€ je Feinunze und bietet wieder ein faires Kaufniveau

Technische Analyse zu Platin: Gegenbewegung vermutlich abgeschlossen – Erneuter Test der 900$ möglich

Terminmarkt: COT-Report

Der COT-Report wird immer freitags seitens der US-Terminmarktaufsicht (CFTC) veröffentlicht, wobei der Stichtag der Datenerhebung der Schlusskurs vom Dienstag ist. Die COT-Daten werden also immer mit einer Verzögerung von drei Tagen veröffentlicht. Premium Abonnenten von Blaschzok Research erhalten vor Handelsschluss am Freitag ein Blitzupdate mit Analysen zu Gold, Silber und Platin. Die COT-Daten ermöglichen einen Blick in die Zukunft, da sie einerseits ein Sentiment-Indikator sind und andererseits eine gute Einschätzung des Angebots und der Nachfrage am physischen Markt ermöglichen. Mit ihnen hat man einen Vorteil im Trading am Rohstoffmarkt.

COT-Daten für Platin vom 14. Juli:

Bei Platin sehen wir Stärke zur Vorwoche nach dem Test der Unterstützung bei 900$. Wir hatten erwartet, dass Produzenten dieses Preisniveau nutzen würden, um Käufe zu tätigen und es verwundert daher nicht, jetzt eine Stärke zu sehen. Mit dem Preisrückgang von 1.100$ auf 900$ stieg der COT-Index von 25 auf 65 Punkte an. Die Daten sind neutral, nachdem das Preisziel bei 900$ erreicht wurde. Platin sollte mit dem Goldpreis laufen in den nächsten Wochen.

Mit einem COT-Index von 64 Punkten ist Platin nun neutral und sollte mit dem Goldpreis laufen

Aktuelle Chartanalyse

Vor neun Wochen schrieb ich bei einem Platinpreis von 1.120$:

„Der Platinpreis hat ein kurzfristiges Doppel-Top ausgebildet und droht nun den neuen mittelfristigen Aufwärtstrend zu brechen. Zieht der Dollar weiter an und gehen Gold und Silber in die Korrektur über, während die rezessiven Kräfte in der Volkswirtschaft zunehmen, dann sollte der Platinpreis in Bälde seinen Aufwärtstrend brechen und auf 1.000$ fallen. Infolgedessen wäre ein Preisrückgang auf 900$ sehr wahrscheinlich. Mit dem Trendbruch würde es für kurzfristig agierende Trader ein Verkaufssignal geben.“

Vor drei Wochen wurde das Ziel bei 900$ erreicht und ich schrieb: 

„Tradern empfahl ich ihre Gewinne aus einem Short-Trade bei 900$ einzudecken. Der neueste COT-Report zeigt jedoch, dass noch mehr Luft nach unten vorhanden ist. Nach einer technischen Gegenbewegung, die wieder nahe an 1.000$ laufen könnte, erwarte ich eine neuerliche Schwäche des Platinpreises. In den nächsten Wochen und Monaten wären sogar 800$ denkbar. Die neuesten COT-Daten geben keinen Anlass für Optimismus und ein Kaufsetup scheint noch weit entfernt zu sein. Bullen müssen sich daher gedulden, während die Bären eine technische Preiserholung für einen neuen Short-Trade nutzen können.“

Auch diese Erwartung traf voll ein und der Platinpreis stieg von der Unterstützung bei 900$ bis auf 991$ fast bis an den Widerstand bei 1.000$ an. Es ist aktuell wahrscheinlich, dass es zu einem erneuten Test der Unterstützung bei 900$ kommen wird in den nächsten Wochen. Verschlechtern sich die COT-Daten bis dahin, müssen wir eine weitere Korrektur bis 800$ einplanen, insbesondere wenn der Goldpreis wieder fallen sollte. Der Trade mit der guten Wahrscheinlichkeit von 1.100$ auf 900$ ist jedoch abgeschlossen. Wer den nächsten guten Trade mit einem hohen Chance-Risiko-Verhältnis nutzen will, muss sich aktuell noch etwas gedulden.

Ziel erreicht! Nach dem Bruch des Aufwärtstrends korrigierte Platin auf 900$. Auch die Gegenbewegung kam wie erwartet

Langfristige Analyse

Mittel- bis langfristig hat Platin ein Problem. Mehr als die Hälfte der jährlichen Minenproduktion wird in der Automobilindustrie zur Herstellung von Katalysatoren verwendet. Die Rezession wird in den nächsten Jahren im Umfeld steigender Zinsen an Fahrt aufnehmen und Leasing- sowie Finanzierungsmodelle für Neuwagen auf die Probe stellen. Mit einem starken Rückgang der Neuwagenverkäufe und entsprechenden Gewinnrückgängen für die Automobilhersteller ist zu rechnen.

Langfristig dürfte sich im Bereich zwischen 800 US-Dollar und 1.000 US-Dollar ein langfristiger Boden ausbilden. Wir empfehlen Rücksetzer in den Bereich um die 800 US-Dollar als mittel- bis langfristige Kaufchance zu nutzen. Auch kurzfristig agierende Trader haben dort grundsätzlich ein Setup mit einem guten Chance-Risiko-Verhältnis.

Man muss sich jedoch bewusst sein, dass der Platin- und Palladiumpreis während Rezessionen in der Vergangenheit kurzzeitig auch immer stark einbrach, weshalb eine Stopp-Loss-Order der beste Freund kurzfristig agierender Trader ist. Ein panikartiger Einbruch auf nochmals 500$ wäre in einer Rezession mit einer Verkaufspanik an den Märkten durchaus denkbar in diesem Jahr.

Die einzige Hoffnung für eine Stärke des Platinpreises wäre ein signifikanter Rückgang des Angebots aufgrund der Stromknappheit in Südafrika. Dies lässt sich jedoch, anders als die kommende Rezession, schwer prognostizieren. Das Angebot kann deutlich zurückgehen, doch muss das nicht passieren. Die kommende Rezession ist hingegen sicher.

Sobald die Notenbanken mit neuen QE-Programmen auf die bevorstehende weltweite Rezession oder alternativ schon früher auf einen exogenen Faktor hin reagieren werden, bieten sich enorme Chancen für die Bullen. Sollten die Notenbanken aufgrund exogener Ereignisse jedoch vor der offenen Manifestation einer Rezession agieren, worauf der Bail Out von SVB und der Credit Suisse hindeuten, so würde ein Preiseinbruch verhindert werden. Wichtig ist, dass man zum Bullen mutiert, sobald die Notenbanken auch nur neue QE-Programme in Erwägung ziehen.

Wie in der Vergangenheit ist bei einer Rezession ein nochmaliger starker Preiseinbruch möglich, es sei denn, es kommt davor schon ein neues QE-Programm

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