Hohe Inflation zerstört Hoffnung auf Zinssenkungen

20.02.2023 22:43 von Markus Blaschzok

Die US-Inflationszahlen für Januar kamen am Dienstag heißer rein, als der Markt erwartet hatte. Nachdem die Inflationsrate von ihrem Hoch im Mai letzten Jahres bei 9,1% ständig gefallen war, setzten die Märkte auf eine Fortsetzung des Trends und baldige Leitzinssenkungen der US-Notenbank, im Glauben man könne einer Rezession diesmal entgehen. Mit einem Anstieg der Konsumentenpreise von 6,4% zum Vorjahr, anstatt der erwarteten 6,2%, erhielt dieses Narrativ diesmal jedoch eine kalte Dusche. 

Deutlicher wird dies, sieht man sich den Anstieg des Konsumentenpreises zum Vormonat an. So stieg dieser im Januar anstatt der erwarteten 0,4% sogar um 0,5% an, was der stärkste Anstieg seit Juni letzten Jahres ist. Nicht saisonal bereinigt lag der Anstieg im Januar sogar bei 0,8% zum Vormonat, dem stärksten Anstieg seit März 2022. Die Kerninflationsrate ex Energie und Lebensmittel lag mit einem Anstieg von 0,4% zum Vormonat ebenfalls über dem Marktkonsens von 0,3%.

Auch die Produzentenpreise (PPI) stiegen zum Vormonat mit 0,7% (+6% zum Vorjahr) stärker an als die erwarteten 0,4%.

Angesichts dieser noch immer hohen Inflationsrate hat die US-Notenbank, deren Leitzins noch immer deutlich zu niedrig ist, keinen Spielraum für Leitzinssenkungen. Normalerweise sollte der Leitzins etwa vier Prozent oberhalb der Teuerung liegen, wovon man aktuell weit entfernt ist. 

Wie immer an dieser Stelle der Hinweis, dass der offizielle Konsumentenpreisindex seit 1980 die Teuerung zu niedrig ausweist und diese in Wahrheit viel höher ist, etwa doppelt so hoch. Außerdem gründet die aktuelle Teuerung nicht auf eine Ausweitung der Kreditgeldmenge, sondern auf den QE-Programmen der US-Notenbank, weshalb es in der kommenden Rezession zu keinem Rückgang der Preise kommen wird.

Die Preise stiegen im Januar mit 6,4% stärker, als es der Markt erwartet hatte
Die Produzentenpreise stiegen im Januar um 0,7% an

Nach anfänglicher Richtungslosigkeit am Markt auf die heißeren CPI-Daten, legte der US-Dollar im Wochenverlauf weiter zu, während der Gold- und der Silberpreis ihre Korrektur fortsetzen. Im Tief verlor der Goldpreis noch einmal 40$ mit einem Test der Unterstützung bei 1.820$, wo Shortseller nach dem Preisrückgang um 140$ erst einmal Shortpositionen glattstellten und sich der Goldpreis zum Wochenschluss wieder auf 1.851$ erholen konnte.

Der Silberpreis ging mit 21,70$ rund 3$ tiefer als noch vor einem Monat in das Wochenende. Im Tief war der Silberpreis vergangene Woche auf 21,20$ gefallen, womit mein erstes Korrekturziel, das ich vor einem Monat ausrief, nun grundsätzlich abgearbeitet wäre. Da die Erholung des USD-Index jedoch noch nicht abgeschlossen ist und in den nächsten Wochen mit einer weiteren Dollarstärke zu rechnen ist, insbesondere aufgrund eines voraussichtlich weiteren deutlichen Rückgangs beim Euro, wäre auch bei Silber und Gold noch etwas Luft nach unten vorhanden. Zumindest ist kurzfristig nicht mit einer erneuten Rallye der Edelmetalle zu rechnen, wenn nicht neue exogene Faktoren auftauchen.

Der HUI-Goldminenindex fiel in der letzten Woche um 4,7% auf 224 Punkte. Vor einem Monat riet ich dazu bei 265 Punkten das Risiko herunterzufahren und Teilgewinne mitzunehmen, da ich auf eine Korrektur der Miners in Tandem mit dem Goldpreis bis in den Bereich von 200-220 Punkten hoffte. Auch hier scheint kurzfristig noch ein wenig Luft nach unten vorhanden zu sein, womit das Korrekturziel komplett abgearbeitet wäre. 

Gold und Silber halten sich trotz Rallye aufgrund eines schwachen US-Dollars noch immer in luftigen Höhen

Kurzfristig wichtig für den Goldpreis wird am Mittwoch die Veröffentlichung des Protokolls der jüngsten Sitzung der US-Notenbank sein, sowie die revidierte Schätzung des US-BIP für das vierte Quartal am Donnerstag. Hawkishe FED-Minutes und bessere BIP-Zahlen würden den Dollar stärken und die Edelmetalle und Miners in den Abverkauf führen. Wer mit uns vor einem Monat Gewinne eingestrichen hat, dürfte dann womöglich das Setup für den Rückkauf der Position in die Schwäche hinein haben.

Andererseits lag die Notenbanksitzung vor dem extrem starken Arbeitsmarktbericht mit 517 Tsd. neuen Stellen außerhalb der Landwirtschaft, der meilenweit über dem Marktkonsens lag, weshalb die FED-Minutes womöglich nicht so hawkish ein werden. Ein dovisher Bericht könnte diametral gegensätzlich den Edelmetallen und Minenaktien wieder unter die Arme helfen. Der Großteil der Korrektur dürfte dennoch gelaufen sein bzw. wurden die Korrekturziele so gut wie erreicht bei den Edelmetallen. Beim Silber wäre ein Rücksetzer auf 20$ denkbar und beim Gold ein Überschießen bis 1780$. Die Goldminenaktien sind seit ihrem Hoch vor einem Monat bereits um 20% gefallen, sodass einige Rückkäufe bereits wieder interessant sind auf Jahressicht.

Marktzinsen steigen weiter – Rezession unausweichlich

Der Zins für fünfjährige US-Staatsanleihen stieg vergangene Handelswoche auf 5% an, dem höchsten Stand seit Juli 2007, kurz bevor die Blase am Kredit- und Immobilienmarkt geplatzt war. Die Zehnjährigen handeln aktuell bei 3,85%, wobei der Spread der 10Yr zu 2Yr Anleihen mit -0,8% historisch negativ ist. Es ist erstaunlich, dass so viele Marktteilnehmer glauben, man könne einer Rezession entgehen.

Die Zinsen steigen weiter an und eine Rezession ist unvermeidlich

Vielmehr folgt mit einer Zeitverzögerung von 9-18 Monaten der Einschlag der höheren Zinsen auf die Refinanzierung der überschuldeten Unternehmen. Diese Rezession hat das Potenzial die Stärkste der Geschichte zu werden. Wie ich seit drei Jahren schreibe, werden die Notenbanken in dieser Phase der Stagflation mit neuerlichen QE-Programmen aufwarten, um den Zinsmarkt zu managen und einen unkontrollierten Anstieg der Zinsen zu verhindern.

Die Bank of Japan versucht aktuell exakt das, nur auf noch viel niedrigerem Zinsniveau. Die Zinsen der zehnjährigen japanischen Staatsanleihen handelten letzte Woche wieder am oberen Ende der Handelsspanne bei exakt 0,5% und gingen bei 0,51% ins Wochenende. Erst kürzlich musste die BOJ die Handelsspanne von +-0,25% aufgeben und auf 0,5% ausweiten, nachdem der Verkaufsdruck zu stark war. Dass die Oberseite der Handelsspanne bereits unnachgiebig getestet wird, spricht Bände. Spekulanten, wie auch ich, shorten diese Papiere, da die japanische Notenbank auf verlorenem Posten kämpft. Es ist nicht die Frage ob die BOJ scheitern wird, sondern nur wann und ob ein exogener Faktor als Sündenbock für den bevorstehenden historischen Crash des japanischen Anleihenmarktes verantwortlich gemacht wird.

Ebenso wie der BOJ wird es der EZB und der FED spätestens im nächsten Jahr ergehen. Die Kontrolle der Zinskurve bedingt das Drucken von Geld, was Inflation erzeugt und somit den Verkaufsdruck am Anleihenmarkt nur zusätzlich erhöhen wird. Die Notenbanken können sich mit ihren Interventionen nur etwas Zeit erkaufen, doch am Ende werden sie scheitern und die Richtung ist klar. Der Gold- und der Silberpreis werden dann von diesen neuen QE-Programmen stark profitieren.

Sobald die Arbeitslosigkeit steigt und die Inflation stark zunimmt, werden smarte Investoren Gold, Silber und Minenaktien frühzeitig kaufen, da sie die kommenden QE-Programme antizipieren werden. Man sollte jedoch nicht vergessen, dass die Goldnachfrage diesmal wieder ein Vorlaufindikator sein könnte, sollten QE-Programme aufgrund exogener Faktoren frühzeitig ins Spiel kommen, was die FED mit dem Kampf gegen eine durch exogene Faktoren bedingte Rezession begründen wird. Es gibt keinen Silberschweif am Horizont für die Realwirtschaft, weshalb Gold und Silber in den nächsten Jahren der Stagflation weiterhin das beste Investment sein werden, während die Aktienmärke inflationsbereinigt stark Federn lassen dürften, ebenso wie in den siebziger Jahren.

Technische Analyse zu Platin: Preisrückgang nähert sich seinem Ende

Terminmarkt: COT-Report

Der COT-Report wird immer freitags seitens der US-Terminmarktaufsicht (CFTC) veröffentlicht, wobei der Stichtag der Datenerhebung der Schlusskurs vom Dienstag ist. Die COT-Daten werden also immer mit einer Verzögerung von drei Tagen veröffentlicht. Premium Abonnenten von Blaschzok Research erhalten vor Handelsschluss am Freitag ein Blitzupdate mit Analysen zu Gold, Silber und Platin. Die COT-Daten ermöglichen einen Blick in die Zukunft, da sie einerseits ein Sentiment-Indikator sind und andererseits eine gute Einschätzung des Angebots und der Nachfrage am physischen Markt ermöglichen. Mit ihnen hat man einen Vorteil im Trading am Rohstoffmarkt.

Aufgrund eines Hackerangriffs hat die CFTC seit dem 27. Januar erstmals in der Geschichte keinen neuen COT-Report veröffentlicht, weshalb wir mit den veralteten Daten arbeiten müssen, deren Aussagekraft von Tag zu Tag abnimmt. Wir hoffen, dass die CFTC bald wieder in der Lage sein wird die neuesten COT-Daten zu liefern.

Analyse vom 27.01.2023: „Wie sehen eine starke Wochenentwicklung. Der Preis stieg um 19,5$, obwohl die Spekulanten mit 3 Tsd. Kontrakten Short gingen. Der COT-Index zum Open Interest stieg daraufhin von 41 auf 48 Punkte an. Es zeigte sich die zweite Woche nun Stärke beim Platin. Insgesamt bleibt die Analyse unverändert. Die Schwäche in den Daten den letzten Wochen spricht für einen deutlichen Preisrückgang. Ein stärkerer US-Dollar könnte Gold, Silber und Platin mit nach unten ziehen. Dieser Rücksetzer bietet erneut die Chance um Long zu gehen.“

Zuletzt waren die COT-Daten schlecht. Ob bereits eine Bereinigung am Terminmarkt stattfand, können wir erst mit neuen COT-Daten einschätzen.

Der zyklische COT-Index war zuletzt überkauft

Anfang des neuen Jahres riet ich dazu bei Platin alle Gewinne mitzunehmen, da sich Schwäche zum Goldmarkt zeigte und die COT-Daten überkauft waren, sowie eine Erholung des US-Dollars bevorstand. Ich prognostizierte eine Korrektur in den Bereich zwischen 900$ und 950$.

Der Preis fiel in den letzten Wochen ohne nennenswerte Gegenbewegung um 200$ und das Korrekturziel wurde abgearbeitet. Ob das nun schon ein antizyklischer Kauf ist auf kurzfristige Sicht, können wir aufgrund der fehlenden COT-Daten nur schwer einschätzen. Da ich jedoch davon ausgehe, dass Gold und Silber aufgrund eines stärkeren US-Dollar noch einmal zur Schwäche neigen könnten, würde ich mit Käufen noch etwas abwarten. Short-Gewinne könnte man teilweise nun jedoch bereits eindecken, nachdem der Platinpreis um 200$ gefallen ist.

In der letzten Woche zeigte sich Platin stärker, nachdem die Unterstützung bei ca. 900$ erreicht wurde und es zu Shorteindeckungen kam.

Mittel- bis langfristig hat Platin ein Problem. Mehr als die Hälfte der jährlichen Minenproduktion wird in der Automobilindustrie zur Herstellung von Katalysatoren verwendet. Die Rezession wird in den nächsten Jahren im Umfeld steigender Zinsen zulegen und Leasing- sowie Finanzierungsmodelle für Neuwagen auf die Probe stellen. Schon jetzt können weniger Amerikaner ihren Auto-Leasing und Finanzierungsraten zahlen als zum Hoch der Finanzkrise von 2008. Diese Situation wird sich in den nächsten Jahren noch verschlechtern! Ein starker Rückgang der Neuwagenverkäufe mit entsprechenden Gewinnrückgängen für die Automobilhersteller sind zu erwarten.

Käufer mit langfristigem Horizont finden bei einem Preis um die 800$ je Feinunze eine gute Investmentchance auf Sicht der nächsten fünf Jahre. Mittelfristig dürften nur Trader Freude an diesem hochvolatilen Markt haben, was jedoch aufgrund der hohen positiven Korrelation zum Goldpreis gut zu handhaben ist.

Der kurzfristige Aufwärtstrend bei Platin wurde gebrochen

Langfristige Analyse

Ende 2020 hatten wir mit einem Preisanstieg über den Widerstand bei 1.000 US-Dollar ein Kaufsignal bis 1.350 US-Dollar gegeben und gingen von einer anschließenden Korrektur auf 1.000 US-Dollar und dann 830$ aus. Das war nur ein grobes Szenario, das wir aus der fundamentalen Schwäche am Platinmarkt abgeleitet hatten, doch exakt so eintraf.

Langfristig dürfte sich im Bereich zwischen 800 US-Dollar und 1.000 US-Dollar ein langfristiger Boden ausbilden. Wir empfehlen Rücksetzer in den Bereich um die 800 US-Dollar als mittel- bis langfristige Kaufchance zu nutzen. Auch kurzfristig agierende Trader haben dort grundsätzlich ein Setup mit einem guten Chance-Risiko-Verhältnis.

Man muss sich jedoch bewusst sein, dass Platin und Palladium während Rezessionen kurzzeitig auch stark einbrechen können, weshalb eine Stopp-Loss-Order der beste Freund kurzfristig agierender Trader ist. Ein panikartiger Einbruch auf nochmals 500$ wäre in einer Rezession mit einer Verkaufspanik an den Märkten durchaus denkbar. Deshalb ist ein Stop-Loss der beste Freund eines Traders, damit man solche Chancen nutzen und bei einem Einbruch im Tief kaufen kann.

Langfristig zeigt der Chart eine Trendumkehr und ein Ende der langfristigen Abwärtstrends

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