Goldpreis vor Entscheidung: Neue Rallye oder weitere Korrektur?

14.08.2025 09:45

Trotz neuer Höchststände an den Aktienmärkten und ausbleibender US-Zölle auf Goldbarrenimporte, sowie einer Verlängerung des Zollstopp zwischen den USA und China um 90 Tage, hält sich der Goldpreis auf hohem Niveau bei aktuell 3.350 $, während sich der Silberpreis in der letzten Woche noch stärker zeigte und wieder auf 38,50 $ kletterte. Dies verdeutlicht, dass Anleger trotz optimistischerer Wirtschaftsaussichten weiterhin triftige Gründe für den Besitz von Gold und Silber sehen, da die Preise der beiden Edelmetalle primär durch starke Investmentnachfrage getrieben werden. Seit über drei Monaten bewegt sich der Goldpreis in einer zunehmend enger werdenden Handelsspanne von aktuell nur noch 150 $ je Feinunze. Ein explosiver Ausbruch aus dieser Handelsspanne ist in Bälde möglich, wenn dem Goldpreis ein Anstieg über 3.450 $ und folgend sein Allzeithochs bei 3.500$ gelingen würde. Auf der anderen Seite gäbe es kurzfristig Luft für eine Korrektur bis zur nächsten Unterstützung bei 3.000 $, sollten die Bären das Ruder übernehmen und wichtige Unterstützungen brechen.

Mögliche Zinssenkungen der US-Notenbank, anhaltende Zentralbankkäufe sowie zunehmende Zuflüsse in börsengehandelte Fonds sind hingegen bullische Faktoren, die den Goldpreis auf neue Rekordstände treiben könnten. Die ETF-Bestände, die ein wichtiger Indikator für die Investitionsnachfrage sind, stiegen im Juli um über 615 Tsd. Unzen, beziehungsweise um 0,68 %, gegenüber dem Vormonat an und liegen aktuell um 10 % höher als zu Jahresbeginn. Die globalen ETF-Bestände stiegen um 23 Tonnen auf 3.639 Tonnen und blieben damit auf dem höchsten Stand zum Monatsende seit August 2022. Das verwaltete Gesamtvermögen der Gold-ETFs weltweit stieg aufgrund des gestiegenen Preises und weiterer Zuflüsse um 1 % auf 386 Mrd. USD und erreichte damit einen weiteren Höchststand Ende Juli.

Nordamerika verzeichnete im Juli Zuflüsse (+1,4 Mrd. $) und Europäische Fonds verzeichneten den dritten Monat in Folge Zuflüsse in Höhe von 1,8 Milliarden $, wobei das Vereinigte Königreich erneut die Zuflüsse anführte, während deutsche Fonds Abflüsse verzeichneten. Auch die Schweiz und Frankreich verzeichneten beachtliche Zuflüsse, während asiatische Fonds im Juli einen leichten Anstieg erfuhren, angeführt von Japan, wobei China Abflüsse aufgrund erhöhter Risikobereitschaft verzeichnete. Japan und Indien führten weiterhin Zuflüsse an. Diese Faktoren zusammengenommen deuten darauf hin, dass 2025 ein außergewöhnlich starkes Jahr für globale Kapitalströme wird, das nur knapp hinter den Rekordjahren zurückbleibt.

Die Zinssenkungserwartungen waren zuletzt gestiegen, nachdem die neuesten Inflationszahlen für Juli bisher keinen Einfluss der Zölle auf diese zeigten. Nach den Fed Funds Futures wird nun eine Zinssenkung für September um 25 Basispunkte mit 100% Wahrscheinlichkeit eingepreist, was den Goldpreis zuletzt stützte. Die US-Verbraucherpreise stiegen im Juli um 2,7 % zum Vorjahr an, wobei vor allem der Rückgang der Benzinpreise um 10 % diese dämpfte. Die Kerninflation ohne Nahrungsmittel und Energie lag bei 1,2 %, womit es bislang keine Anzeichen für einen zollbedingten Einfluss gibt. Auf Monatsbasis blieb die Gesamtinflationrate von Juni auf Juli unverändert, doch liegt sie höher als noch im Frühjahr, während die Kerninflation seit Juni bereits wieder ansteigt. Diese Daten liefern der US-Notenbank kein klares Signal für Zinssenkungen und sprechen für eine abwartende und vorsichtige Haltung. Noch kann sich der Goldpreis stark halten, doch sollte die Fed die Zinsen im September nicht senken, könnte dies eine erneute Korrektur des Goldpreises auf 3.000 $ nach sich ziehen.

Der Goldpreis hat mittlerweile einen dritten Aufwärtstrend gebrochen. Folgt nun eine Korrektur oder ein Ausbruch über den Abwärtstrend und eine neue Rallye?

Silber – Pull Back abgeschlossen

Der Silberpreis hatte Ende Juli nach Gold nun auch seinen Aufwärtstrend gebrochen und korrigierte infolge bis auf 36,50$, nachdem der US-Dollars sich deutlich erholt hatte. Davor hatte Silber noch ein 14-Jahreshoch bei 39,50 $ erreicht und im Verhältnis zu Gold eine ausgeprägte relative Stärke gezeigt. Die Rallye wurde in erster Linie durch einen Anstieg der Investmentnachfrage getrieben, vor allem in physisches Silber, wie ETF-Produkte, sowie Münzen und Barren. Der Terminmarkt war hingegen wenig an der letzten Aufwärtsbewegung beteiligt, was die aktuellen Daten der CFTC belegen. Ein strukturelles Defizit gibt es aktuell nicht und die Bestände der COMEX-Lagerhäuser sind historisch hoch.

Nun hat Silber jedoch ein tieferes Hoch ausgebildet und ist dabei den Ausbruch aus dem Aufwärtstrend zu bestätigen. Eine Korrektur des Goldpreises und eine gleichzeitige Dollarstärke würden eine weitere Korrektur des Silberpreises bis mindestens an den Unterstützungsbereich bei 35,50$ nach sich ziehen. Der Terminmarkt ist überkauft, während Technische Indikatoren auf Wochenbasis Mitte Juli bereits ein Signal zu Gewinnmitnahmen gaben. Silber bleibt kurzfristig abhängig von der Entwicklung des Goldpreises und dürfte mit einem weiteren Rückgang dessen auch weiter korrigieren.

Aufhellen würde sich das Chartbild und die kurzfristigen Aussichten für Silber, wenn der Goldpreis seinen Abwärtstrend mit einem Preis über 3.440$ nachhaltig überwinden kann und infolgedessen weiter ansteigen kann. Die für den Silberpreis entscheidende Investmentnachfrage dürfte dann schnell wieder zunehmen, der Markt folgend in ein Defizit rutschen und der Preis weiter ansteigen. Sollten in diesem Szenario die vier großen Händler der COMEX dazu gezwungen werden, ihre historisch hohen Shortpositionen einzudecken, würde dies eine historische Rallye nach sich ziehen, die den Silberpreis bis auf über 100$ je Feinunze tragen könnte. Es bleibt kurzfristig spannend für den Silberpreis, dessen Entwicklung nun abhängig von einem bullischen oder bärischen Ausbruch des Goldpreises aus seiner Handelsspanne ist.

Der Aufwärtstrend des Silberpreises wurde gebrochen und ein Pull Back an den vorherigen Aufwärtstrend ist nun womöglich abgeschlossen. Tiefere Notierungen wären die Folge

Analyse zu Palladium: Palladiumpreis korrigiert nach Rallye auf 1.100$

Terminmarkt: COT-Report

Der COT-Report wird immer freitags seitens der US-Terminmarktaufsicht (CFTC) veröffentlicht, wobei der Stichtag der Datenerhebung der Schlusskurs vom Dienstag ist. Die COT-Daten werden also immer mit einer Verzögerung von drei Tagen veröffentlicht. Premium Abonnenten von Blaschzok Research erhalten vor Handelsschluss am Freitag ein Blitzupdate mit Analysen zu Gold, Silber und Platin. Die COT-Daten ermöglichen einen Blick in die Zukunft, da sie einerseits ein Sentiment-Indikator sind und andererseits eine gute Einschätzung des Angebots und der Nachfrage am physischen Markt ermöglichen. Mit ihnen hat man einen Vorteil im Trading am Rohstoffmarkt.

COT-Daten für Palladium vom 11. Juli

Obwohl der Palladiumpreis in der letzten Handelswoche um 103 $ gefallen ist, haben sich die Terminmarktdaten so gut wie nicht verändert. Der COT-Index konnte sich um jeweils 2 Punkte verbessern und liegt nun bei 2 Punkten.

Insgesamt sind die Daten immer noch so schlecht wie zuletzt im Jahr 2018 und es zeigte sich nun Schwäche und ein Überangebot am physischen Markt. Auch die absoluten Terminmarktdaten sind so schwach wie seit 2021 nicht mehr. Gäbe es ein strukturelles Defizit am physischen Markt, hätte der Terminmarkt noch viel Luft nach oben. Da dies jedoch nicht der Fall ist und stattdessen ein persistentes Überangebot besteht, das auch in den nächsten Jahren zu erwarten ist, muss man den Terminmarkt aktuell als extrem überkauft ansehen.

Wer hier einfach Long geht in Erwartung einer Fortsetzung der letzten Rallye, könnte herbe Verluste erleiden. Es herrscht akute Long-Drop-Gefahr, falls das Überangebot wieder in den Vordergrund rückt. Auch wenn der jüngste Preisanstieg Spekulanten anlockt, könnten gerade diese sich die Finger verbrennen, insbesondere dann, wenn der Goldpreis weiter korrigiert. Ein Rücksetzer auf unter 1.000 $ wäre durchaus denkbar.

Mit einem COT-Index OI von 2 Punkten ist der Terminmarkt im Verkaufsbereich

Technische Analyse

Nachdem der Platinpreis ausbrechen und deutlich zulegen konnte und auch Silber seinen Widerstand bei 35,50$ überwand, sprangen Spekulanten auch bei Palladium auf und die Investmentnachfrage stieg stark an. Dies mag fundamental unbegründet sein, doch wie auch beim Platin, handelt es sich beim Palladium um einen vergleichsweise kleinen Markt, in dem bereits moderate Zuflüsse auf der Investorenseite zu kurzfristigen Preisspitzen führen können.

Die zentrale Frage ist wie nachhaltig dieser Anstieg tatsächlich ist. In der Regel sind spekulativ getriebene Bewegungen über den Terminmarkt nur von begrenzter Dauer. In den aktuellen COT-Daten zeigte sich wieder eine deutliche Verschlechterung in den letzten Wochen, was darauf hindeutet, dass dieser Anstieg in erster Linie über den Terminmarkt getragen wurde und die Spekulanten ihr Pulver weitgehend verschossen haben. Verglichen mit der Vorwoche zeigte sich sogar wieder eine deutliche Schwäche und ein Überangebot am physischen Markt.

Den Spekulanten gelang es den Preis kurzzeitig bis an den nächsten signifikanten Widerstand bei 1.300 $ zu treiben, wo die Rallye dann jedoch Ihr Ende fand. In diesem Bereich erwartete ich zuletzt verstärkte Verkäufe von Produzenten und Spekulanten. Da der Terminmarkt bereits überkauft ist, erscheint das weitere Aufwärtspotenzial zunächst begrenzt. Das würde sich nur ändern, wenn nochmals deutliche Investmentzuflüsse einsetzen, was womöglich nur mit einer neuerlichen starken Goldrallye denkbar wäre. Doch auch diese Rallye dürfte nur von begrenzter Dauer sein, da das strukturelle Überangebot in den nächsten Jahren anhalten dürfte.

Insgesamt erwarte ich, dass der Palladiumpreis in den nächsten Monaten erneut die Unterseite der Handelsspanne bei 860$ anlaufen wird, wobei sich erst bei Bereinigung des überkauften Terminmarktes eine neue Chance auf der Longseite ergeben dürfte. Aktuell dürften die Bären am Zug sein.

Der Palladiumpreis ist zurück in einer Handelsspanne zwischen 850$ und 1.200$ je Feinunze

Fundamentales Angebot soll 2025 zulegen

Für das Jahr 2025 dürfte die Nachfrage im Automobilsektor aufgrund der stagflationären Tendenzen, den hohen Zinsen und dem Handelsstreit geringer ausfallen. Der Automobilsektor bleibt entscheidend für die Palladiumnachfrage, allerdings nimmt der Preisdruck durch die zunehmende Verbreitung von Elektrofahrzeugen in Asien, die kein Palladium benötigen, weiter zu. Für 2025 erwartet man einen Rückgang der Nachfrage um etwa 6 %, hauptsächlich aufgrund der rückläufigen Produktion von Benzinfahrzeugen. Weiterhin erwartet man eine erhöhte Recyclingquote in China, womit sich der Preis tendenziell weiter der Unterseite seiner Handelsspanne annähern sollte. Eine nachhaltige Rallye ist zu diesem Zeitpunkt nicht zu erwarten, es sei denn die Investmentnachfrage würde in einer inflationären Krise das Defizit überkompensieren.

Mehr als 80 % der Palladiumnachfrage entfallen auf den Automobilsektor, wo es für Katalysatoren zur Reduktion von Kohlenstoffemissionen verwendet wird. Hoffnung für den Palladiumpreis bietet die verlangsamte Marktakzeptanz von Elektrofahrzeugen, bedingt durch Marktsättigung und Bedenken hinsichtlich der Ladeinfrastruktur. Dennoch dürfte der weltweite Marktanteil von Elektrofahrzeugen auch im Jahr 2025 weiter steigen.

Die Palladiumproduktion aus Russland und Südafrika, den beiden größten Produzenten, bleibt stabil. Ein leichter Rückgang der Minenproduktion wird voraussichtlich durch ein erhöhtes Recycling kompensiert werden. Für die nächsten drei Jahre wird ein zunehmender Überschuss prognostiziert, was auf die Kombination aus erhöhtem Recycling und stabiler Minenproduktion zurückzuführen ist. Trotz kurzfristiger Preisstabilisierung bleibt der Palladiummarkt langfristig unter Druck. Die strukturellen Veränderungen in der Automobilindustrie und die zunehmende Bedeutung von Recycling führen zu einem Überangebot. Investoren sollten daher vorsichtig agieren.

Langfristige Analyse

Der rückläufige Bedarf infolge des Übergangs zur Elektromobilität, sowie das zunehmende Angebot durch die Ausweitung des Sekundärmarkts aus recycelten Katalysatoren, dürften in den kommenden vier Jahren zu einem deutlichen Überschuss führen. Dies sollte den Verkaufsdruck auf dem Palladiummarkt weiter erhöhen.

Zusätzlich stellt eine globale wirtschaftliche Abschwächung ein weiteres Risiko für den Palladiumpreis dar. Im Falle einer Rezession wäre ein kurzfristiger und markanter Rückgang unter die Unterstützungszone bei 850$ sehr wahrscheinlich. Die nächste technische Unterstützung befindet sich erst bei 570$, die während einer Rezession ebenfalls erreicht werden könnten.

Das langfristige Bild ist nicht optimistisch für den Palladiumpreis, da das wachsende Angebot aus dem Recyclingbereich voraussichtlich anhaltenden Einfluss auf den Markt haben wird. Spekulativ getriebene Preisanstiege, wie die kürzliche Preisrallye, stellen eine ideale Short-Chance dar. Parallel dazu dürfte sich das bereits historisch niedrige Palladium-Gold-Ratio von derzeit 0,34 in den kommenden Jahren weiter verringern - womöglich wird das Ratio auf ein neues Allzeittief fallen.

Spekulanten trieben den Preis, doch dürfte diese Rallye nicht nachhaltig sein.

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