Goldpreis erstmals über 2.500$ - Wird die Luft dünn oder setzt sich die Rallye fort?

21.08.2024 05:13

Der Goldpreis erreichte am Dienstag ein neues Allzeithoch von 2.532$ pro Feinunze, was einem Anstieg von 38% seit dem Tiefpunkt vor 10 Monaten und einem Plus von 40% seit Anfang letzten Jahres entspricht. Diese beeindruckende Rallye wurde zuletzt von einer Kombination aus geopolitischen Unsicherheiten und Erwartungen an eine lockerere Geldpolitik der US-Notenbank noch einmal angeheizt, während das World Gold Council starke außerbörsliche Käufe von unbekannten Käufern als die Ursache des Defizits und der Rallye am Goldmarkt benennt.

Anleger warten gespannt auf das Protokoll der letzten Sitzung der Federal Reserve, das am Mittwochabend veröffentlicht wird, sowie auf die Rede von Fed-Vorsitzendem Jerome Powell beim Symposium in Jackson Hole am Freitag. Diese Ereignisse könnten entscheidende Hinweise auf den weiteren Verlauf der Zinspolitik geben und dementsprechend den Goldpreis kurzfristig beeinflussen.

Der Präsident der Fed Bank of Chicago, Austan Goolsbee, sagte, die US-Wirtschaft zeige keine Anzeichen einer Überhitzung, so dass die Zentralbanker sich davor hüten sollten, die restriktive Politik länger als nötig beizubehalten. Jerome Powell deutete in seiner Pressekonferenz am 31. Juli an, dass eine Zinssenkung um 25 Basispunkte im September möglich sei, allerdings schloss er eine größere Senkung um 50 Basispunkte aus. Der USD-Index fiel auf ein Siebenmonatstief, während die Renditen der 10-jährigen US-Staatsanleihen leicht zurückgingen nach enttäuschenden Zahlen aus dem US-Immobilienmarkt. Die Schwäche im Immobilienmarkt wird als weiteres Anzeichen für eine nahende Rezession gesehen, weshalb manche Anleger darauf wetten, dass die Fed die Zinsen möglicherweise stärker als bisher erwartet senken muss.

Auch starke Käufe von Zentralbanken zum Goldpreisanstieg bei. Im ersten Halbjahr 2024 kauften Zentralbanken weltweit netto 483,3 Tonnen Gold. Die chinesische Zentralbank hat den chinesischen Banken neue Goldimportquoten zugestanden, was Spekulationen über eine erneute Kaufwelle auslöste.

Insgesamt zeigt sich, dass das Allzeithoch am Goldmarkt derzeit von einer Mischung aus geopolitischen Risiken, einer erwarteten Lockerung der Geldpolitik und starken Zentralbankkäufen verteidigt werden kann. Die kommenden Tage könnten entscheidende Impulse liefern, die die Richtung des Goldpreises weiter beeinflussen werden, doch muss man nach der historisch starken Rallye jederzeit mit einem vorübergehenden Rücksetzer des Goldpreises rechnen.

Der Van Eck Gold Miners ETF stieg im letzten Jahr um 26% und übertraf damit den S&P 500 (+18%), da Anleger auf höhere Goldpreise und deren positive Auswirkungen auf die Erträge von Goldminenunternehmen setzten. Der HUI-Goldminenindex stieg mittlerweile auf 321 Punkte an, womit dieser im Vergleich zum Tief des Jahresanfangs ein Plus von 60% verbuchen kann. Ich hatte bei 200 Punkten im letzten Jahr ein starkes antizyklisches Kaufsignal für die Minen gegeben, das noch immer intakt ist.

Verbraucherpreise steigen weniger stark

Die Veröffentlichung der US-Verbraucherpreise (CPI) für Juli zeigte einen moderaten Anstieg von 2,9%, was leicht unter der Prognose von 3% lag und eine weitere Abkühlung der Inflation signalisiert. Im Juni lag diese noch bei 3%. Die Kerninflation, die volatile Komponenten wie Energie und Lebensmittel ausschließt, entsprach mit 3,2% den Erwartungen des Marktes und lag unter dem Vormonatswert von 3,3 %. Dies deutet darauf hin, dass der zugrunde liegende Inflationsdruck allmählich nachlässt und sich auf einem niedrigeren Niveau stabilisieren könnte. Aktuell preisen die Fed Funds Futures eine Wahrscheinlichkeit von 72% für eine Zinssenkung um 25 Basispunkte beim nächsten Zinsentscheid der US-Notenbank am 18. September ein, während die Wahrscheinlichkeit für einen größeren Zinsschritt um 50 Basispunkte bei 28% liegt, was angesichts der robusten Wirtschaftsdaten und der jüngsten Aktienmarkterholung eher unwahrscheinlich ist.

Der US-Leitzins liegt aktuell 2,36% oberhalb der Inflationsrate

Der US-Leitzins liegt derzeit 2,36% über der Inflationsrate und befindet sich damit auf einem vergleichsweise neutralen Niveau. In einem freien Markt sollten die Zinsen jedoch tendenziell 3% bis 4% über der Inflationsrate liegen, was darauf hindeutet, dass die US-Notenbank nur begrenzten Spielraum für Zinssenkungen hat. Wenn die Zentralbank den Zinssatz künstlich senkt, etwa um die Wirtschaft anzukurbeln, führt dies zu Verzerrungen in den Investitionsentscheidungen der Unternehmen und der Konsumenten. Jegliche Zinssenkung sollte daher als ein unnatürlicher Eingriff in den Markt interpretiert werden, der die Zinsen auf ein künstlich niedriges Niveau senkt und als lockere Geldpolitik angesehen wird. Solche Eingriffe können kurzfristig die Konjunktur stimulieren, erzeugen jedoch langfristig wirtschaftliche Instabilitäten, wie etwa spekulative Blasen oder Fehlinvestitionen, die letztlich in Rezessionen münden.

Die inoffizielle Teuerung in den USA, nach der Berechnungsmethode, wie man sie bis 1980 verwendet hat, läge aktuell bei 10,7%. Demnach lägen die realen US-Zinsen mit -8,3% im negativen Bereich, womit die Fed es recht wenig Grund für eine Zinssenkung hat. Negative Realzinsen, bei denen der Nominalzins unter der Inflationsrate liegt, entwerten das Sparvermögen und fördern übermäßige Verschuldung, was langfristig zusätzlich das wirtschaftliche Gleichgewicht stört. Neben ihrem Mandat der Preisstabilität hat die Fed auch die Aufgabe, die Vollbeschäftigung zu unterstützen, was bedeutet, dass sie durch die Steuerung der Geldmenge und der Zinsen versucht die Wirtschaftstätigkeit positiv zu beeinflussen. Diese Vorstellung ist jedoch falsch, da jeglicher Eingriff in den Markt lediglich zu einer Fehlallokation von Investitionen führt, was das Wirtschaftswachstum letztlich immer negativ beeinflussen wird.

Die inoffizielle Teuerung nach der Berechnungsmethode bis 1980 liegt aktuell noch immer bei 10,7%

Die aktuelle Rallye des Goldpreises von fast 40% binnen eines Jahres und um 1.000% seit der Jahrtausendwende ist mit der offiziellen Inflationsrate nicht zu erklären. Vergleicht man den Anstieg des Goldpreises jedoch mit der Geldmengenausweitung und mit der inoffiziellen alten Berechnungsmethode der Inflationsrate, die bereits seit 2000 im Bereich um die 10% pro Jahr lag, dann macht der Anstieg des Goldpreises von jährlich 9,3% seit 2000 sehr wohl Sinn und korreliert nahezu perfekt.

Nach der inoffiziellen alten Berechnungsmethode rentieren zehnjährige US-Staatsanleihen mit einer negativen Realverzinsung von -6,5%, während nach der offiziellen Teuerung zumindest ein kleines Plus von 1,2% übrigbleibt. Dass gerade in diesem Umfeld Gold als Anlage weiterhin interessant bleibt, ist daher nicht verwunderlich. Das ungebremste Anwachsen der Staatsschulden und die geplanten Zinssenkungen sind daher durchaus ein Grund zur Sorge für Investoren und Sparer und die Absicherung von Vermögen gegen Inflation durch eine entsprechende Long-Position in Gold weiterhin nahezu unausweichlich. 

Die Realzinsen sind nach der alten Berechnungsmethode weit im negativen Bereich, was bullisch für den Goldpreis ist

Technische Analyse zu Gold: Wie weit läuft die Rallye noch über 2.500$?

Terminmarkt: COT-Report

Der COT-Report wird immer freitags seitens der US-Terminmarktaufsicht (CFTC) veröffentlicht, wobei der Stichtag der Datenerhebung der Schlusskurs vom Dienstag ist. Die COT-Daten werden also immer mit einer Verzögerung von drei Tagen veröffentlicht. Premium Abonnenten von Blaschzok Research erhalten vor Handelsschluss am Freitag ein Blitzupdate mit Analysen zu Gold, Silber und Platin. Die COT-Daten ermöglichen einen Blick in die Zukunft, da sie einerseits ein Sentiment-Indikator sind und andererseits eine gute Einschätzung des Angebots und der Nachfrage am physischen Markt ermöglichen. Mit ihnen hat man einen Vorteil im Trading am Rohstoffmarkt.

COT-Analyse vom 16. August:

Der Goldpreis stieg zur Vorwoche um $73 an, während die Spekulanten mit 23 Tsd. Kontrakten long gingen. Das ist relativ wenig, was insgesamt auf eine gewisse Stärke im Markt hinweist. Der COT-Index fiel dementsprechend zum Open Interest von 9 auf 5 Punkte und der absolute COT-Index von 16 auf 7 Punkte. Die Terminmarktdaten befinden sich weiterhin im Verkaufsbereich, doch sahen wir in der letzten Woche eine relative Stärke.


Woher diese Käufe kommen, ist unklar, aber sie sind nach wie vor im Markt und treiben den Goldpreis nach oben. Diese Stärke könnte dazu führen, dass der Goldpreis weiter ansteigt, jedoch steht dieser Anstieg auf dünnem Fundament. Sollte es zu einer Krise, einer Rezession oder einem Einbruch am Aktienmarkt kommen, könnte der Goldpreis schnell und stark nach unten gehen. Die Shortposition der BIG 4 blieb unverändert auf Rekordhoch bei 57 Tagen der Weltproduktion.

Die Terminmarktdaten für Gold sind so bärisch wie zuletzt vor vier Jahren, doch zeigt sich aktuell noch ein Defizit am physischen Markt
Die BIG4 halten aktuell die höchste Shortposition am Terminmarkt, was ebenfalls ein bärisches Indiz ist

Nachdem der Goldpreis Ende Juni erfolgreich die Unterstützung bei 2.280$ verteidigen konnte, sprangen die Spekulanten wieder auf. Seither konnte der Goldpreis ein neues Allzeithoch bei 2.530$ erreichen, was nur mit einer unvermindert starken physischen Nachfrage zu erklären ist.

Die Terminmarktdaten zeigen uns bereits, dass das Sentiment am Goldmarkt historisch bullisch und dieser Markt stark überkauft ist. Daher ist die Luft dünn um die Marke von 2.500$, insbesondere nach einer Rally von 40% binnen 10 Monaten. Dies ist einer der stärksten Anstiege in der Geschichte des Goldpreises ohne eine Krise oder geldpolitischen Interventionen. Aktuell kann sich der Goldpreis weiterhin aufgrund starker physischer Käufe aus OTC-Geschäften auf diesem hohen Preisniveau halten. Es gibt wenige historische Vergleichsmöglichkeiten für die Rallye am Goldmarkt in diesem Jahr. So überraschend die Nachfrage aufkam, so schnell könnte diese auch wieder abebben. Nur dann, wenn diese physische Nachfrage stark bleibt ein Defizit am Markt fortbesteht, kann sich die Hausse fortsetzen.

Die Gefahr einer stärkeren Korrektur mit kaskadenartigen Liquidierungen von Long-Positionen am Terminmarkt besteht unvermindert fort, sobald der physische Markt in ein leichtes Überangebot rutschen sollte. Die Folge wäre ein stärkerer Preisrückgang. Dass sich der Goldpreis bisher über den Sommer hinweg so stark halten konnte, obwohl es bisher keine Zinssenkungen gab, ist sehr beeindruckend.

Trader, die kurzfristig agieren, sind in diesem Markt aktuell im Vorteil. Man sollte jedoch demütig sein und sich bewusst machen, dass etwas, das hoch ansteigt, normalerweise auch wieder tief fällt, sowie dass die bisherige Rallye in diesem Jahr sehr außergewöhnlich war. Es ist durchaus möglich, dass die Unterstützung bei 2.300$ in den nächsten Wochen erneut angelaufen wird, weshalb ein Stop-Loss der Beste Freund eines Traders ist.

Trader verkaufen die Oberseite der Handelsspanne bei 2.500$ an den Allzeithochs nach Trendbrüchen und kaufen die Unterseite bei 2.300$, solange diese standhält. Bricht der Goldpreis jedoch darunter, so läge das nächste Korrekturziel bei 2.200$. 

Der Goldpreis stieg auf ein neues Allzeithoch bei 2.500$ an
Der Goldpreis konsolidiert bisher auf einem hohen Preisniveau

Goldpreis in Euro – Korrektur als Kaufchance nutzen

Gerade in Euro ist jeder Preisrücksetzer eine womöglich letzte Kaufchance, die man nicht verpassen sollte. Im letzten Jahr riet ich dazu, jeden Rücksetzer auf die Unterstützung bei 1.740€ als letzte Kaufchance zu nutzen, bevor der Preis in diesem Jahr auf neue Allzeithochs steigen würde. Wir hatten zwar erst im Rahmen neuer QE-Programme mit einer Rallye in diesem Jahr gerechnet, doch womöglich eskomptiert der Goldpreis dieses Szenario bereits in den aktuellen Preisen durch Insiderkäufe.

Die Eurostärke dürfte nur vorübergehend sein, weshalb ich eine bessere Entwicklung des Goldpreises in Euro in diesem Jahr erwarte. Wertet der Euro auf die Parität zum US-Dollar oder noch tiefer ab, so wird sich diese Abwertung in einem umso stärkeren Anstieg des Goldpreises in Euro widerspiegeln. Die sich anbahnende Wirtschaftskrise in Europa, die hohen Zinsen, die weltweit höchsten Energiekosten und der Krieg in Europa sind ein Pulverfass für die Kaufkraft des Euro, weshalb Investoren im Euroraum gut beraten sind auch weiterhin in Gold zu investieren. Ein Anstieg des Goldpreises auf 3.000 Euro in den nächsten drei Jahren ist ein durchaus realistisches Szenario.

Während im letzten Jahr ein Rücksetzer auf 1.740€ eine Kaufchance darstellte, sollte man nun einen möglichen Rücksetzer auf 2.000€ je Feinunze als langfristige letzte Kaufchance sehen. Ein Verkaufssignal würde unterhalb der Unterstützung bei 2.115€ entstehen. Trader verkaufen ein Test des Hochs bei 2.280€, solange dieses nicht überwunden wird mit dem Ziel bei 2.115€. Einen Preisanstieg darüber müsste man prozyklisch folgen, doch sollte der Stop-Loss eng sitzen, um zu verhindern, dass man zu einem Allzeithoch abgefischt wird und der Preis danach korrigiert.

Nur in einem starken deflationären Crash an den Börsen wäre eine Korrektur unter 1.900€ noch denkbar, was ein Geschenk für Investoren wäre, die diese Rallye verpasst haben. Die Wahrscheinlichkeit für eine solche Korrektur ist jedoch eher gering, da der Euro weiter abwerten dürfte im Laufe des Jahres und weil womöglich Insiderkäufe hinter der Stärke des Goldpreises stecken.

Der Goldpreis in Euro wird von einer weiteren Euroschwäche zusätzlich profitieren in diesem Jahr

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