Gold- und Silberpreis steigen nach schwachen Wirtschaftsdaten

14.05.2024 21:05

Die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung in den USA sprang von den 209 Tsd. in der Vorwoche auf 231 Tsd. an. Das war der größte wöchentliche Anstieg seit August 2023. Zuletzt warnte bereits die sich verlangsamende Lohnentwicklung, die einbrechenden JOLTS-Daten und der Einbruch der Arbeitsplätze im Baugewerbe vor einer sich abkühlenden Wirtschaft und einer Rezession.

Daraufhin stiegen die Hoffnungen des Marktes auf schnellere Zinssenkungen der US-Notenbank, worauf der US-Dollar und die Anleiherenditen fielen, was der Startschuss einer Rallye am Goldmarkt war. Während der Goldpreis am Donnerstag im Tagesverlauf noch bei 2.306$ handelte, stieg dieser nach der Veröffentlichung der Arbeitsmarktdaten an und erreichte am Freitagnachmittag ein Hoch bei 2.378$. Dabei wurde auch der nächste Widerstand bei 2.330$ überwunden.

Zum Wochenbeginn gab es jedoch einen erneuten Rücksetzer auf diese Unterstützung mit einem Tief bei 2.332$ je Feinunze. Bereits im COT-Report zum Stichtag Dienstag zeigte sich Stärke und ein erneutes Defizit am Goldmarkt nach zwei Wochen mit einem Überangebot. Auch im nächsten Report dürfte sich eine Stärke in den Daten zeigen, sofern sich der Goldpreis heute noch über der Unterstützung bei 2.330$ halten kann.

Nach Veröffentlichung neuer Arbeitsmarktdaten stieg der Goldpreis bis an einen potenziellen Abwärtstrend an

Trotz der schlechteren Wirtschaftsdaten stieg der Silberpreis in der letzten Handelswoche stark um 2,3$ auf 28,76$ am Freitagnachmittag an. Eine Woche davor testete dieser noch die Unterstützung bei 26$, was eine beeindruckende Aufholjagd aufgrund starker physischer Nachfrage in der letzten Woche demonstriert. Der Terminmarkt ist hingegen historisch stark überkauft, was einen kurzfristigen Risikofaktor für den Silberpreis darstellt.

Die wichtigsten Ereignisse in dieser Woche für den Gold- und Silberpreis werden die Produzentenpreise und eine Rede von Fed-Chef Powell am heutigen Tag und die Veröffentlichung der Verbraucherpreise am Mittwoch sein.

Der Silberpreis war sehr stark in der letzten Handelswoche

US-Erzeugerpreise steigen so schnell wie seit 12 Monaten nicht mehr

Im Vorfeld des morgigen Verbraucherpreisindexes lag der Fokus des Marktes heute auf den Erzeugerpreisen, die einen Hinweis auf die morgigen Verbraucherpreise geben. Im April stiegen diese um 0,5% zum Vormonat an, wogegen nur ein Anstieg um 0,3% erwartet wurde. Immerhin wurde der Vormonatswert für März von einem Plus von 0,2% auf -0,1% nach unten korrigiert, was diesen Anstieg wieder etwas relativiert. Die Revision des Vormonats verhinderte jedoch nicht, dass die Jahresrate auf 2,2% anstieg von 2,1% im Vormonat. Die Kernrate des PPI stieg um 0,5% und damit doppelt so stark wie die Markterwartung. Zum Vorjahr stieg die Kernrate auf 2,4% an.

Da die Zahlen für den letzten Monat nach unten korrigiert wurden, war dieser Bericht nicht so schlecht, wie es zunächst den Anschein hatte. Der Goldpreis fiel erst mit einem steigenden Dollar und einem fallenden Euro, doch nach einer zweiten Betrachtung der Daten ging der USD-Index in die Knie, während sich der Euro auf 1,082$ erholen konnte. Dass sich der Goldpreis dabei oberhalb der Unterstützung von 2.330$ halten konnte, war gut. Morgen werden die US-Verbraucherpreise um 14:30 Uhr veröffentlicht werden, worauf die Spekulanten am Gold- und Silbermarkt, wie auch wir, mit Argusaugen achten werden. 

Bank of England behält Leitzins auf 16-Jahreshoch

Die Bank of England (BOE) hat ihren Leitzins die sechste Sitzung in Folge bei 5,25% unverändert auf einem 16-Jahreshoch belassen, um den Lohn- und Preisdruck entgegenzuwirken, der Ende 2022 ein Vier-Jahres-Hoch erreicht hatte. Zwei der neun Mitglieder des geldpolitischen Ausschusses, einschließlich des stellvertretenden Gouverneurs Dave Ramsden, stimmten jedoch für eine sofortige Senkung auf 5%. Der Rest des Ausschusses benötigt jedoch noch mehr Beweise für eine gedämpfte Inflation. Aktuell erwartet der Markt eine erste Zinssenkung in den kommenden Monaten noch vor den Parlamentswahlen im Herbst.

Die BOE geht davon aus, dass die Inflation in den nächsten Monaten in die Nähe ihres 2%-Ziels fallen wird oder dies bereits im April erreicht hat. Gegen Ende dieses Jahres erwartet man jedoch wieder einen Anstieg der Teuerung und erst in der zweiten Hälfte des nächsten Jahres einen erneuten Rückgang. Erst Mitte 2026 sieht man die Inflationsrate wieder unter die 2%-Marke fallen. Der Markt erwartet eine erste Zinssenkung im August, gefolgt von zwei weiteren Senkungen bis Mitte 2025 und weiteren Senkungen auf 3,75% im zweiten Quartal 2027. Die Zentralbank hob ihre Wachstumsprognose für dieses Jahr von 0,25% auf 0,5% und die Prognose für das nächste Jahr von 0,75% auf 1% an. Sie begründete die besseren Aussichten mit dem unerwartet hohen Bevölkerungswachstum.

Im historischen Vergleich ist der aktuelle Zinssatz der BoE nicht hoch. Die Zinsen könnten in den nächsten Jahren jedoch weiter ansteigen, wenn die Notenbanken ihre Geldpolitik der letzten Dekade fortsetzen müssen
Das Pfund konnte sich seit dem Zinsentscheid um einen US-Cent erholen. Ein Abwärtstrend ist jedoch weiterhin intakt

Im Gegensatz dazu haben sowohl die Schweizer SNB als auch die schwedische Riksbank kürzlich ihre Zinssätze gesenkt, während die Europäische Zentralbank andeutet, dass sie Anfang Juni die Zinsen senken wird. Die BOE ist optimistisch, dass die britische Wirtschaft sich von den wirtschaftlichen Schocks erholt und hat ihre Wachstumsprognosen für dieses und nächstes Jahr angehoben.

Während die Wirtschaft in den USA in den letzten 18 Monaten rasch gewachsen ist, sind die Volkswirtschaften Großbritanniens und eines Großteils des übrigen Europas in oder nahe einer Rezession. Der Krieg in der Ukraine und die gestiegenen Energiepreise, der durch die Lockdowns induzierte Anstieg der Verbraucherpreise und die hohe Regulierung würgen hingegen die europäischen Volkswirtschaften sukzessive ab. Der US-Dollar dürfte sich daher in diesem Jahr stärker entwickeln als der Euro, der im weltweiten Handel zunehmend an Bedeutung verliert. Der Terminmarkt zeigt, dass sich Spekulanten bereits für einen Einbruch des Euro positioniert haben und diese in der Vergangenheit damit zumeist Recht behielten.

Der Euro hält sich noch relativ stark, obwohl die Parität zum US-Dollar in diesem Jahr erreicht werden könnte

Eine Abwertung des Euros bedeutet diametral gegensätzlich einen realen Anstieg des Goldpreises. Eine Rezession und eine große Wirtschaftskrise halte ich weiterhin für sehr wahrscheinlich, wobei exogene Faktoren in diesem Jahr diese Entwicklung überlagern könnten. Weder die Notenbanken noch die Regierungen haben die Macht diese Rezession zu verhindern. Sie können lediglich Geld drucken bzw. die Zinsen senken, um eine Kredit- und Bankenkrise zu verhindern, was jedoch keinen neuen Konjunkturaufschwung mehr entfachen wird. Die Stagflation würde sich hingegen nur noch verstärken, doch diese Weisheit dürfte den Notenbankern fehlen und sie daher mit neuen QE-Programmen auf eine weitere Krise reagieren. Für Sparer und Investoren im Euroraum ist es daher unvermindert wichtig in Gold zu investieren, trotz der zuletzt stark gestiegenen Preise, denn die Baisse des Euros und die Hausse des Goldpreises werden sich in den nächsten Jahren nicht nur fortsetzen, sondern auch stark beschleunigen!

Technische Analyse zu Palladium: Trotz Goldrallye wenig Hoffnung am Palladiummarkt

Terminmarkt: COT-Report

Der COT-Report wird immer freitags seitens der US-Terminmarktaufsicht (CFTC) veröffentlicht, wobei der Stichtag der Datenerhebung der Schlusskurs vom Dienstag ist. Die COT-Daten werden also immer mit einer Verzögerung von drei Tagen veröffentlicht. Premium Abonnenten von Blaschzok Research erhalten vor Handelsschluss am Freitag ein Blitzupdate mit Analysen zu Gold, Silber und Platin. Die COT-Daten ermöglichen einen Blick in die Zukunft, da sie einerseits ein Sentiment-Indikator sind und andererseits eine gute Einschätzung des Angebots und der Nachfrage am physischen Markt ermöglichen. Mit ihnen hat man einen Vorteil im Trading am Rohstoffmarkt.

COT-Daten für Palladium vom 10. Mai:

Der neueste Terminmarktreport zeigte kaum eine Veränderung zur Vorwoche und die Entwicklung zur Woche davor ist absolut neutral, wobei sich zum Open Interest eine leichte Schwäche zeigte. Der COT-Index OI fiel mittlerweile auf 77 Punkte. Kein Grund optimistisch und euphorisch für Palladium zu sein. Sieht danach aus, als würde sich die trendlose Seitwärtsphase erst einmal fortsetzen und wir mit einer Rezession einen starken Preiseinbruch bekommen. Noch gibt es keinen Grund für Optimismus.

Mit einem COT-Index OI von 77 Punkten ist Palladium zwar überverkauft, doch zeigt sich Schwäche in den Daten

Technische Chartanalyse

Der langfristige Abwärtstrend am Palladiummarkt wurde Anfang März gebrochen, nachdem die wichtige langjährige Unterstützung zuvor bei 850$ erreicht wurde. Bereits im Dezember kauften die Bullen einen Ausbruch aus dem Abwärtstrend, worauf ein kleiner Short-Squeeze folgte. Da das Überangebot am Markt jedoch so stark war, wurde diese kleine Rallye sofort wieder verkauft und die Bullen liefen in eine Falle. Wir hatten bereits vermutet, dass eine technische Erholung am Palladiummarkt nur von kurzer Dauer sein dürfte, da die COT-Daten auf ein persistentes Überangebot am physischen Markt hindeuten. Folglich folgte auf die kurze Rallye ein noch stärkerer Einbruch auf eine langfristige Unterstützung bei 850$ je Feinunze.

Im Falle einer Rezession mit einer Verkaufspanik an den Märkten, wäre es möglich, dass der Palladiumpreis nochmals stark einbricht, weshalb man mindestens eine drastische Lockerung der Geldpolitik als Reaktion auf eine Rezession abwarten sollte, bevor man in Palladium investiert.

Auf Sicht der nächsten Wochen bis Monate sollte sich die volatile Seitwärtsphase zwischen 850$ auf der Unterseite und 1.200$ auf der Oberseite fortsetzen. Der Palladiumpreis konnte bisher nicht von der Rallye am Goldmarkt profitieren, was die Schwäche bzw. das Überangebot am Markt deutlich aufzeigt.

Dennoch gibt es aufgrund des überverkauften Terminmarktes kurzfristig Chancen für den Palladiumpreis, solange sich der Goldpreis stark halten kann. Oberhalb des Abwärtstrends und über 1.100$ würde ein Kreuzwiderstand im Palladiumchart brechen und weiteres Preispotenzial bis 1.300$ je Feinunze freigeben. Kurzfristig agierende Trader sollten daher auf den kurzfristigen Abwärtstrend bei Palladium achten. Aufgrund des persistenten Überangebots am Markt dürften die Widerstände bei 1.200$ oder 1.300$ jedoch schon wieder neue Chancen für einen Short-Trade bieten.

Der Bärenmarkt dauert bereits seit zwei Jahren an und ein Ende dessen ist erst nach einer Rezession in Sicht

Langfristige Analyse

Der Palladiumpreis erreichte in den vergangenen Wochen die langfristige Unterstützung bei 850$, die kurzfristig auf Sicht der nächsten Monate erst einmal Halt bieten dürfte. Ein folgender Bruch des Abwärtstrends würde zu einer kurzweiligen Preiserholung führen, da der Terminmarkt überverkauft ist. Diese Erholung sollte jedoch relativ schnell wieder verkauft werden. Kurzfristig ist nun mit einer Konsolidierung auf diesem niedrigen Niveau zu rechnen. Mit einer Rezession wäre ein nochmaliger starker Preiseinbruch denkbar. Die nächsten technischen Unterstützungsmarke liegt bei 850$ und darunter bei 570$, was in einer Rezession im Rahmen eines Nachfrageschocks durchaus erreicht werden könnte. Letzteres wäre ein sehr interessantes Preisniveau für ein langfristiges Investment auf Sicht von mehreren Jahren.

Der Abwärtstrend wurde gebrochen, nachdem die wichtige Unterstützung bei 850$ gehalten hat

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