Gold und Silber nach Handelsabkommen und Zinsentscheid unter Druck – Silber korrigiert nach Anstieg auf 14-Jahreshoch
Der Goldpreis steht seit einer Woche mit einem Rückgang von fast 4% unter Verkaufsdruck, wobei ein dritter Aufwärtstrend nun gebrochen wurde. Der Silberpreis korrigiert ebenfalls seit einer Woche, nachdem dieser zuvor mit fast 40 US-Dollar ein 14-Jahreshoch erreicht hatte. Die neuen Handelsabkommen zwischen den USA mit Japan und der Europäischen Union haben Optimismus unter den Investoren geschürt und die Nachfrage nach sicheren Anlagen wie Gold aufgrund einer gestiegenen Risikobereitschaft reduziert. Dazu wird eine Verlängerung der Zollpause im Handelsstreit mit China diskutiert, die die Nachfrage weg von sicheren Häfen hin zu risikoreicheren Anlagen, wie dem Aktienmarkt, verschiebt.
Der US-Dollar legte in Reaktion auf das Handelsabkommen deutlich zu, während der für Europa ungünstige Deal den Euro unter Druck setzte. Der Euro fiel zunächst auf fast 1,15 $ und erreichte nach dem Zinsentscheid am Mittwochabend sogar 1,14 $. Der USD-Index vollzog diametral gegensätzlich von 96 Punkten bis an den Widerstand bei 100 Punkten eine Rallye. Diese Dollarstärke war ein wesentlicher Faktor für die Schwäche des Goldpreises, während Gold in Euro seit Wochenbeginn bereits wieder um 50 € je Feinunze zulegen konnte.
Zum Rückgang des Goldpreises trug auch eine schwächere Nachfrage aus Asien bei. Chinesische Gold-ETFs verzeichneten im Juli Rekordabflüsse von rund 450 Mio. US-Dollar, da Anleger Gewinne realisierten und in lokale Aktien umschichteten. Der CSI-300 Index stieg um 5,5 % und markierte damit den stärksten Anstieg seit September letzten Jahres. China ist der größte Markt für physisches Gold und obwohl chinesische Gold-ETFs im globalen Vergleich klein sind, sind sie ein wichtiges Stimmungsbarometer für den physischen Goldmarkt in China. Der größte US-Gold-ETF (GLD) verzeichnete in der vergangenen Woche dagegen Mittelzuflüsse von 1,46 Mrd. US-Dollar.
Charttechnisch ist der Goldpreis mittlerweile stark angeschlagen, nachdem drei Aufwärtstrends bereits brachen und es in der letzten Handelswoche zu einem falschen Ausbruch nach oben kam, was in der Regel ein bärisches Indiz ist. Womöglich steht eine Bereinigung des überhitzten Marktes bevor und eine kleine Korrektur auf 3.000$ je Feinunze wäre im großen Bild durchaus gesund für den Markt.
Silberpreis bricht seinen wichtigen Aufwärtstrend
Parallel zur Entwicklung des Goldpreises ist seit Mitte der vergangenen Handelswoche auch der Silberpreis unter Druck geraten. Hauptgrund war die Erholung des US-Dollars sowie die enge positive Korrelation zwischen Silber und Gold. Die Entspannung im Handelsstreit konnte dem Silberpreis hingegen nicht unter die Arme greifen, während der hawkishe Zinsentscheid am gestrigen Abend die konjunkturellen Aussichten eintrübt und somit die industrielle Nachfrage nach Silber schwächen dürfte.
In der Vorwoche erreichte Silber noch ein Hoch bei 39,50 $ und damit den höchsten Stand seit 14 Jahren. Seit dem entscheidenden Ausbruch über den Widerstandsbereich bei 35,50 $ zeigt Silber im Verhältnis zu Gold eine ausgeprägte relative Stärke und konnte seither dynamisch zulegen.
Die Rallye wurde in erster Linie durch einen Anstieg der Investmentnachfrage getrieben, vor allem über Nachfrage in physisches Silber, wie ETF-Produkte, sowie Münzen und Barren. Der Terminmarkt war hingegen wenig an der letzten Aufwärtsbewegung beteiligt, was die aktuellen Daten der CFTC belegen. Auch die Erwartung sinkender Leitzinsen sind ein weiterer Punkt, der den Silber- und Goldpreis zuletzt gestützt haben dürfte. Einerseits verringern niedrigere Zinssätze die Attraktivität von Anleihen zugunsten von Gold und andererseits könnte dieser positive Konjunkturimpuls kurzfristig die industrielle Nachfrage nach Silber stärken.
Der Goldpreis in US-Dollar hat jedoch seinen Aufwärtstrend gebrochen, nach einem vorherigen Fehlausbruch auf der Oberseite, was charttechnisch bärisch ist. Der übergeordnete Trend droht nun nach unten zu drehen, was weiteres Abwärtspotenzial in Richtung 3.000 $ eröffnen könnte. Sollte der US-Dollar seine jüngste Stärke fortsetzen, wäre ein solches Szenario durchaus realistisch. In diesem Umfeld dürfte auch Silber unter Druck bleiben und auch das Mindestkorrekturziel an der Unterstützung bei 35,50 $ unterbieten.
Im gestrigen Tagesverlauf brach nun auch der Aufwärtstrend des Silberpreises, worauf Trader spätestens Gewinne mitnahmen und auf die Shortseite wechselten. Mit dem hawkishen FOMC-Zinsentscheid am gestrigen Abend, fiel der Silberpreis weiter auf 36,80$. Charttechnisch wurden damit zwei Unterstützungen, einmal der Aufwärtstrend und die Unterstützung bei 37,50$ gebrochen. Der Terminmarkt ist überkauft, wenn er auch Stärke in den letzten drei Wochen zeigte, während Technische Indikatoren auf Wochenbasis Mitte Juli bereits ein Verkaufssignal gaben. Silber bleibt kurzfristig abhängig von der Entwicklung des Goldpreises und dürfte mit einer weiteren Korrektur dessen auch weiter korrigieren. Das charttechnische Bild ist nun angeschlagen und lässt kurzfristig weiteren Raum nach unten.
Silberrallye – Shorteindeckungen könnten Rallye weiter anheizen
Besonders interessant ist die extrem hohe Shortposition der vier größten Händler an der COMEX, die aktuell dem Gegenwert von 91 Tagen der Weltproduktion entspricht. Sollte diese Gruppe gezwungen sein, sich aufgrund einer starken Investmentnachfrage einzudecken, droht eine kurzfristige und potenziell historische Preisexplosion. Dies geschah in diesem Jahr auch am Goldmarkt und trug maßgeblich zu der Rallye von 2.600$ auf 3.500$ je Feinunze bei.
Gleichzeitig ist der Terminmarkt für Silber jedoch spekulativ stark überdehnt, was die Gefahr eines abrupten Endes der Rallye und einer folgend starken Korrektur birgt. Exogene Faktoren wie neue US-Zölle, ein stärkerer US-Dollar oder eine Korrektur beim Goldpreis könnten die Aufwärtsbewegung ebenfalls ausbremsen. Anleger sollten daher Stop-Loss-Orders platzieren und diese sukzessive nachziehen, um im Fall einer Korrektur antizyklisch kaufen zu können. Die Rallye verläuft aktuell entlang einer Klippe – das Momentum und der Aufwärtstrend sind intakt, doch das Risiko steigt.
Hawkische Powell-Kommentare treiben Dollar und drücken Goldpreis
Die US-Notenbank hat auf ihrem Zinsentscheid am gestrigen Abend den Leitzins wie erwartet in der Spanne von 4,25 bis 4,50 % belassen. Nur zwei Mitglieder votierten für eine Senkung um 25 Basispunkte. Die FOMC-Erklärung wurde zunächst dovish interpretiert, doch Fed-Chef Powell dämpfte diese Hoffnungen mit hawkishen Aussagen in seiner folgenden Rede: Die Politik sei „mäßig restriktiv“ und man sei „weit davon entfernt zu sehen, wo sich die Dinge einpendeln“. Powell betonte zudem, „wir werden nicht zulassen, dass Zölle inflationär wirken“ und „der aktuelle Kurs ist angesichts der Inflationsrisiken angemessen“.
Diese Aussagen ließen die Wahrscheinlichkeit einer Zinssenkung im September deutlich sinken und führten zu einer Rallye des Dollars auf ein Zwei-Monats-Hoch. Nach den Fed Funds Futures liegt die Wahrscheinlichkeit für eine Zinssenkung im September aktuell nur noch bei 43%. Der USD-Index näherte sich der Marke von 100 Punkten, während Euro auf 1,14 $ abrutschte. Die Renditen stiegen und die Aktienmärkte gaben nach den Powell-Kommentaren nach. Gold fiel auf ein Ein-Monats-Tief bei 3.268$, während Silber auf 36,80 $ einbrach. Sollte sich die Erholung des US-Dollars fortsetzen, was angesichts des historisch stark überverkauften Terminmarktes durchaus denkbar wäre, so würde dies den Gold- und Silberpreis in den nächsten Wochen und Monaten tendenziell weiter belasten.
Serbien holt Goldreserven heim
Serbien verlagert seine gesamten Goldreserven im Wert von rund sechs Milliarden Dollar ins eigene Land. Hintergrund ist das sinkende Vertrauen in Papiergeld und die Sicherheit ausländischer Verwahrstellen. Dies berichtet die Seite EurAsia Daily in Bezug auf Informationen von Bloomberg. "Mit der Rückführung des Goldes in das Land möchte die serbische Nationalbank die Verfügbarkeit und Sicherheit der Goldreserven in Zeiten der Krise und Unsicherheit erhöhen", so die Zentralbank in ihrer Antwort auf entsprechende Fragen.
Die Rückführung begann 2021 und macht Serbien zum ersten osteuropäischen Land, das sein Gold nicht mehr in traditionellen Zentren wie Schweiz, UK oder USA lagert. Aktuell sind 50,5 Tonnen bereits in Belgrad, fünf weitere Tonnen sollen bald folgen.
-> Hier geht es zur Technischen Analyse zu Silber vom 30.07.2025