Gold steigt auf neues Allzeithoch nach Anschlagsversuch - Überangebot am Palladiummarkt verschärft sich

16.07.2024 10:57

Der Goldpreis stieg am Dienstag auf 2.465$ und damit ein neues Allzeithoch an, getrieben durch die politische Unsicherheit in den USA aufgrund des Attentats auf den ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump am Wochenende. Die US-Wahl dürfte damit entschieden sein und entsprechend positionieren sich die Händler und Investoren. Trader stellen sich nun die Frage, ob die Handelsspanne zwischen 2.280$ auf der Unterseite und 2.440$ intakt bleiben wird über die Sommermonate hinweg oder ob es bereits jetzt zu einem nachhaltigen Ausbruch und einer Fortsetzung der Rallye vom Frühjahr kommen wird.

Die Goldminenaktien konnten in der letzten Woche bereits ein neues 2-Jahreshoch erreichen. So stieg der HUI-Goldminenindex in den letzten beiden Wochen von 260 Punkte auf über 300 Punkte an. Dem Silberpreis gelang es jedoch nicht dem Goldpreis zu folgen und handelt oberhalb der Unterstützung bei 30$ je Feinunze in seiner Handelsspanne bis 32,50$. Für Silber bleibt die Investmentnachfrage entscheidend, die wiederum vom Goldpreis abhängig ist. Bleibt die Handelsspanne bei Gold intakt, dann wird der Silberpreis korrigieren, doch wenn der Goldpreis das Allzeithoch nachhaltig überschreiten und weiter ansteigen kann, so dürfte neue Investmentnachfrage den Silberpreis bis auf 36$ katapultieren.

Der Goldpreis stieg auf ein neues Allzeithoch

Der größte Sprung für den Goldpreis ereignete sich am Donnerstag, nach der Bekanntgabe der neuen Inflationszahlen aus den USA, die weniger heiß ausfielen, als erwartet. Im Juni gab es den stärksten Rückgang der US-Verbraucherpreise seit den COVID-Lockdowns. Der Konsumentenpreisindex stieg um nur 0,1% im Monatsvergleich, was den jährlichen Anstieg auf 3,0% senkte. Die Markterwartung lag bei einem Anstieg von 0,2% zum Vormonat und einer Jahresrate von 3,1%. Dies führt zu ersten Spekulationen über mögliche Zinssenkungen im Juli, obwohl die Wahrscheinlichkeit mit aktuell 9% sehr gering ist. Der Kern-CPI, der Lebensmittel und Energie ausschließt, stieg nur um 0,1% zum Vormonat an und um 3,27 % im Jahresvergleich, der niedrigste Anstieg seit April 2021. Nach Veröffentlichung der Verbraucherpreiszahlen sprang der Goldpreis um 30$ nach oben auf 2.413$ je Feinunze und der Silberpreis kurzzeitig auf 31,75$.

Die Inflation kühlt sich ab, weshalb der Markt auf Zinssenkungen spekuliert

Mit den gestiegenen Chancen eines Siegs Trumps bei den Präsidentschaftswahlen im November eröffnete der US-Dollar zu Wochenbeginn mit einem kleinen Plus, bevor er wieder nachgab, als sich die Augen des Marktes auf eine Rede von US-Notenbankchef Powell richteten. Der USD-Index handelte vor zwei Wochen noch bei 105,7 Punkten und ließ seither stark Federn und erreichte gestern Tiefststände von 104 Punkten.

In seiner letzten Rede am Montag vor dem Beginn der üblichen Ruhephase am Samstag vor der Juli-Zinsentscheid des Offenmarktausschusses der Fed bekräftigte Powell, dass sich die Inflation und die Wirtschaftstätigkeit im Großen und Ganzen im Einklang mit den Erwartungen der Zentralbank verlangsamt hätten. Er räumte ein, dass die letzten drei Inflationswerte das Vertrauen der Fed stärken würden, dass die Inflation zu ihrem Zielwert bei 2% zurückkehren wird.  Er deutete jedoch auch an, dass weitere Daten benötigt werden, um dieses Vertrauen zu stärken, was darauf hindeutet, dass die Fed noch ein wenig mehr Fortschritt sehen möchte, bevor eine erste Zinssenkung erfolgt. Powell merkte an, dass die Entscheidungen von Sitzung zu Sitzung getroffen werden und er keine Signale, wann man erstmals die Zinsen senken wolle, aussenden wird. Angesichts der sinkenden Inflation werde man beide Mandate im Auge behalten und wiederholte, dass die Fed im Falle einer unerwarteten Schwächung des Arbeitsmarktes reagieren werde.

Schwächelnde US-Arbeitsmärkte und ein breiterer Disinflationstrend mit besonders schwachen Daten zum Verbraucherpreisindex im Juni sprechen für einen dovishen Schwenk hin zu einer Lockerung der Geldpolitik der Fed-Sitzung im Juli. Die Kern-Produzentenpreise kamen am Freitag mit 3% anstatt 2,5% jedoch deutlich heißer rein, als es der Markt erwartet hatte.

Die Fed Funds Futures preisen eine Zinssenkung im Juli mit einer Wahrscheinlichkeit von nur 9% ein, wogegen man für den September mit 100% Wahrscheinlichkeit eine erste Zinssenkung der US-Notenbank erwartet. Eine Zinssenkung im September ist damit bereits vollständig eingepreist, was den Preis für Gold und Silber zuletzt stützte. Der Markt erwartet nun bis Jahresende sogar wieder drei Zinsschritte.

Das Währungspaar EUR/USD handelt aktuell um die Marke von 1,09$, wobei die Märkte den Zinsentscheidung der EZB am Donnerstag fokussieren, wobei allgemein erwartet wird, dass die Zinssätze unverändert bleiben. Außerdem werden am Mittwoch die endgültigen Zahlen zum Verbraucherpreisindex für Juni in der Eurozone veröffentlicht werden, was Einfluss auf den Euro haben wird.

Mögliche Zinssenkungen der Fed und politische Entwicklungen könnten zu einer erneuten Inflationswelle führen, ähnlich der Stagflation in den 70er Jahren, was extrem bullisch für den Goldpreis ist in den nächsten Jahren. Deshalb könnte der Goldpreis im letzten Quartal seine positive Dynamik in Anbetracht der aktuellen geopolitischen und makroökonomischen Lage beibehalten, während die Nachfrage der Zentralbanken womöglich stark bleiben wird.

Die Anleger warten nun auf die Daten zu den US-Einzelhandelsumsätzen, die am Dienstag um 14:30 Uhr GMT veröffentlicht werden, sowie auf die Kommentare der Fed-Gouverneure Christopher Waller und Adriana Kugler im Laufe dieser Woche, um weitere Hinweise auf Zinssenkungen zu erhalten.

 

Chinas Goldmarkt im Juni - ETF-Bestände steigen weiterhin an

Im Juni blieben der Shanghai Gold Benchmark PM (SHAUPM) in RMB und der LBMA Gold Price AM in USD nahezu unverändert. Trotz dieser Stagnation verzeichnete Gold im ersten Halbjahr beträchtliche Zuwächse von 13% in USD und 14% in RMB. Die Nachfrage nach Gold war lauwarm, beeinflusst durch hohe lokale Preise und eine saisonal schwache Nachfrage.

Die Goldentnahmen der Industrie aus der Shanghai Gold Exchange (SGE) beliefen sich im Juni auf 86 Tonnen. Dies stellt einen Anstieg von 5% gegenüber Mai dar, jedoch einen Rückgang von 31% im Jahresvergleich. Im ersten Halbjahr summierten sich die Entnahmen auf 822 Tonnen, was einem leichten Rückgang von 2 Tonnen im Vergleich zum Vorjahr und 7% unter dem Zehnjahresdurchschnitt entspricht. Der Shanghai-Londoner Goldpreis-Spread verringerte sich im Laufe des Monats erneut auf nur noch 17 USD über dem Londoner Preis, während in Indien die Feinunze 50 USD günstiger als in London gehandelt wird.

Quelle: Shanghai Gold Exchange, World Gold Council, 10-Jahres-Durchschnitt basierend auf Daten zwischen 2014 und 2023. Goldentnahmen blieben im Juni schwach
Quelle: World Gold Council, Der Spread zwischen London und Shanghai verringerte sich zuletzt auf 17$

Der Goldschmuckverbrauch blieb im Juni schwach, was auf die rekordhohen lokalen Preise, die saisonale Schwäche und das laue Verbrauchervertrauen zurückzuführen ist. Gleichzeitig deuten anekdotische Hinweise darauf hin, dass sich der Verkauf von Barren und Münzen im Laufe des Monats ebenfalls verlangsamte, da die Anleger auf Klarheit über die Entwicklung des Goldpreises warten.

Die börsengehandelten Gold-ETFs in China verzeichneten im Juni den siebten monatlichen Zufluss in Folge und steigerten ihr verwaltetes Gesamtvermögen auf 51 Mrd. RMB (7 Mrd. USD). Im ersten Halbjahr zogen chinesische Gold-ETFs 17 Mrd. RMB (2,3 Mrd. USD) an, das stärkste erste Halbjahr aller Zeiten.

Die chinesische Zentralbank (PBoC) meldete im Juni keine Veränderung ihrer Goldreserven, die weiterhin bei 2.264 Tonnen liegen, was 4,9% der Gesamtreserven entspricht. Im ersten Halbjahr kaufte China netto 29 Tonnen Gold, was die Gesamtbestände um 1,3% erhöhte.

Die chinesischen Importe lagen im Mai bei 89 Tonnen Gold, 12 Tonnen mehr als im Vormonat, aber 35 Tonnen weniger als im Vorjahr war. In den ersten fünf Monaten des Jahres 2024 summieren sich die Importe auf 490 Tonnen, ein Rückgang von 12 Tonnen im Vergleich zum Vorjahr.

Das schlechte Verbrauchervertrauen und die unsicheren Wirtschaftsaussichten in China könnten zu einer zunehmenden Kaufzurückhaltung führen, insbesondere bei Goldschmuck. Trotzdem wird erwartet, dass der Absatz von Barren und Münzen in China gut bleibt. Die Bankenpleiten in China könnten hingegen mittel- bis langfristig bullisch für den chinesischen Goldpreis und die Nachfrage sein, wenn die PBOC mit dem Drucken von Geld auf Kreditausfälle reagiert.

Technische Analyse zu Palladium: Unterstützung bei 850$ erneut im Visier

Terminmarkt: COT-Report

Der COT-Report wird immer freitags seitens der US-Terminmarktaufsicht (CFTC) veröffentlicht, wobei der Stichtag der Datenerhebung der Schlusskurs vom Dienstag ist. Die COT-Daten werden also immer mit einer Verzögerung von drei Tagen veröffentlicht. Premium Abonnenten von Blaschzok Research erhalten vor Handelsschluss am Freitag ein Blitzupdate mit Analysen zu Gold, Silber und Platin. Die COT-Daten ermöglichen einen Blick in die Zukunft, da sie einerseits ein Sentiment-Indikator sind und andererseits eine gute Einschätzung des Angebots und der Nachfrage am physischen Markt ermöglichen. Mit ihnen hat man einen Vorteil im Trading am Rohstoffmarkt.

COT-Daten für Palladium vom 12. Juli:

Der Palladiumpreis fiel zur Vorwoche um 32$, wogegen die Spekulanten mit 1,3 Tsd. Kontrakten Long gingen. Das zeigt eine deutliche Schwäche. Ein Ausbruch aus dem Abwärtstrend war fast geglückt, doch nicht einmal dafür hatten die Spekulanten die Kraft. Erst nach einer Rezession und einem Abverkauf gibt sich eine langfristig gute Kaufchance. Es sieht so aus, als müsste Palladium erst noch tiefer fallen oder die Minenproduktion durch exogene Faktoren einbrechen, dass Palladium wieder nachhaltig ansteigen kann.

Mit einem COT-Index OI von 75 Punkten ist Palladium zwar überverkauft, doch zeigte sich im letzten Jahr Schwäche in den Daten

Fundamentales Angebot und Nachfrage – Defizit stimmt nicht mit Preisentwicklung überein

Das World Platinum Investment Council (WPIC) erwartet für das Jahr 2024 am Palladiummarkt weiterhin ein erhebliches Defizit, obwohl dieses im Vergleich zum Vorjahr um 5% reduziert wird. Die Hauptursache für dieses Defizit soll auf Störungen in der Minenproduktion und Verzögerungen im Recycling gründen. Die Gesamtminenanlieferung wird voraussichtlich um 6% gegenüber dem Vorjahr zurückgehen, bedingt durch die Verschiebung geplanter Wartungsarbeiten an der Nadezhda-Schmelzanlage in Russland und Umstrukturierungen bei verschiedenen Bergbauunternehmen. Auch wenn die Recyclingversorgung im Jahr 2024 um 6% wachsen soll, bleibt sie dennoch 25% unter dem Niveau von 2021.

Langfristig wird erwartet, dass der Palladiummarkt ab 2026 in einen Überschuss übergeht. Dieser Übergang ist jedoch stark von der Zunahme der Recyclingversorgung abhängig. Bis 2028 soll das Recyclingangebot auf ein Rekordniveau von 3.830 Koz steigen, was hauptsächlich durch das Erreichen des End-of-Life von palladiumreichen Fahrzeugen und Investitionen in Recyclingkapazitäten, insbesondere in China, getrieben wird. Die Minenproduktion wird sich ebenfalls erholen, insbesondere in Südafrika und Simbabwe, während Nordamerika aufgrund von unterlassenen Expansionen und Personalabbau einen Rückgang verzeichnen könnte.

Dennoch bestehen erhebliche Risiken für diese Prognosen. Verzögerungen bei der Erholung des Recyclingangebots und Unsicherheiten im Hinblick auf die Primärproduktion könnten das Defizit verlängern und den Übergang zu einem Überschuss weiter verzögern. Zudem könnten regulatorische Herausforderungen und geopolitische Unsicherheiten die Angebotsseite weiter belasten. Trotz dieser Unsicherheiten bleibt die Nachfrage nach Palladium aufgrund seiner wesentlichen Rolle in der Automobil- und Industrieproduktion robust, so die Sichtweise den WPIC.

Fazit: Der Palladiumpreis fällt bereits seit zwei Jahren aufgrund eines offensichtlichen Überangebots am physischen Markt, obwohl das WPIC von einem starken Defizit in den letzten beiden Jahren ausgeht. Sollte die Richtung der Prognose zumindest richtig sein und das Angebot zunehmen, sodass der Markt in den nächsten Jahren noch stärker in ein Überangebot rutscht, gibt es auf Sicht der nächsten Jahre wenig Hoffnung für den Palladiumpreis.

Technische Chartanalyse

Der Palladiumpreis konnte bisher nicht von der Rallye am Goldmarkt profitieren, was die Schwäche bzw. das Überangebot am Markt deutlich aufzeigt. Die wichtige langjährige Unterstützung bei 850$ wird aktuell wieder einmal angelaufen. Die technische Erholung der letzten Monate am Palladiummarkt war nur von kurzer Dauer, wie wir es erwartet hatten, da es ein persistentes Überangebot am physischen Markt gab. Folglich folgte auf die kurze Rallye ein noch erneuter Preisrückgang auf die langfristige Unterstützung bei 850$ je Feinunze.

Im Falle einer Rezession mit einer Verkaufspanik an den Märkten, wäre es möglich, dass der Palladiumpreis nochmals stark einbricht, weshalb man mindestens eine drastische Lockerung der Geldpolitik als Reaktion auf eine Rezession abwarten sollte, bevor man in Palladium investiert. Auch ein Preis von 570$ je Feinunze wäre in einer Wirtschaftskrise denkbar. Sollte das Angebot aus dem Recycling in den nächsten Jahren weiter zunehmen, wären noch günstigere Preise denkbar.

Auf Sicht der nächsten Wochen bis Monate könnte sich die volatile Seitwärtsphase zwischen 850$ auf der Unterseite und 1.200$ auf der Oberseite fortsetzen, doch wenn der Goldpreis in der Handelsspanne verharren sollte und als nächstes wieder auf die Unterstützung bei 2.280$ fällt, dann könnte es neuen Verkaufsdruck bei Palladium geben. Die Unterstützung bei 850$ könnte dann schnell brechen und ein weiterer schneller Preisrückgang wäre denkbar. Erst über 1.050$ würde der Abwärtstrend brechen und erneut Anstiegspotenzial bis 1.200$ entstehen.

Wenn die Unterstützung bei 850$ fällt, gibt es deutlich mehr Korrekturpotenzial für Palladium

Langfristige Analyse

Die sinkende Nachfrage durch den Umstieg auf Elektrofahrzeuge, sowie das wachsende Angebot durch den Anstieg des Sekundärangebots aus dem Recycling von Katalysatoren, könnte zu einem Überangebot in den nächsten vier Jahren führen, weshalb der Verkaufsdruck am Palladiummarkt anhalten dürfte. Eine wirtschaftliche weltweite Abkühlung belastet zudem den Preis.

Der Palladiumpreis erreichte jetzt wieder die langfristige Unterstützung bei 850 US-Dollar. Mit einer Rezession wäre ein nochmaliger starker Preiseinbruch denkbar. Die nächsten technischen Unterstützungsmarke liegt bei 850 US-Dollar und darunter bei 570 US-Dollar, was in einer Rezession im Rahmen eines Nachfrageschocks durchaus erreicht werden könnte. Dort sehe ich eine gute Chance für einen kurz- bis mittelfristigen Einstieg in Palladium.

Der Bärenmarkt dauert bereits seit zwei Jahren an und ein Ende dessen ist erst nach einer Rezession in Sicht

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