Technische Korrektur oder gezielte Intervention am Goldmarkt?

04.05.2025 04:00

Seitdem der Goldpreis in der Vorwoche ein neues Allzeithoch erreicht hatte, steht er unter Druck und setzt seine Abwärtsdynamik fort. Dass die starke Korrektur genau bei 3.500 US-Dollar einsetzte, dürfte womöglich auf eine Intervention der Notenbanken sowie des Plunge Protection Teams (PPT) zurückzuführen sein, mit dem Ziel, das Momentum zu brechen, da sich die Rallye ansonsten rasch bis auf 4.000 US-Dollar hätte fortsetzen können.

Vergangene Woche wurde die nächste wichtige Unterstützungszone bei 3.200 US-Dollar getestet, woraufhin sich der Preis bis zum Wochenschluss leicht auf 3.240 US-Dollar erholen konnte. Zusätzlich sorgten jüngste Aussagen von Präsident Trump über mögliche Zollverhandlungen mit China für Optimismus an den Märkten. Dies stützte die Aktienmärkte und führte gleichzeitig zu Gewinnmitnahmen beim Gold, dessen Preis in diesem Jahr in der Spitze bereits um 33 % gestiegen war, nachdem er bereits im Vorjahr um 27 % zugelegt hatte.

Geht man davon aus, dass die Notenbanken den Goldpreis zumindest kurzfristig ausbremsen wollen, dürfte sich die Korrektur in den kommenden Handelstagen fortsetzen. Bei 3.150$ läge die nächste Unterstützung am mittelfristigen Aufwärtstrend, wobei auch dort die Bullen mit einem Unterschreiten dieser Marke enttäuscht werden müssen, wenn man eine sofortige Wiederaufnahme der Rallye verhindern und Unsicherheit über die weitere Preisentwicklung bei den Marktteilnehmern schüren will.

Eine nächste wichtige Unterstützung liegt bei 3.150$

Der Goldpreis in Euro konnte vorletzte Woche kurzzeitig die Marke von 3.000 Euro überschreiten, bevor er am Freitag, vermutlich infolge einer Intervention, wieder auf 2.868 Euro zurückfiel. Ein Blick auf den Chart zeigt, dass im Rahmen einer fortgesetzten Korrektur noch Spielraum bis etwa 2.760 Euro besteht. Der Chart illustriert zudem die Kauf- und Verkaufssignale meines Premium-Researchs auf www.blaschzokresearch.ch, die sich, trotz der aktuell sehr unübersichtlichen Marktlage, als sehr präzise bestätigt haben. Sollten wir aktuell tatsächlich eine Manipulation des Goldmarktes beobachten, wäre zu erwarten, dass gezielt versucht wird, zentrale Unterstützungszonen und Aufwärtstrends zu brechen. In einem solchen Szenario könnte sich die Korrektur sogar bis in den Bereich von 2.660 bis 2.600 Euro ausdehnen. Eine Erholung des US-Dollars sowie eine Gegenbewegung des zuletzt deutlich gestiegenen Euros dürften dieses Korrekturpotenzial jedoch begrenzen. Im genannten Zielbereich könnte sich somit eine vielversprechende antizyklische Kaufgelegenheit auf mittelfristige Sicht ergeben.

Trotz der schwierigen Marktlage hatten wir nahezu perfekte Kauf- und Verkaufssignale bei Gold in Euro in diesem Jahr

Vom chinesischen Markt ging zuletzt keine Unterstützung für den Goldpreis aus. Im Gegenteil, in der vergangenen Woche kam es zu rekordverdächtigen Abverkäufen durch chinesische Investoren. Der Einfluss Chinas auf den Goldpreis ist inzwischen deutlich spürbar und sollte nicht unterschätzt werden. Die US-amerikanische Comex (Commodity Exchange) verliert damit zunehmend an Bedeutung in der Preisbildung, auch wenn sie auf absehbare Zeit wohl weiterhin eine dominierende Rolle spielen dürfte.

Trotz dieser belastenden Faktoren ist die Stabilität des Goldpreises auf dem aktuell hohen Niveau bemerkenswert. Einerseits wurde der starke Anstieg seit Mitte April durch Rekordzuflüsse in chinesische Gold-ETFs gestützt, die zur Stabilisierung des Preises um die Marke von 3.300 US-Dollar je Feinunze beigetragen haben.

Andererseits verzeichneten die USA seit November 2024 einen ungewöhnlich hohen Zufluss von physischem Gold in Höhe von rund 19 Millionen Unzen. Dies war ein wesentlicher Treiber der Rallye der vergangenen Monate bis auf 3.500 US-Dollar. Wer hinter diesen Käufen steht, ist nach wie vor unklar. Da zuletzt offenbar zu jedem Preis und nicht marktorientiert gekauft wurde, liegt die Vermutung nahe, dass es sich bei dem Käufer der vergangenen Monate um die US-Regierung selbst handeln könnte. Diese musste möglicherweise fehlende Bestände auffüllen, da eine potenzielle Prüfung der Goldreserven in Fort Knox zur Debatte stand.

Goldpreis mit bullischem Unterton trotz Short-Druck am Terminmarkt

Bemerkenswert und eindeutig bullisch für den Goldpreis ist, dass die US-Terminmarktdaten weiterhin ein Defizit am physischen Markt offenbaren. Zum Stichtag der Datenerhebung stieg der Goldpreis gegenüber der Vorwoche deutlich um 145 US-Dollar, obwohl Spekulanten 30.000 Kontrakte auf der Short-Seite eingingen. Diese Entwicklung ist außergewöhnlich. Ein derart starker und wiederholter Preisanstieg trotz massiven Aufbaus von Short-Positionen durch Spekulanten wurde in den vergangenen Jahrzehnten nicht beobachtet.

Der jüngste Rücksetzer, vermutlich ausgelöst durch eine Intervention der Notenbanken, führte dazu, dass Spekulanten ihre Short-Positionen weiter ausbauten. Gleichzeitig traten im Hintergrund große Käufer am physischen Markt auf, die den Rücksetzer gezielt für den Einstieg nutzten.

Sollte es in den nächsten ein bis zwei Wochen zu einem weiteren Rücksetzer kommen, beispielsweise unter die Marke von 3.000 US-Dollar, und verbessern sich die COT-Daten weiterhin in diesem Tempo, dann könnte sich daraus eine klare antizyklische Kaufgelegenheit ergeben. In diesem Fall wären Kursziele im Bereich von 4.000 US-Dollar je Feinunze innerhalb weniger Monate denkbar.

Der Terminmarkt hat sich in den letzten Wochen stark bereinigt, obwohl der Goldpreis weiter anstieg – das gab es zuvor so gut wie nie

Noch bemerkenswerter ist die Tatsache, dass sich die Short-Position der vier größten Händler an der COMEX in den vergangenen neun Monaten deutlich reduziert hat. Sie sank von ursprünglich 62 Tagen der Weltproduktion auf zuletzt lediglich 22 Tage. In den letzten 13 Jahren gab es keine vergleichbare Situation, in der eine Verringerung der Short-Positionierung in einen laufenden Preisanstieg hinein stattgefunden hätte.

Zu Beginn der Rallye wurde die Positionierung wie üblich zunächst auf ein Rekordniveau ausgebaut. Doch dann traten anonyme Käufer auf den Plan, die unabhängig vom Preis nahezu alles am physischen Markt aufkauften, was verfügbar war, und den Preis damit immer weiter nach oben trieben. Schließlich sahen sich die „Big 4“ gezwungen, ihre Short-Positionen in die steigenden Preise hinein zu decken, was den Aufwärtsdruck zusätzlich noch verstärkte.

Auch dieser Umstand unterstreicht, wie außergewöhnlich diese Rallye ist und wie wenig sie mit den üblichen Bewegungsmustern vergangener Jahrzehnte zu tun hat.

Der Goldpreis in Euro stieg erstmals auf über 3.000€ an

Dollar startet Erholung

Der US-Dollar-Index handelte in der vergangenen Woche um die magische 100er-Marke, die eine wichtige langfristige Unterstützung darstellte und im Zuge des Handelsstreits nach unten durchbrochen wurde. Dabei wurden nicht nur die letzten Long-Positionen ausgestoppt, sondern es sind auch neue Dollar-Bären in den Markt eingetreten. Der Terminmarkt ist nun extrem überverkauft und nahezu jeder ist bärisch für den US-Dollar, was aus antizyklischer Sicht kurzfristig bullisch zu werten ist.

Sobald die Marke von 100 Punkten in der neuen Handelswoche zurückerobert wird, dürfte eine Erholung bis auf 104 Punkte folgen. Dies würde den Goldpreis in US-Dollar zusätzlich unter Druck setzen und einer mutmaßlichen Manipulation des Goldpreises perfekt in die Karten spielen.

Diametral gegensätzlich flirtet der Euro mit wichtigen Unterstützungen im Bereich von 1,13 US-Dollar. Ein Schlusskurs unterhalb dieser Marke dürfte viele Euro-Bullen in Schwierigkeiten bringen, denn ein konservativer Rücksetzer auf 1,10 US-Dollar wäre dann sehr wahrscheinlich. Man sollte sich den starken Euro sichern.

Der US-Dollar könnte nun vor einer Erholungsbewegung stehen, die wiederum den Goldpreis belasten würde
Die Wahrscheinlichkeit für eine Korrektur auf 1,10$ für den Euro ist relativ hoch

Fazit:
Die jüngste Korrektur beim Goldpreis wirkt technisch überfällig, doch zahlreiche Anzeichen deuten darauf hin, dass sie nicht ausschließlich marktbedingt ist. Hinweise auf mögliche Interventionen durch Notenbanken, eine auffällige Positionierung am Terminmarkt sowie ungewöhnliche Bewegungen im physischen Handel stützen die These einer bewussten Marktbeeinflussung. Trotz des kurzfristigen Abwärtsdrucks bleibt der Goldmarkt fundamental stark, getragen von massiver physischer Nachfrage, sinkenden Short-Positionen der „Big 4“ und einer deutlich überverkauften Lage beim US-Dollar.

Sollte der Goldpreis in den kommenden Tagen und Wochen weiter zurücksetzen und dabei zentrale Unterstützungszonen testen, könnten sich auf diesen Niveaus attraktive antizyklische Kaufgelegenheiten ergeben – insbesondere dann, wenn der US-Dollar eine technische Erholung einleitet und sich die COT-Daten weiter bereinigen. Eine solche Dollar-Erholung würde kurzfristig auf den Goldpreis drücken, dürfte jedoch das mittel- bis langfristig bullische Gesamtbild kaum trüben. Anleger sollten daher genau beobachten, ob die nächsten Unterstützungen halten und ob in den kommenden Wochen die genannten Zielmarken erreicht werden, an denen antizyklische Einstiege interessant erscheinen.

Technische Analyse zu Platin: Terminmarkt bereits relativ bullisch

Terminmarkt: COT-Report

Der COT-Report wird immer freitags seitens der US-Terminmarktaufsicht (CFTC) veröffentlicht, wobei der Stichtag der Datenerhebung der Schlusskurs vom Dienstag ist. Die COT-Daten werden also immer mit einer Verzögerung von drei Tagen veröffentlicht. Premium Abonnenten von Blaschzok Research erhalten vor Handelsschluss am Freitag ein Blitzupdate mit Analysen zu Gold, Silber und Platin. Die COT-Daten ermöglichen einen Blick in die Zukunft, da sie einerseits ein Sentiment-Indikator sind und andererseits eine gute Einschätzung des Angebots und der Nachfrage am physischen Markt ermöglichen. Mit ihnen hat man einen Vorteil im Trading am Rohstoffmarkt.

COT-Daten für Platin vom 25. April

Der Platinpreis fiel zur Vorwoche um 15 US-Dollar, wofür die Spekulanten mit 800 Kontrakten Short gingen. Das zeigt eine neutrale Entwicklung. Der COT-Index hat sich dementsprechend leicht verbessert, um 2 Punkte auf 67 Punkte, ebenso wie der zum Open Interest adjustierte COT-Index, der sich um 2 Punkte auf 65 Punkte erhöhte.

Insgesamt sind die Terminmarktdaten mit diesem COT-Index bereits relativ bullisch, was angesichts der schwachen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und des laufenden Zollstreits durchaus überrascht. Allein der schwache US-Dollar dürfte aktuell dafür verantwortlich sein, dass sich der Platinpreis so gut halten kann. Sollte sich jedoch die Rezession verschärfen, bleibt das Abwärtsrisiko bestehen.

Die Marktlage beim Platin ist derzeit stark politisch beeinflusst und schwer einzuschätzen, weshalb sich aktuell kein klares Setup für einen Long- oder Short-Trade ableiten lässt. Man sollte weiterhin abwarten. Grundsätzlich lässt sich aber festhalten, dass sich Platin trotz der schwierigen Gesamtlage momentan noch relativ stark präsentiert.

Mit einem COT-Index OI von 67 Punkten ist Platin eigentlich relativ bullisch und die physische Nachfrage war zuletzt stark

Kurzfristige Technische Analyse

Während der Goldpreis zuletzt erneut zulegen konnte und sogar die Marke von 3.500 US-Dollar erreichte, verharrte Platin weiterhin auf seinem bisherigen Niveau. Im Gegensatz zu Gold konnte Platin im vergangenen Jahr nicht von der Rallye profitieren. Besonders in einem deflationären Rezessionsszenario könnte der Platinpreis nochmals deutlich unter Druck geraten. Positiv ist jedoch hervorzuheben, dass der Preis trotz wachsender Rezessionssorgen bislang nicht stärker eingebrochen ist.

Seit über einem Jahr bewegt sich Platin in einer sehr engen Handelsspanne von rund 150 US-Dollar. Diese Seitwärtsphase hat Tradern bislang nur begrenzte Chancen geboten. Wie der folgende Chart zeigt, gab es in den Jahren zuvor gute Swing-Trading-Signale – sowohl für Long- als auch für Short-Trades. Seit Beginn der Goldrallye vor über einem Jahr sind solche Setups allerdings ausgeblieben. Ohne einen klaren Marktvorteil (Edge) ist es aus mittelfristiger Sicht sinnvoller, an der Seitenlinie zu bleiben und abzuwarten.

Im Daytrading habe ich im vergangenen Jahr regelmäßig empfohlen, spekulative Anstiege im Platinmarkt für Short-Trades zu nutzen. Für mittelfristige Positionen ergab sich jedoch bislang kein überzeugendes Setup. Der Preis bleibt weiterhin in seiner engen Spanne gefangen – zwischen einem Aufwärtstrend bei 900 US-Dollar und einem Abwärtstrend um die 1.050 US-Dollar.

Eine lang erwartete wirtschaftliche Abschwächung, die inzwischen auch zunehmend medial thematisiert wird, könnte den Platinpreis noch einmal erheblich belasten. Auf der anderen Seite könnten geldpolitische Maßnahmen der Notenbanken einen Ausbruch aus der aktuellen Spanne begünstigen.

Eine neuerliche interessante Short-Chance könnte sich erst bei einem spekulativ getriebenen Preisanstieg ergeben, wobei sich die Terminmarktdaten dafür erst noch weiter verschlechtern müssten. Eine Long-Chance gibt es erst bei einem deutlichen Einbruch oder im Falle zusätzlicher Liquiditätsspritzen durch die Notenbanken. Im derzeitigen Umfeld lohnt es sich nicht, die enge Handelsspanne aktiv zu traden, da die Erfolgswahrscheinlichkeit dafür eher gering ist. Geduld ist gefragt – und das Warten auf ein klareres Setup mit einer guten Chance.

Der Platinpreis keilt sich zunehmend ein – ein dynamischer Ausbruch aus der Handelsspanne dürfte in diesem Jahr erfolgen

Langfristige Einschätzung

Platin könnte langfristig im Bereich zwischen 800 und 500 US-Dollar eine stabile Unterstützungszone ausbilden. Für Anleger mit einem mittel- bis langfristigen Anlagehorizont bieten Rücksetzer in diese Region attraktive Einstiegschancen. Historische Daten zeigen, dass Rezessionen häufig mit abrupten, kurzfristigen Einbrüchen bei den Preisen von Platin und Palladium einhergehen. Sollte der Platinpreis in einer Rezession auf 600 US-Dollar fallen, wäre dies eine sehr interessante Gelegenheit für antizyklische Käufe.

Ein möglicher Treiber für steigende Preise könnte eine deutliche Angebotsverknappung sein – etwa infolge einer Energiekrise in Südafrika, die sich durch politische Instabilität in dem ohnehin angespannten Land weiter verschärfen könnte. Solche Entwicklungen sind jedoch schwer vorherzusagen, während das Risiko einer globalen Rezession derzeit deutlich greifbarer erscheint.

Sollten die Notenbanken im Zuge einer Rezession oder externer Schocks zu geldpolitischen Lockerungen greifen – etwa durch neue QE-Programme – könnten daraus klare Aufwärtspotenziale für Platin entstehen. Der ideale Zeitpunkt für ein Engagement auf steigende Preise wäre jedoch erst dann erreicht, wenn solche Maßnahmen tatsächlich angekündigt werden. Bis dahin ist Zurückhaltung geboten, da die Gefahr eines nochmaligen Rücksetzers in einer Rezession hoch ist.

Bei Rezession droht erneut ein starker Preiseinbruch – außer ein neues QE greift vorab

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