EZB verweigert Kampf gegen Inflation und legt Grundstein für mehr QE

27.07.2022 11:36 von Markus Blaschzok

Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte am Donnerstag ihren Leitzins um 50 Basispunkte auf 0,5% angehoben und ihre 11 Jahre dauernde Nullzinspolitik beendet. Die EZB liegt damit weit hinter der Kurve, da der Leitzins, angesichts der historisch hohen Inflationsrate von 8,6% im Euroraum, längst bei über 13% liegen müsste.

Wollte die EZB den hohen Anstieg der Konsumentenpreise, den man selbst durch das Drucken von Geld zu verschulden hat, wirklich bekämpfen, so hätte sie die Macht dazu. Um die Kaufkraft des Euros zu erhalten, bräuchte sie lediglich die Manipulation des Anleihenmarktes aufgeben und einen Zinsanstieg zulassen, während man die ausgeweitete Geldmenge wieder reduziert.

Die EZB hob erstmals seit 11 Jahren den Leitzins an

Bei steigenden Zinsen würde es die europäische Zombiewirtschaft mitsamt der politischen Union jedoch zerreißen, weshalb die Genossen in der EZB davor zurückschrecken. Kaum steigen die Zinsen für Staatsanleihen ein wenig Richtung eines fairen Marktniveaus, droht bereits der Kollaps der hochverschuldeten europäischen Südstaaten, wie beispielsweise Italien. Das Drucken von Geld hat die Probleme der Eurokrise von 2010 nicht gelöst, sondern nur in die Zukunft verschoben, was sie nur vergrößert und Lage zusätzlich verschärft hat.

Deshalb hat die EZB den neuen Rettungsschirm „TPI“ (Transmission Protection Instrument) gespannt, mit dem sie Anleihen, der vor dem Bankrott stehenden Staaten, unbegrenzt aufkaufen und so deren Schuldendienst für einige Zeit senken kann. Staatsanleihen der noch halbwegs solventen Eurostaaten werden hingegen verkauft, wodurch deren Zinsen ansteigen werden. Die solventen Nationen bezahlten dadurch die Zinsen der insolventen Staaten. 

Marktkräfte lassen sich wie Naturgesetze nicht dauerhaft verbiegen und es stellt sich die Frage, wie lange die EZB Staatsanleihen aufkaufen und die Zinsen der Südstaaten unten halten kann, ohne wieder neues Geld drucken zu müssen. Damit ist klar, wohin die Reise gehen wird, wobei sich nur noch das unvermeidliche Ende hinauszögern lässt. Das TPI ist als Vorbote eines neuen, künftigen QE-Programms zu sehen.

Nullzinspolitik und planwirtschaftlichen Eingriffe haben zu einer Überschuldung und einem Verlust der Wettbewerbsfähigkeit Europas geführt, weshalb es nun vor einer historisch starken Rezession steht. Selbst bei einer Fortsetzung der Nullzinspolitik würde diese Zombiewirtschaft in eine nicht mehr endende Rezession und sukzessiven Niedergang abgleiten bei stetig steigenden Inflationsraten.

Weitere Zinsanstiege lassen sich daher nur dann verlangsamen, wenn die EZB als Käufer der letzten Instanz Staatsfinanzierung betreibt und die Geldmenge weiter ausweitet. Wie das ausgehen kann, hatten zuletzt die Hyperinflationen in Zimbabwe und Venezuela gezeigt. Die EZB hatte sich bereits vor Jahren in eine Ecke gepinselt, was in einer langandauernden Stagflation enden musste, was ich in vielen Artikeln in 2018 und 2019 bereits prognostiziert hatte. 

Es muss erst schlimmer werden, bevor es wieder besser wird

Die einzige Möglichkeit, um die Wirtschaft wieder auf Wachstumskurs zu bringen, ist genau das Gegenteil von dem zu tun, was man die letzten 40 Jahre gemacht hat. Es sind scharfe Deregulierungen und Steuersenkungen nötig bei gleichzeitiger Schrumpfung des Staatsapparats mit einem Rückzug der Politik aus Wirtschaft und Gesellschaft. Europa als politische Einheit, sowie die Währungsunion waren und sind totalitäre Utopien, die abgewickelt werden müssen, wenn der Wohlstand wieder wachsen und es eine gute Zukunft in Freiheit und Wohlstand für künftige Generationen geben soll. Entweder lässt man Menschen in Freiheit wirtschaften, wachsen und gedeihen oder der planwirtschaftliche Niedergang wird sich fortsetzen, bis nichts als Ruinen übrigbleiben werden, ebenso wie in allen ehemaligen sozialistischen Ländern.

Die Rezession kommt in jedem Fall, da Jahrzehnte politischer Eingriffe in die Wirtschaft und das Geldsystem zu gigantischen Fehlallokationen geführt haben, die bei steigenden Zinsen erst bereinigt werden müssen, bevor es wieder aufwärtsgehen kann.

Wir werden in den nächsten Jahren eine anhaltende Rezession bei gleichzeitig steigenden Preisen erleben. Die Inflation ermöglicht es den Regierungen durch statistische Tricks eine Stagnation vorzugaukeln, während die Volkwirtschaften in Wahrheit in einer tiefen Rezession stecken. Die Stagflation wird sich fortsetzen und der Immobilien- sowie der Aktienmarkt aufgrund der steigenden Zinsen inflationsbereinigt zunehmend kollabieren. Die Notenbanken werden wahrscheinlich mit dem Drucken von Geld reagieren und die Preise weiter ansteigen. Diese Krise wird erst dann ein Ende finden, wenn die Zinsen über längere Zeit deutlich im zweistelligen Bereich notierten und alle durch die planwirtschaftlichen Eingriffe erzeugten Fehlallokationen weggewaschen wurden. Gold und Silber werden in dieser Zeit der sichere Häfen sein, deren Preise durch die Decke schießen werden. Auch die Gold- und Silberminen werden davon überproportional profitieren können. Man sollte daher weiter in Gold und Silber investieren, da wir erst am Anfang der Krise stehen und diese erst bei viel höheren Zinsen in einigen Jahren ihr Ende finden wird.

Edelmetalle beginnen Boden auszubilden

Der Goldpreis fiel in der letzten Woche auf die langjährige Unterstützung bei 1.680$, während der Goldpreis in Euro die wichtige Unterstützung bei 1.660 Euro anlief. Diese beiden Marken wollte der Markt scheinbar noch einmal abarbeiten, bevor die Bären ihre Shortgewinne eindeckten und zu Bullen mutierten. Der Gold- und der Silberpreis hatten exakt unsere Korrekturziele bei 1.680$-1.700$, sowie 18$ erreicht und beginnen nun an diesen wichtigen Unterstützungen einen Boden auszubilden. Die nächsten Wochen und Monate dürften zäh werden, da die Masse der Investoren noch immer den Aussagen der Notenbanken und Regierungen Glauben schenken, wonach man die Inflation bekämpfen und diese bald senken würde. In Europa sehen wir mit dem TPI-Programm bereits, dass diese Vorstellung falsch ist und auch in den USA wird sich diese Wahrheit bald zeigen. Dann, wenn die Notenbanken von ihrem geplanten Pfad abweichen und die Zinsen nicht weiter anheben oder neue Lockerungen bekanntgeben, werden die Edelmetallpreise stark ansteigen. Die Stärke des US-Dollars wird wahrscheinlich spätestens bei 120 Punkten im USD-Index ihr Ende finden und mit einer folgenden Schwäche den Edelmetallpreisen wieder Rückenwind verschaffen.

Der starke Dollar belastet aktuell die Edelmetallpreise

Für Trader, sowie Gold- und Silberbugs ist dieser Rücksetzer ein Geschenk des Himmels, da die einen zuerst auf fallende Preise wetten konnten, um nun wieder zu kaufen, während die anderen die womöglich finale Chance bekommen, ihre Gold- und Silberbestände noch einmal zu erhöhen. Gold, Silber und Platin haben unsere Korrekturziele erreicht, weshalb wir die Gewinne bereits eingestrichen haben. Auch die Gold- und Silberminen haben fast wichtige Aufwärtstrends erreicht auf extrem überverkauftem Niveau. Wir sehen hier nicht mehr viel Korrekturpotenzial und in 12 Monaten bereits deutlich höhere Notierungen. Der Euro könnte nach dieser Gegenbewegung jedoch noch einmal unter Verkaufsdruck geraten, weshalb gerade Investoren im Euroraum diesen Rücksetzer bei Gold und Silber nutzen sollten, um ins Team der Bullen zu wechseln.

Technische Analyse zu Silber: Bodenbildung und dann Trendumkehr

Terminmarkt: COT-Report vom 22.07.2022

Der aktuelle COT-Report wird immer freitags seitens der US-Terminmarktaufsicht veröffentlicht, wobei der Stichtag der Datenerhebung der Schlusskurs vom Dienstag ist. Die COT-Daten werden seitens der CFTC also immer mit einer Verzögerung von drei Tagen veröffentlicht. Premium Abonnenten erhielten noch vor Handelsschluss am Freitag ein Blitzupdate mit Analysen zu Gold, Silber und Platin. Die COT-Daten ermöglichen einen Blick in die Zukunft, da sie einerseits ein Sentiment-Indikator sind und andererseits eine gute Einschätzung des Angebots und der Nachfrage am physischen Markt ermöglichen.

Die Terminmarktdaten für Silber zeigen, dass alle Spekulanten mittlerweile auf der Shortseite sind und mit einem weiter fallenden Preis rechnen. Dies ist genau das antizyklische Umfeld, das wir an einem Tief sehen wollen. Die Daten sind absolut, sowie relativ im Kaufbereich. Dennoch muss man konstatieren, dass Silber während einer Rezession nur mit dem Goldpreis ansteigen kann. 

Die BIG4 hatten zum Stichtag Dienstag überraschenderweise ihre Shortposition um 4 Tage erhöht. Das ist untypisch für ein Tief und ist womöglich ein Indiz dafür, dass es in den nächsten Wochen und Monaten noch ein Überschießen bis 16$ geben könnte und/oder eine längere Streckfolter auf niedrigem Preisniveau über die nächsten Monate, während die Spekulanten dann langsam kapitulieren und sich die BIG4 dabei eindecken können.

Der neueste Report zeigt noch keine Stärke, doch berücksichtigt man die neue Shortposition bei den BIG4 in Höhe von 4 Tagen der Weltproduktion, dürfte die unterliegende physische Nachfrage doch stark gewesen sein.

Dennoch ist Silber extrem überverkauft, weshalb es das Potenzial für einen Short-Squeeze gibt. Man sollte nur noch die Long-Trades annehmen und bullische Ausbrüche kaufen bzw. nach neuerlichen Abverkäufen einsteigen. Short-Trades sind zu gefährlich, da es bei solch Extremdaten jederzeit zu einem Short-Squeeze kommen kann.

Im Verhältnis zum Open Interest sind die COT-Daten mit einem COT-Index von 100 Punkten gut und im Kaufbereich. Das Schlimmste ist ausgestanden
Die BIG4 haben in der letzten Woche mit 4 Tagen der Weltproduktion gegengehalten, was untypisch für ein Tief ist

Nachdem der Silberpreis im Zuge des Ukraine-Kriegs auf 27$ anstieg, hatte ich dort zu Gewinnmitnahmen geraten, da die COT-Daten auf einen erneuten Preisrückgang auf 22$ und dann weiter auf 18$ hinwiesen. Silber begann im April stark zu fallen und durchschlug sofort die langjährige Unterstützung bei 22$, was ein Ausdruck der Schwäche und des Überangebots in diesem Markt war. Ein klassischer Pull Back an den Widerstand bei 22$ wurde durch ein Gegenhalten der BIG4 begleitet, was ein sicheres Zeichen für einen weiteren Preisrückgang auf mindestens 18$ war. Dementsprechend empfahl ich bei 22$ noch einmal deutlich zu shorten. 

Silber erreichte endlich unser Ziel bei 18$, worauf ich mit meinen Abonnenten die Gewinne mitnahm. Der Großteil der Korrektur sollte nun abgeschlossen sein, wobei in den nächsten Wochen und Monaten noch ein Überschießen bis in den Bereich von 16$ möglich wäre. Für Short-Trades gibt es kein gutes Setup mehr. Auch wenn der Preis womöglich nicht weiter fallen wird, muss Silber nicht gleich wieder durch die Decke gehen. Solange die US-Notenbank an ihrem Plan festhält und die Weltwirtschaft weiter in die Rezession übergeht, hat es der Silberpreis schwer wieder auf die Beine zu kommen.

Es ist daher wahrscheinlich, dass die Silberbugs nach dem Preisrückgang nun erst noch eine Streckfolter durchmachen müssen, bevor der Silberpreis mit Gold nach einem Zurückrudern der US-Notenbank wieder ansteigen wird. Für mittel- bis langfristige Investoren bietet der Bereich zwischen 16$ und 18$ für die Feinunze Silber bereits jetzt eine letzte günstige Kaufchance. Die Trendwende dürfte mit einer Trendwende beim USD-Index kommen. Es ist möglich, dass der USD-Index erst noch einmal auf 115-120 Punkte ansteigen wird und erst dann das finale Tief bei Gold und Silber gefunden wird. Von da an sollten Gold und Silber wieder zu steigen beginnen.

Wir zielen im kurzfristigen Trading nun auf technische Kaufsignale mit dem Ziel bei 21$ - 22$ in den nächsten Wochen und Monaten.

Silber hat unser Korrekturziel bei 18$ erreicht – man sollte nun Gewinne mitnehmen und nach einem Einstieg Ausschau halten

Langfristige Analyse

Silber handelte über fünf Jahre hinweg in einer Handelsspanne zwischen 14 US-Dollar auf der Unterseite und 19 US-Dollar auf der Oberseite. Seit dem bullischen Ausbruch Mitte 2020 ist das langfristige Chartbild sehr bullisch. Im Wochenchart ist das dreimalige Scheitern am Widerstand bei 28 US-Dollar noch deutlicher sichtbar und es hat sich eine Handelsspanne zwischen 22 US-Dollar auf der Unterseite und 28 US-Dollar auf der Oberseite etabliert. Diese Handelsspanne wurde nun nach unten verlassen und der Preis fiel zurück auf das Ausbruchsniveau.

Charttechnisch ist dies im Langfristchart ein idealtypischer Rücksetzer. Silber sollte sich in den nächsten Monaten über 18$ stabilisieren könnten und spätestens mit der Kapitulation der Notenbanken wieder in die Handelsspanne zwischen 22$ und 28$ zurückkehren. In den nächsten 2-3 Jahren ist dann ein Ausbruch über 28$ wahrscheinlich, worauf ein Anstieg auf 36$ folgen dürfte.

Solange der US-Dollar in einem Umfeld von Zinsanhebungen und einem Quantitative Tightening stark bleibt, solange gibt es wenig Hoffnung, auf eine schnelle Erholung des Silberpreises. Sobald das Tapering jedoch scheitert und die Anleihenkäufe fortgesetzt werden, sollte die Nachfrage nach Gold und auch Silber zum Schutz vor Inflation stark ansteigen. Es dürfte sich dann über einige Jahre hinweg ein Defizit am physischen Markt entwickeln, das den Silberpreis weit über sein nominales Allzeithoch bei 50 US-Dollar tragen wird.

Langfristig ist das Chartbild bullisch und ein Rücksetzer auf das ehemalige Ausbruchsniveau idealtypisch

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