Extremes Sentiment | Jetzt noch in Gold, Euro und Öl engagieren?

17.01.2015 10:35

EXTREMES SENTIMENT - JETZT NOCH EINSTEIGEN?

Die Schweizer Notenbank (SNB) hatte am Donnerstag um 10.30 Uhr die Bindung des Schweizer Franken an den Euro zu einem Wechselkurs von 1,20 CHF je Euro aufgehoben. Daraufhin kam es zu einer sofortigen Neubewertung des Frankens, welcher kurzzeitig bei 0,86 Franken je Euro gehandelt wurde und sich zum Wochenschluss nahe der Parität bei 0,9941 einpendelte.

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Die Auswirkungen auf die Märkte waren enorm. Die Aktienmärkte brachen ein, der Euro verlor zum US-Dollar über 3,5 US-Cent und fiel auf 1,145 USD, Gold in Euro explodierte um 76 Euro auf 1.114 Euro und in US-Dollar legte der Preis immerhin um 54 USD zu. Silber konnte in US-Dollar hingegen erst nicht mitziehen und der Widerstand bei 17,20 USD je Feinunze bildete eine nicht zu überwindende Bastion, die erst im Freitagshandel übersprungen werden konnte. Diese Marke hatten wir seit längerer Zeit im Blick, da wir hier eine Ausbremsung des Preises vermuteten. Die unerwartete Loslösung des Franken sorgte jedoch für eine komplette Neubewertung aller Marktpreise, inklusive der für Gold und Silber.

Warum die SNB jetzt ihren sozialistischen Markteingriff aufgab und vor den Marktkräften kapitulierte, hat viele Ursachen. Zum einen war die Anbindung des Franken an den Euro nicht auf Dauer möglich, wenn man nicht der Währungsunion beitreten oder die Schweizer Bevölkerung in den Ruin treiben wollte. An letzteren war die SNB schon fleißig dabei, denn wäre die SNB eine Privatbank, so wäre diese jetzt vermutlich bankrott. Die Aufhebung der Kurs-Untergrenze hat der Schweizer Nationalbank bisherige Wechselverluste in Höhe von geschätzten 50-60 Mrd. Franken gebracht, während man noch in der Vorwoche von einem Gewinn in Höhe von 38 Mrd. Fr. für das Jahr 2014 sprach. 470 Mrd. Franken an Papierreserven hält die SNB derzeit, wovon zwei Drittel auf die Gemeinschaftswährung entfallen. Das Eigenkapital der SNB ist von 16% auf 3% geschmolzen, weshalb man vielleicht die Reißleine ziehen musste, nachdem am 2. Januar EZB-Chef Mario Draghi verkündete, dass man schon bald mit dem Ankauf von Staatsanleihen beginnen könnte und die EZB bereits bei technischen Vorbereitungen sei. Ein baldiges QE-Programm hätte die Schweizer zu neuen Verkäufen von Franken gezwungen, bei einer Beibehaltung der Kopplung.

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Interessant ist, dass Gold in Euro exakt an dem 2. Januar, nach der Meldung zu dem QE-Programm der EZB, mit seiner Rallye begann, bevor es ein Tagestief von 970 Euro erreichte. Die Marke von 1.000 Euro war die lange von uns genannte Kaufmarke für physische Investoren im Euroraum. Binnen zwei Handelswochen legte Gold 140 Euro oder 14,5% zu, was ein extremer und beachtlicher Anstieg ist. Vor dem 2. Januar konnte man primär von einer Stärke des US-Dollars sprechen, doch seit diesem Tag handelt es sich vielmehr um eine Euroschwäche, die durch die Austrittsgerüchte um Griechenland aus dem Euroraum zusätzlich weiterbefeuert wurden. Seitdem Janet Yellen Mitte Dezember ankündigte möglicherweise schon im April die Zinsen anheben zu wollen, hat der Euro noch einmal 10 US-Cent binnen einem Monat verloren. Als ich mit meinem Verkaufsignal für den Euro im Frühjahr des letzten Jahres bei 1,40 USD allein auf weiter Flur stand, hätte ich selbst nicht erwartet, dass der Euro so tief fallen würde.

JEDER IM MARKT IST BEREITS SHORT

Die Terminmarktdaten der US-Aufsichtsbehörde zeigen seit längerer Zeit, dass praktisch längst jeder im Markt short im Euro und long für den US-Dollar positioniert ist. Diese Daten werden von Umfragewerten zum Sentiment mit Rekordwerten bestätigt. Sollte Draghi jetzt nicht das QE-Programm liefern wie es die Welt erwartet (Weil er den Euro praktisch schon schwach geredet hat und dieser zum US-Dollar auf den tiefsten Stand seit dem Jahr 2003 fiel.) und später auch noch die Zinsanhebung in den USA auf unbestimmte Zeit verschoben werden sowie Griechenland nicht aus dem Euroraum austreten, dürfte es zu einem gewaltigen Short-Squeeze im Euro kommen. Bisher gab es jedoch noch kein Kaufsignal und das Momentum nahm unerwartet stark zu.

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Die Notenbanker reden den US-Dollar hinauf und den Euro hinunter, was das perfekte Umfeld für das Smart Money ist, um sich genau anders herum zu positionieren. Eine Zinsanhebung in den USA ist eingepreist sowie das QE-Programm in Europa. Mittelfristig wird jedoch klar werden, dass die Zinssenkung verschoben und stattdessen ein neues QE4 benötigt werden wird. Dies wird dann dazu führen, dass der Euro wieder zur Stärke neigen bzw. der US-Dollar stärker abwerten muss. Die Frage ist nur, wie weit der Euro bis dahin noch fallen kann. Dieser ist seit dem Verkaufsignal bei 1,40 USD ohne nennenswerte Zwischenerholung gefallen, was ungewöhnlich ist und daher eine Gegenbewegung längst überfällig wäre, die dann auch stärker ausfallen dürfte. Vielleicht sahen wir im Euro im Rahmen der SNB-Aktion bereits den Sell Off, doch in dieser Geschwindigkeit, wie bisher, wird es wohl nicht länger bergab gehen. Die letzte signifikante Unterstützung vor der Parität im EUR/USD liegt aktuell bei 1,16 USD, weshalb man jetzt auf eine Gegenbewegung jederzeit gefasst sein muss. GAS- UND ÖLPREISE EXPLODIEREN NACH RUSSISCHEM LIEFERSTOPP

Putin hatte diese Woche dem staatlichen Energieministerium angeordnet die Lieferung von Gas über die Ukraine nach Europa um 60% zu kürzen. Die Ukrainer werden beschuldigt heimlich größere Mengen Gas abzuzapfen. Dies führte zu einem Anstieg von 10% im Erdgas und der Preis für Rohöl der Sorte BRENT sprang fast drei US-Dollar nach oben. Dabei wurde die Lieferung aus Russland an sechs Länder völlig eingestellt. (Bulgarien, Griechenland, Mazedonien, Rumänien, Kroatien, Türkei) Die EU war außer sich und nannte es völlig inakzeptabel, ihren Mitgliedsländern so plötzlich den Hahn abzudrehen. Alexander Novak vom Energieministerium sagte dazu nur, dass "die Entscheidung getroffen sei" und man plane alle russischen Gasströme, die einst über die Ukraine liefen, nun über eine Route via der Türkei zu senden. Russland plant von Januar bis Februar aus staatlichen Fonds US-Dollar im Umfang von 88 Mrd. USD gegen Rubel am Markt zu verkaufen und trennt sich somit weiter ein Stück vom Petrodollar-System ab. Die größten russischen Unternehmen mussten auf Drängen der Regierung erst kürzlich ihre Dollarbestände abbauen. Die Russen sind davon überzeugt, dass ihre Währung unterbewertet sei und sehen in dem Tausch ein rationales Geschäft, womit sie recht behalten dürften.

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Im Rohöl war ich wohl einer der ganz Wenigen, denen bereits vor über einem Jahr die Manipulation im Ölmarkt auffiel und wir deshalb stets vor fallenden Ölpreisen warnten. Beispielsweise schrieb ich am 06.04.2014 "Der Rohölpreis für die Nordseesorte BRENT fiel unter den langfristigen Aufwärtstrend, womit der Abwärtstrend bestätigt wurde. Die CoT-Daten bei WTI sprechen Bände, die auf BRENT übertragbar sein dürften. Es gibt weitaus genügend Angebot und die Nachfrage steigt aufgrund der rezessiven Marktkräfte nicht mehr." und am 17.08.2014 "Damit ist BRENT in  einem Bärenmarkt und lässt viel mehr Potenzial nach unten in den nächsten Monaten" am 08.09.2014 "Mittelfristig hat der Preis noch genügend Potenzial nach unten. Der Abwärtstrend wird in den nächsten Monaten vermutlich an Fahrt aufnehmen und Öl wahrscheinlich stärker fallen, als es sich im Augenblick viele vorstellen können. Nur eine weitere Eskalation des Streits um Neurussland oder eine weitere Manipulation kann dem Preis jetzt noch helfen, doch darauf würden wir nicht setzen."

In Interviews auf der Metallwoche sprach ich ebenso öfters davon, dass der Ölpreis von der US-Regierung künstlich gepuscht würde und ein deutliches Überangebot am Markt vorhanden sei. Nach dem russischen Lieferstopp für Gas, konnte die Talfahrt des Rohölpreises bei 43 USD nun vorübergehend gestoppt werden. Die CoT-Daten sind noch lange nicht bereinigt und das Überangebot ist immer noch vorhanden, weshalb der Preis längere Zeit auf niedrigem Niveau verharren könnte, solange keine erneute Verknappung durch exogene Faktoren auftritt. In dieser Woche zeigte Öl erstmals relative Stärke obwohl die Lagerbestände entgegen den Erwartungen auf 5,38 Mio. Barrel gestiegen waren, was kurzfristig ein bullisches Indiz ist und darauf hindeutet, dass jetzt eine Bodenbildungsphase beginnen ihren Anfang finden könnte.

Auch im Vergleich zum Gold sieht man klar, dass der Rohölpreis völlig unterbewertet bzw. der Goldpreis relativ zum Öl zu teuer ist. Der starke US-Dollar, Deflationsängste und niedrige Energiepreise drückten in den letzten Wochen zusätzlich auf den Goldpreis. Mittelfristig dürfte das den Goldpreis weiter belasten, da eine schnelle Erholung im Öl noch nicht absehbar ist. Ein Fass Rohöl kostet im Augenblick nur 1,18 Gramm Gold, während der langfristige Durchschnitt bei 1,8 Gramm je Barrel liegt. Dieses Verhältnis wird sich, solange der Goldpreisanstieg gemanagt wird, wieder umkehren und über 1,8 Gramm je Fass ansteigen, weshalb dies eine interessante mittelfristige Anlagestrategie zu sein scheint. Mehr zum Ölpreis und der Prognose dazu finden Sie im Premium-Marktkommentar.

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ANALYSE ZU GOLD

Viele - ja fast alle - hatten an unserem starken Kaufsignal für Gold, Silber und die Minen gezweifelt, doch in der Retrospektive behielten wir recht und das Tief gelang es uns wieder einmal exakt zu identifizieren. Wir konnten das Tief gar auf den Tag genau ausmachen und nahmen die Gewinne aus dem Short-Trade mit. Wir hatten den Insidern über die Schulter gesehen und waren uns damals 100% sicher, dass die Edelmetalle nun steigen würden. Umso erstaunter waren wir dann über die hohe Volatilität und die ständigen Rücksetzer, die den Aufbau einer vernünftig großen Longposition im Markt erschwerte, da man immer wieder ausgestoppt wurde und somit die Marktteilnehmer verunsicherte. Unsere erste Zielmarke waren die 1.243 USD und darüber sahen wir den Weg bis 1.340 USD frei. Seit unserem Kaufsignal zu Anfang November bei 916 Euro im Gold, konnte der Preis fast 200 Euro zulegen und das mittelfristige Kaufniveau bei 1.000 Euro je Feinunze übersprungen werden, womit sich die Wahrscheinlichkeit deutlich erhöht hat, dass wir hier im November möglicherweise das langfristige Tief sahen.

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Zuletzt waren wir uns unsicher, ob Gold wegen der Dollarstärke noch über 1.243 USD ansteigen könnte, da sich die Rallye im Eurogold dafür manifestiert hatte. Die CoT-Daten waren zuletzt schon nahe dem negativen Bereich und einen Anstieg, wie den der letzten Woche, hätte es wohl kaum gegeben, wenn die SNB nicht für Unsicherheit und Angst an den Märkten und somit zu einer Kaufpanik im Gold gesorgt hätte. Da ein exogener Faktor für den Anstieg über 1.243 USD verantwortlich war, bin ich in meiner Meinung zwiegespalten. Einerseits war der Goldpreis vor dem Ereignis schwach und es sah so aus als würde es einer längeren Bodenbildungsphase bedürfen, bevor Dynamik in einen Anstieg kommen könnte. Andererseits könnte der erneute Vertrauensverlust in den Euro und das Weltwährungssystem ein Game Changer für Gold sein, der ihm weiteren Auftrieb verleiht. Bei 1.280 USD gibt es einen kleinen Widerstand, doch auch den Anstieg bis 1.340 halten wir im besten Fall für möglich, bevor es wieder zu einer Korrektur kommen dürfte. Die Markttechnik wurde in den letzten beiden Tagen durcheinander gewirbelt und die Lage muss sich erst einmal beruhigen, bevor sich ein exaktes Verkaufsignal geben lässt. Genaueres erfahren wir wie immer kurzfristig durch die Beobachtung der Terminmarktdaten, der Insider und der Manipulation im Markt. Wir würden uns einen Anstieg bis 1.340 USD wünschen, der mit einem Anstieg im Silber auf 18,60 USD einherginge und wir dann ein Verkaufsignal erhalten würden. Doch der Markt bleibt volatil und Anstiege werden immer wieder ausgebremst werden und noch ist ein langfristiges Tief nicht in trockenen Tüchern, weshalb wir die Manipulation in den Edelmetallmärkten weiterhin genau beobachten werden.

© Blaschzok Financial Research 2015

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