Blutbad am Edelmetallmarkt – Gold nahe der Unterstützung bei 1.800$

03.10.2023 13:59 von Markus Blaschzok

Der Goldpreis durchbrach in der letzten Handelswoche die wichtige Unterstützung bei 1.900$, worauf die Bullen ihre Long-Positionen am Terminmarkt fallen ließen wie heiße Kartoffeln. Dieser Einbruch war bereits sehr wahrscheinlich geworden, nachdem der Zinsentscheid der US-Notenbank (Fed) eine Woche davor sehr hawkish ausgefallen war. Über Monate hinweg hofften die Märkte, die Fed würde baldige Zinssenkungen signalisieren, die in dem hohen Goldpreis bereits eskomptiert waren. Diese Hoffnungen wurden jedoch zerschlagen und stattdessen zeigte der Dot-Plot des Offenmarktausschusses, dass die Zinsen viel länger auf diesem hohen Niveau verbleiben werden. 

Nachdem sich der Goldpreis über viele Wochen zwischen seiner Unterstützung bei 1.900$ und einem Abwärtstrend zunehmend eingekeilt hatte, sorgte die Enttäuschung letztlich für einen richtungsweisenden Ausbruch nach unten. Mittlerweile crashte der Goldpreis förmlich auf 1.815$ und nähert sich schnell der nächsten entscheidenden Unterstützung bei 1.800$, wo der Abverkauf sein vorläufiges Ende finden dürfte.

Nachdem am Goldmarkt alle Dämme brachen, wurden auch die Bullen am Silbermarkt in die Flucht geschlagen. Silber durchbrach seinen einjährigen Aufwärtstrend bei 23,30$, der in den letzten Monaten immer wieder durch den Aufbau neuer Long-Positionen am Terminmarkt verteidigt wurde. Dies offenbarte bereits eine Schwäche am Silbermarkt, sodass auch hier die Bullen letztlich kapitulierten und ihre Long-Positionen fallen ließen. Dies führte zu einem schnellen Abverkauf auf 20,70$, wobei die nächste Unterstützung bei 20$ bereits sehr nahe ist. Von hier aus dürfte es zumindest eine technische Gegenbewegung geben. Ob das Tief am Silbermarkt damit dann erreicht wurde oder ob auch noch die nächste Unterstützung bei 18$ angelaufen wird, verrät uns vermutlich der nächste COT-Report am Freitag.

Der HUI-Goldminenindex, der zuvor schon stark gefallen war, fiel allein in der letzten Woche noch einmal um 7,3% und erreichte am Montagabend mit 198 Punkten mittlerweile mein Korrekturziel, das ich bei 280 Punkten ausgerufen hatte. Im Mai hatten wir die Minenaktien zum Hoch verkauft und auf einen Rücksetzer bis 200 Punkte gehofft. Einige Minenaktien fielen sogar um 50%, wodurch wir nun teilweise die doppelte Menge an Aktien zurückkaufen können.

Gold, Silber und die Minenaktien brachen stark ein

Die Letzten beißen die Hunde

Die Zinsen für zehnjährige US-Staatsanleihen stiegen mittlerweile auf 4,7% an, dem höchsten Stand seit Oktober 2007. Der US-Dollar setzte seine Rallye der letzten Wochen fort, wobei der USD-Index mittlerweile bei 106,9 Punkten handelt. Gleichzeitig schrumpft die US-Geldmenge durch das QT-Programm der Fed weiter, während die Kreditvergabe der US-Banken erstmals schrumpft. Dies ist alles bärisch für den Aktienmarkt sowie die Edelmetallpreise. Die Bullen am Aktien- und am Goldmarkt haben diese Entwicklung jedoch sehr lange ignoriert.

Als ich vor einigen Monaten ein Kaufsignal für den Dollar bei 99,6 Punkten und ein Verkaufssignal für Gold bei 2.005$ gab, war das Sentiment einseitig bärisch für den US-Dollar und diametral gegensätzlich extrem bullisch für den Goldpreis. Jedermann glaubte, Gold würde das neue Allzeithoch schnell hinter sich lassen und weiter ansteigen, obwohl weder das Sentiment noch das Umfeld der Zinsen, der Geldmenge sowie der Dollar- und Wirtschaftsentwicklung dafürsprachen.

Wenn der letzte Investor von gestiegenen Preisen in den Markt gesogen wurde, gibt es keine neuen Käufer mehr, die den Preis weiter nach oben treiben könnten. Dann beginnt der Markt zu kippen und durch sein eigenes Gewicht zu fallen. Trader und Investoren springen sukzessive ab, je tiefer der Preis fällt, bis der Preiseinbruch in einer Verkaufspanik sein Ende findet. Diese Verkaufspanik bildet dann den Boden einer neuerlichen Hausse, wenn die Masse der Investoren bärisch ist.  

Die irrationalen Überschwänge sind an Rohstoffmärkten eher kurzlebig, während sie am Aktienmarkt mehrere Jahre andauern können. Sie sind jedoch gut zu identifizieren und im Swing-Trading handelbar, wie ich die letzten zehn Jahre unter Beweis stellen konnte. Wann immer die Edelmetallpreise stark gestiegen sind und die Investoren fast schon aggressiv bullisch sind, sollte man sich dieser irrationalen Stimmung bewusstwerden. Dann sollte man, solange die Party noch läuft den Aufzug verlassen, bevor er durch die hohe Last an Positionen der Bullen in die Tiefe rauscht.

Wenn alle bereits in Euphorie gekauft haben, gibt es keine neuen Käufer mehr und der Preis fällt

Kurzfristig mehr Licht als Schatten

Die gute Nachricht ist, dass der Goldpreis bei 1.800$ eine signifikante Unterstützung und unser ursprüngliches Korrekturziel bereits so gut wie erreicht hat, weshalb es nach dem schnellen und starken Abverkauf dort mindestens eine Stabilisierung des Preises oder eine technische Gegenbewegung geben sollte. Wir nehmen hier die Gewinne aus unsrem Short-Trade erst einmal mit. Ob das schon das Tief auf Sicht der nächsten Monate war oder ob es zuvor noch einmal eine Etage tiefer gehen wird, wird die Entwicklung am Terminmarkt in den nächsten Wochen zeigen. Kurzfristig agierende Trader decken ihre Shortpositionen and dieser Unterstützung erst einmal ein und spekulieren auf eine Gegenbewegung. Im folgenden Chart sind meine Kauf- und Verkaufssignale der letzten beiden Jahre gut zu sehen.

Bei 1.800$ gibt es eine erste gute Unterstützung am Goldmarkt

Auch der Goldpreis in Euro hat, wie wir erwartet hatten, noch einmal die Unterstützung bei 1.740€ je Feinunze angelaufen. Dies entspricht dem Preishoch des Jahres 2020, was an sich ein gutes Kaufniveau ist, insbesondere da ich in den nächsten 6-12 Monaten von einer weiteren Abwertung des Euro und diametral gegensätzlich von einer Stärke des US-Dollar ausgehe. Gerade der Euroraum ist aufgrund hausgemachter Probleme sehr schwach und es dürfte nur eine Frage weniger Monate sein, bis der Goldpreis in Euro wieder über dem Goldpreis in US-Dollar handeln wird. Gerade den Investoren im Euroraum bleibt keine Wahl, außer auf Gold zu setzen, bevor der Euro seine Talfahrt in den nächsten Wochen und Monaten fortsetzen wird.

Gold in Euro ist wieder auf 1.740€ je Feinunze gefallen

Mittelfristig fehlt bisher das Umfeld für eine neue Rallye

Womöglich bereinigt sich der Terminmarkt in den nächsten Tagen oder Wochen völlig, womit das Setup für einen neuen Preisanstieg vorhanden wäre. Das werden wir erst in den neuesten COT-Daten am Freitag sehen.

Gegen eine sofort beginnende neue Rallye des Goldpreises und eher für eine Seitwärtsphase spricht das noch immer unverändert deflationäre Marktumfeld und der weiterhin starke US-Dollar. Die Zinsen bleiben hoch, die Geld- und Kreditmenge schrumpft, die Wirtschaft rutscht in die Rezession ab und der US-Dollar dürfte in den kommenden Monaten weiter an Stärke gewinnen. Wir sahen in der Vergangenheit oftmals Bodenbildungsphasen am Goldmarkt, die mehrere Monate andauerten, bevor neue Katalysatoren eine weitere Rallye auslösten.

Ein Katalysator für eine neue Rallye wäre eine erneute Ausweitung der Geldmenge seitens der Notenbanken als Reaktion auf eine schwere Rezession oder einen neuen Schwarzen Schwan, der aus dem „Nichts“ auf die Märkte trifft. Dies würde den Notenbanken eine neue Lizenz zum Gelddrucken geben.

Sollte die US-Notenbank jedoch diesmal die Füße stillhalten und die Aktienmärkte in einer Rezession crashen oder in eine mittelfristige Baisse übergehen lassen, dann wäre es möglich, dass der Goldpreis nach einer Stabilisierung mit einem fallenden Aktienmarkt noch weiter mit nach unten gerissen wird. Erst dann, wenn die Notenbanken ein Eingreifen signalisieren, ist das Startsignal für eine neue Rallye des Goldpreises mit Sicherheit da. Bis dahin sollte man vorsichtig sein und nicht zu früh zu stark auf die Käuferseite wechseln. Viele Goldbullen hatten in den letzten sechs Monaten bereits auf Zinssenkungen gewettet und Gold nahe seinem Allzeithoch gekauft, wobei sie ihre fehlerhafte Erwartung nun nach dem Goldpreiseinbruch teuer bezahlen mussten.

Technische Analyse zu Silber: Starker Preisrückgang nach Bruch des Aufwärtstrends

Terminmarkt: COT-Report

Der COT-Report wird immer freitags seitens der US-Terminmarktaufsicht (CFTC) veröffentlicht, wobei der Stichtag der Datenerhebung der Schlusskurs vom Dienstag ist. Die COT-Daten werden also immer mit einer Verzögerung von drei Tagen veröffentlicht. Premium Abonnenten von Blaschzok Research erhalten vor Handelsschluss am Freitag ein Blitzupdate mit Analysen zu Gold, Silber und Platin. Die COT-Daten ermöglichen einen Blick in die Zukunft, da sie einerseits ein Sentiment-Indikator sind und andererseits eine gute Einschätzung des Angebots und der Nachfrage am physischen Markt ermöglichen. Mit ihnen hat man einen Vorteil im Trading am Rohstoffmarkt.

COT-Daten für Silber vom 29. September:

Die neuesten COT-Zeigen, dass sich der Silberpreis in der Vorwoche sehr schwach zeigte. Dieser fiel um 37 US-Cent und die Spekulanten gingen mit 3,2 Tsd. Kontrakten Long, was Schwäche zeigte. Der COT-Index verschlechterte sich auf 38 Punkte, was ein immer noch schlechtes Niveau ist. Ein Einbruch auf 20$ war damit sehr wahrscheinlich geworden. Die Daten sprechen eigentlich sogar für eine Korrektur des Silberpreises bis 18$. Wir sehen hier einen wirklich schlechten Wochenreport. Die Positionierung der BIG 4 ist auch noch viel zu hoch. Dieser Report ist sehr interessant, da er sehr bärisch ist.

Der Terminmarkt war zuletzt mit einem COT-Index von 38 Punkten weit davon entfernt, einen Boden zu signalisieren

Nachdem der Goldpreis die Unterstützung bei 1.900$ durchbrach und der Abverkauf einsetze, konnten auch die Silberbullen den einjährigen Aufwärtstrend nicht mehr verteidigen. Nachdem dieser brach, warfen die Spekulanten ihre Long-Positionen auf den Markt und der Preis fiel im Tief auf 20,70$. Bei 21$ gibt es eine erste Unterstützung, doch dürfte am Silbermarkt das Tief noch nicht drinnen sein. Der Terminmarkt ist bei weitem noch nicht bereinigt und wichtige Unterstützungen wurden noch nicht erreicht. Bestenfalls kann die Unterstützung bei 20$ dem Silberpreis einen nachhaltigen Boden bilden, da der Goldpreis bereits die Unterstützung bei 1.800$ angelaufen hat.

Verstärken sich jedoch die rezessiven Kräfte und bleibt das bärische Umfeld intakt, so wäre auch ein erneuter Test der Unterstützung bei 18$ denkbar, da der Terminmarkt noch bei weitem nicht bereinigt ist.

Erst wenn die Notenbanken mit QE-Programmen auf eine Rezession oder auf einen exogenen Schock reagieren bzw. sich ein Eingreifen abzeichnet, wird der Silberpreis zusammen mit dem Goldpreis abheben. Im kurzfristigen Trading sehe ich bei 20$ eine gute kurzfristige Kaufchance, die man aber schnell mit einem Stop-Loss auf Break Even absichern sollte.

Der Aufwärtstrend brach und es folgte ein Einbruch auf bisher 21$

Langfristige Analyse

Silber handelte über fünf Jahre hinweg in einer Handelsspanne zwischen 14$ auf der Unterseite und 19$ auf der Oberseite. Seit dem bullischen Ausbruch Mitte 2020 ist das langfristige Chartbild grundsätzlich bullisch, solang der Silberpreis über 18$ handelt.

Charttechnisch war der Preisrückgang auf 18$ im letzten Sommer im Langfristchart ein idealtypischer Rücksetzer an den vorherigen langjährigen Abwärtstrend, von dem der Silberpreis wieder abgeprallt und folgend wieder angestiegen war. Silber konnte bereits aufgrund der Hoffnung auf neue quantitative Lockerungen und Zinssenkungen in 2023 wieder ansteigen und so in die Handelsspanne zwischen 22$ und 28$ zurückkehren.

Im Langfristchart sieht man noch deutlicher, wie wichtig der mittelfristige Aufwärtstrend war, der nun brach. Dadurch drehte das charttechnische Bild von mittelfristig bullisch auf bärisch und ein erneuter Test des letztjährigen Tiefs bei 18$ wäre durchaus möglich!

Im nächsten Jahr ist ein Ausbruch über 28$ wahrscheinlich, wenn die Notenbanken wieder neues Geld als Antwort auf eine Rezession drucken werden, worauf ein Anstieg auf 36$ folgen sollte.

Sobald die Notenbanken wieder Geld drucken und die Inflation erneut durch die Decke geht, dürfte die Nachfrage nach Gold und auch Silber als sicherer Hafen vor Inflation stark ansteigen. Es dürfte sich dann über einige Jahre hinweg ein Defizit am physischen Markt entwickeln, welches den Silberpreis weit über sein nominales Allzeithoch bei 50 US-Dollar tragen wird.

Das langfristige Chartbild ist jetzt bärisch und ein Abverkauf auf 18$ ist denkbar

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